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Synästhesie möglicherweise nicht genetisch bedingt  
  Bei der so genannten Synästhesie - der Überschneidung von Sinneswahrnehmungen - spielen genetische Faktoren nach einer aktuellen Studie britischer Forscher nur eine untergeordnete Rolle.  
Dies könnte bedeuten, dass jeder Mensch zu synästhetischen Empfindungen - etwa dem Fühlen oder Sehen von Klängen - fähig ist. Schätzungen zufolge ist einer von 2.000 Menschen davon betroffen, die Ursache dafür vermuteten Forscher bisher in einem Erbmerkmal auf dem X-Chromosom.
Erbanlagen könnten geringe Rolle spielen
Versuche von Forschern um Simon Baron-Cohen der University of Cambridge deuten nun darauf hin, dass die Genetik - wenn überhaupt - nur von geringer Wichtigkeit ist. Die Mediziner untersuchten sechs Personen, die spät im Leben erblindet und zuvor Synästhetiker waren. Bei drei von ihnen veränderte sich die Synästhesie nach der Erblindung.
->   Synästhesie bei medicine worldwide
Synästhetische Empfindungen können verändert werden
Einer verband vor der Erblindung bestimmte Tage und Monate sowie Musik mit verschiedenen Farben. Nach Erlernen der Blindenschrift nahm er auch beim Berühren bestimmter Schriftzeichen oder sogar nur beim Gedanken an die Berührung Farben wahr.

Da die Blindenschrift erlernt wurde, geht die an der Studie beteiligte Forscherin Megan Stevens davon aus, dass das Gehirn die Synästhesie daran angepasst hat.
Assoziationen sind verbreitet
Ein zweiter Versuch deutet darauf hin, dass jeder Mensch zu solchen Assoziationen fähig ist. Einer anderen Versuchsperson, die keinen Bezug zu Synästhesie hatte, wurden fünf Tage lang die Augen verbunden.

Immer wenn der Mann einen bestimmten Auszug aus Mozarts Requiem hörte, sah er eine erschreckende Fratze, allerdings nur dann, wenn die Augen verbunden waren.
Vermutung: Fähigkeit normalerweise gehemmt
Dies sei zwar keine klassische Synästhesie, räumen die Forscher ein, aber der gleiche Effekt konnte jederzeit zuverlässig durch den spezifischen Reiz wieder ausgelöst werden.

Stevens vermutet, dass bei Nicht-Synästhetikern die eingehenden visuellen Signale das Eingehen von Reizen des Tastsinns und Gehörs in das Sehzentrum hemmen.

"Wenn es keine visuelle Stimulation mehr gibt, werden vielleicht andere Verbindungen wichtiger", sagte sie der Zeitschrift "New Scientist".
->   Weird links with words and colours in the mind (New Scientist)
->   Website von S. Baron-Cohen (Autism Research Center)
->   Website von Megan Stevens (Univ. Oxford)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Forscher sind dem "Farben Hören" auf der Spur (13.9.02)
->   Synästhesie - Vernetzung der Sinne (5.3.02)
 
 
 
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01.01.2010