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Bekämpfungsprogramm gegen fremde Arten  
  Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten stellen in allen Weltregionen die Ökologie auf den Kopf und verdrängen ursprünglich einheimische Organismen. Über erste Erfolge im - wenig zimperlichen - Kampf gegen fremde Spezies berichten nun französische Forscher.  
Die Wissenschaftler des Institut National de la Recherche Agronomique-France (INRA) in Rennes Frankreich berichten über erste Erfolge von - so grauslich es klingt - "Ausrottungskampagnen" fremder Spezies auf 45 Inseln der Bretagne, im Mittelmeer und auf den französischen Antillen.
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Invasoren im Tier- und Pflanzenreich
Die Artenvielfalt auf unserem Planeten ist noch heute fast unüberschaubar groß. Doch die Globalisierung hat auch Flora und Fauna erfasst. Pflanzen- und Tierarten werden absichtlich eingeführt, reisen als blinde Passagiere oder entkommen durch reine Unachtsamkeit - und siedeln sich dann in fremden Ländern an. Das Problem: Nicht alle Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen können und wollen nebeneinander gedeihen. In gewissen Umgebungen können die so genannten Neophyten bzw. Neozoen zu wahren Artenkillern im System werden. Rund 1.350 eingewanderte Tierarten und etwa 600 neue Pflanzen sollen beispielsweise in Österreich bzw. Deutschland bereits heimisch geworden sein.
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Nager und kleine Säuger als großes Problem
Vor allem die Einführung von Nagern und sonstigen kleinen Säugetieren hatten auf mehreren Inseln bereits zu einem erheblichen Biodiversitätsverlust geführt, berichten die Experten. Oft finden nämlich fremde Spezies nahezu ideale Bedingungen vor.

Vor allem, wenn sie im neuen Lebensraum auf keine natürlichen Feinde treffen, vermehren sie sich explosionsartig. Etwa als Nahrungskonkurrenten können sie dabei die ursprünglichen Arten und die Artenvielfalt empfindlich reduzieren bis völlig ausrotten.
Vollständige Ausrottung nötig
Ein Hauptproblem bei Bekämpfungsmaßnahmen ist, dass man - um dauerhaften Erfolg zu haben - die unerwünschten Arten radikal und vollständig ausrotten müsste. Denn einige wenige Organismen würden ausreichen, um in wenigen Jahren wieder die gleiche, problematische Situation zu haben.

Die am INRA entwickelte Ausrottungsmethode basiert auf einer mehrmaligen Nutzung von Fangvorrichtungen und einer chemischen Bekämpfung. Die Forscher schafften die totale Ausrottung eingeschleppter Wanderratten auf Inseln der Bretagne, Hausratten auf Korsika und Martinique sowie von Java-Mangostanen (eine Baumart, Anm.) auf Guadalupe.
Nur positive Auswirkungen festgestellt
Die Wissenschafter registrierten durch die völlige Eliminierung der Arten keine einzige negative Auswirkung, sehr wohl aber positive auf die ursprüngliche Artenzusammensetzung.

So konnte ein außergewöhnlicher Anstieg der Anzahl an Brutpaaren von vier Vogelarten in der Bretagne verbucht werden. Der Felsenpieper etwa vermehrte sich innerhalb von fünf Jahren sieben Mal so rasch wie in den Jahren zuvor.
Rasanter Anstieg beim Vogel-Nachwuchs
Auch die Zahl der Nachkommen konnte durch die Maßnahmen bei vier Vogelarten gesteigert werden, so von null auf 90 Prozent beim Audubons Sturmtaucher auf Martinique oder von 47 auf 90 Prozent beim Gelbschnabelsturmtaucher auf Korsika.

Auf der Malban Insel gelang die erneute Ansiedlung des Riesensturmvogels. Ohne die fremden Wanderratten gab es in der Bretagne eine 20-fache Steigerung der Anzahl der Gartenspitzmäuse innerhalb von vier Jahren.
->   Institut National de la Recherche Agronomique-France
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01.01.2010