News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Alpbach: Debatte um Präimplantationsdiagnostik  
  Das österreichische Fortpflanzungsmedizingesetz ist laut Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) veraltet. Sie plädiert dafür, Präimplantationsdiagnostik - mit starken Einschränkungen - zu erlauben.  
Andererseits sollte man die Regelung, Embryos mit schweren Schädigungen bis zum Geburtstermin abtreiben zu können, überdenken. Dies erklärte die Ressortchefin am Montag zum Abschluss der Alpbacher Gesundheitsgespräche.
...
Umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID)
PID ist die Untersuchung von im Reagenzglas befruchteten Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib. Zu unterscheiden ist die Technik von der - in Österreich erlaubten - so genannten Fruchtwasseruntersuchung bei natürlich entstandenen Schwangerschaften. Befürworter der PID argumentieren, dass so etwaige genetische Erkrankungen oder Schäden erkannt werden könnten und so den Eltern Leid erspart würde. Gegner argumentieren, dass damit auch der selektiven Auswahl von Embryonen - etwa nach bestimmten Charakterzügen oder Körpermerkmalen - Tür und Tor geöffnet würde. In Österreich ist die PID derzeit nach dem aus dem Jahr 1992 stammenden Fortpflanzungsmedizingesetz verboten.
->   Fortpflanzungsmedizingesetz
...
Wann beginnt menschliches Leben?
"Der Schutz und die Integrität des menschlichen Lebens von Beginn seiner Existenz stehen im Zentrum aller bioethischen Überlegungen. Damit ist immer auch die Frage verknüpft, wann eigentlich menschliches Leben entsteht", erklärte die Ministerin.

Ab welchem Zeitpunkt könne man von einem schützenswerten menschlichen Subjekt sprechen, dessen Würde unangetastet bleiben müsse. "Die Beantwortung dieser Frage - und ich sage dies ohne jede Häme - fällt nur den großen christlichen Religionsgemeinschaften leicht."
Für "sehr eingeschränkt zugelassene PID"
Die Bioethikkommission sei einig darin gewesen, dass auch eine Präimplantationsdiagnostik dann ethisch vertretbar wäre, wenn sie auf nicht oder nur begrenzt lebensfähige Embryonen abziele.

"Ich glaube, dass wir früher oder später den Schritt wagen sollten, eine sehr eingeschränkt zugelassene PID im Sinne des Votums der Bioethikkommission offiziell zu ermöglichen und dafür eine klare rechtliche Basis zu schaffen", so Maria Rauch-Kallat.

Die Anwendung dieser diagnostischen Methode sei sehr restriktiv zu handhaben. "Auf Grund der Komplexität des Menschen ist grundsätzlich der einzige entsprechende Einsatz ausschließlich auf die Diagnose von monogenetischen Krankheiten zu beschränken."
Novellierung des Gesetzes unausweichlich
Jedenfalls werde man nicht um eine Novellierung des Gesetzes herum kommen. Die Ministerin: "Das Fortpflanzungsmedizingesetz aus dem Jahre 1992 ist meiner Überzeugung nach nur mehr unvollkommen in der Lage, der rasant fortschreitenden medizinischen Forschung gerecht zu werden. (...) Der kirchliche Standpunkt lässt, das ist nicht zu bestreiten, den forschenden Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wenig bis gar keinen Spielraum."

Gleichzeitig - so Maria Rauch-Kallat - sollten andere Regelungen überdacht werden: "Schon jetzt dürfen in Österreich Embryonen, bei denen durch eine Genanalyse ein schwere geistige und körperliche Schädigung nachgewiesen wurde, bis zum Geburtstermin abgetrieben werden, eine Rechtslage, die ich angesichts unserer Geschichte als eugenische Indikation für sehr verbesserungswürdig halte."
->   Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
->   Europäisches Forum Alpbach 2004
->   Mehr zur PID im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010