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Forscher geben ägyptischer Mumie ein Gesicht  
  Der Mann lebte vor rund 3.000 Jahren in Ägypten - und wurde nach seinem Tod mumifiziert. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern aus Italien hat ihm nun ein Gesicht gegeben. Dafür stützten sich die Forscher lediglich auf eine Technik der Computertomografie. Der Körper der Mumie wurde nicht ausgewickelt.  
Das italienische Forscherteam setzte sich aus Medizinern, Anthropologen und forensischen Experten zusammen.

Gemeinsam untersuchten sie den mumifizierten Körper eines Mannes, der vor etwa 3.000 Jahren in Ägypten lebte. Der Handwerker namens Harwa war nach seinem Tod mumifiziert worden.
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Die Studie der Forscher um Federico Cesarini erscheint unter dem Titel "Facial Reconstruction of a Wrapped Egyptian Mummy Using MDCT" im "American Journal of Roentgenology", Bd. 183, Seiten 755-758, Ausgabe vom September 2004.
->   Abstract der Studie im "AJR"
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Rekonstruktion von Gesichtern
Die Rekonstruktion der Gesichter Verstorbener ist heute vor allem aus der forensischen Wissenschaft bekannt. Mit anderen Worten: Man versucht, nicht mehr kenntliche Opfer eines Gewaltverbrechens wieder identifizierbar zu machen.

Doch auf für die Anthropologie und Medizin sei die Technik von Bedeutung, schreiben die Forscher um Federico Cesarini im im "American Journal of Roentgenology". Anthropologen könnten mehr über Mitglieder alter Gesellschaften lernen, Mediziner über damalige Krankheiten erfahren.
Neue CT-Technik im Test
Bild: American Journal of Roentgenology
Ziel der Studie war es nun, die Technik der so genannten MDCT ("Multidetector Computed Tomography") bezüglich der Rekonstruktion von Gesichtern zu evaluieren, wie die Wissenschaftler schreiben.

Objekt ihrer Untersuchung war eine Mumie aus dem Ägyptischen Museum von Turin, die zwischen 1903 und 1906 bei Ausgrabungen italienischer Forscher im "Tal der Königinnen" gefunden wurde. Der Tote, ein Kunsthandwerker namens Harwa, lebte demnach während der 22. oder 23. Dynastie - also zwischen 945 und 715 vor Christus.

Im Bild: ein Zwischenstadium der Rekonstruktion.
Kopf-Modell zeigt sogar Leberfleck
Bild: American Journal of Roentgenology
Mithilfe der MDCT erhielten die Forscher nun verschiedene 3-D-Bilder des Gesichtes, ohne dafür die Mumie in irgendeiner Weise manipulieren zu müssen. Auf Basis der Bilder fertigte das Team schließlich ein Plastilin-Nylon-Modell des Kopfes.

Nach Angaben der Forscher hat sich gezeigt, dass Harwa zum Zeitpunkt seines Todes etwa 45 Jahre alt war. Die Aufnahmen waren sogar detailliert genug, um einen Leberfleck auf der linken Schläfe des Mannes zu sehen.

Das Gehirn der Leiche wurde durch die Nasenhöhle entfernt, die Zähne seien in einem schlechten Zustand, heißt es darüber hinaus in der Studie. Andere Anzeichen einer Krankheit wurden nicht gefunden.

Im Bild rechts zu sehen ist das fertige Modell: Ähnlich einer Totenmaske sieht man das rekonstruierte Gesicht von Harwa. Zu sehen ist auch der "Leberfleck" auf der linken Schläfe des Mannes.
Harwa könnte auch dicker gewesen sein
Die Forscher weisen auch darauf hin, dass der genaue Fettgehalt des Gewebes im Gesicht nicht festgestellt werden konnte. Mit anderen Worten: Harwa könnte durchaus auch um einiges moppeliger ausgesehen haben.

Auf "subjektive Interpretationen" habe man bewusst verzichtet, heißt es zudem. Daher zeigt das Modell lediglich das Gesicht, weder Haare, noch Bart oder Hautfarbe haben die Forscher hinzugefügt oder berücksichtigt.
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->   Neue Software gibt Toten "lebendige Gesichter" (5.8.03)
 
 
 
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01.01.2010