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Neu: Österreichisches Netzwerk für Traumatherapie  
  Traumatisierte Patienten werden oft nicht als solche erkannt: Sie werden stattdessen als depressiv, schizophren oder psychotisch therapiert, kritisiert das neue Österreichische Netzwerk für Traumatherapie.  
"Trauma", das bedeutet Verletzung. Krieg, Verkehrsunfälle, Naturkatastrophen, Vergewaltigungen, Gewalt in der Familie - all das kann traumatisieren und all das hinterlässt - wenn nicht behandelt - jahrelang Spuren in Form von klinischen Symptomen wie z.B. Depressionen, Angststörungen oder psychosomatischen Erkrankungen.
Wien: 800.000 erleiden einmal im Leben ein Trauma
"Einer Studie zufolge kann man annehmen, dass alleine in Wien 800.000 Menschen im Laufe ihres Lebens einmal ein traumatisches Erlebnis erleiden müssen", sagt die Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin Sylvia Wintersperger. Sie hat das "Österreichische Netzwerk für Traumatherapie" mitgegründet.
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Stichwort Trauma: Mehrschichtige Abläufe
Laut derzeitigem Forschungsstand sind die Abläufe in der traumatischen Situation mehrschichtig. Im Gehirn ändert sich der Modus der Informationsverarbeitung. Der Mandelkern blockiert die Verbindung zu höheren Gehirnzentren. Sowohl die Verbindung zum Sprachzentrum, als auch zu bestimmten Gegenden des Vorderhirns, welche für die Einordnung von Erlebnissen in Sinn und Bedeutung zuständig sind, werden unterbunden. Die Erlebnisse werden fragmentiert gespeichert, ohne konkrete Bedeutungseinordnung. Das, was gerade passiert, wird aufgeteilt nach verschiedenen Sinnesgebieten in die neuronalen Netzwerke aufgenommen: Das Gesehene, das Gehörte, das Gefühlte, das im und am Körper Gespürte, das soeben Gedachte, etc. Bedingt durch Stoffwechselvorgänge im Gehirn (u.a. Endorphinausschüttung) ändern sich Wahrnehmung und Bewusstseinszustand.
Quelle: Österreichisches Netzwerk für Traumatherapie
->   Österreichisches Netzwerk für Traumatherapie
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Wenn die Erinnerung Lücken lässt
"Es gibt in traumatischen Situationen das Phänomen, dass Erlebnisse derart extrem sind, so dass das Gedächtnis auslässt und dass andere Gedächtnisfunktionen einsetzen", so die Traumtherapie-Expertin Sylvia Wintersperger.

"Es ist eines der Ziele in der Traumatherapie, im Zuge der Bemühungen das Erlebnis zu reintegrieren und die Gedächtnislücken aufzuheben."
Österreichweit geschätzte 60 "Traumatherapeuten"
Traumatherapie sei keine eigene Schule, so Sylvia Wintersperger, sondern bestehe aus einer Reihe von Behandlungsformen und Techniken, die auf eine bestehende Psychotherapie aufbauen.

Derzeit gebe es an die 60 qualifizierten Traumatherapeuten und Therapeutinnen in Österreich, schätzt die Expertin.
Informationen auf der Internetplattform
Das neue Netzwerk will alle Experten vereinen und bietet vorerst Basisinformationen und Kontaktmöglichkeiten im Internet - natürlich auch für Betroffene. Das Netzwerk wurde gegründet, um Betroffenen und spezialisierten Einrichtungen die Möglichkeit des Kontakts und des Erfahrungsaustausches zu bieten.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Alles zum Stichwort Trauma im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010