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Handliches Südtirolerisch-Wörterbuch erschienen  
  "Sprechen Sie Südtirolerisch?" - unter diesem Titel präsentiert ein soeben erschienener "Sprachführer für Einheimische und Zugereiste" die Südtiroler Sprachwelt von A wie "aa" bis Z wie "zwitschern".  
Neben dem sprachdidaktischen Aspekt verhilft das Autorenduo Alexander Larch und Angelika Unterholzner dabei ganz nebenbei auch zur amüsanten Einsicht, dass das Südtirolerische wie so viele Dialekte über einen reichhaltigen Fundus an Schimpfwörtern verfügt.
Schimpfwörter eher italienisch
Ist in Südtirol jemand "inkazziert" (wütend), kommt ihm schon mal ein kräftiges "Oschpelemuggn!" (Ausdruck der Verärgerung) über die Lippen. Beide Wörter übrigens haben italienische Wurzeln.

Für Schimpfwörter werde das Italienische gar bevorzugt, schreiben die Autoren. Anglizismen nehmen - wenig überraschend - ebenfalls zu. Angst um das sprachliche Erbe aber sei fehl am Platz, so Larch und Unterholzner.
Mundart liegt im Trend
Im Gegenteil: In der schriftlichen Kommunikation erlebe die Mundart derzeit sogar einen Aufschwung, was nicht zuletzt am Trend zum formlosen Mailen und "SMSen" liege. Und überhaupt, was heißt da schon Südtirolerisch? Manche Begriffe sind schon im Nebental nicht mehr üblich.
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Beispiele, mehr oder minder verständlich
Nicht alle Wörter werden Orts- und Dialektfremden "spanisch" vorkommen. Das Unterbein als "Wadl" feiert soeben österreichweit im Werbefernsehen fröhliche Urständ', und das "Glumpet" kann seine Verwandtschaft zum hier zu Lande bekannten "Klumpert" nicht verleugnen.

Angesichts von Beispielsätzen wie "Der Zoch werd der Pfott woll epper nit a Poppele ungehängt hobm?" geraten Unkundige aber ins Grübeln. "Der Mann wird der Frau doch wohl nicht ein Kind gemacht haben?" lautet die bange Frage in diesem Fall.

Es geht rund in Südtirol, dieser Eindruck drängt sich auch dadurch auf, dass nicht nur Schimpfwörter, sondern auch Bezeichnungen für weibliche und männliche Geschlechtsorgane nicht gerade spärlich gesät sind.
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Betrunken: Viele Worte für einen Zustand
Und auch der tiefe Blick ins Glas hat im Südtirolerischen mannigfaltige Ausdrucksmöglichkeiten: Danach nämlich ist man wahlweise brillo, knill, zua, moul, zach oder schlicht stotzlochvoll.

Der "Kail" ist "eines der vielen Wörter, die es im Südtirolerischen für einen ordentlichen Rausch gibt", formulieren es charmant die Autoren.
Autoren sind keine "Piniolos"
Doch um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: Auch Unverfängliches findet sich zur Genüge in "Sprechen Sie Südtirolerisch", übrigens der letzte Teil eines Streifzuges durch die österreichischen Dialekte des Ueberreuter Verlages, dessen Flaggschiff Peter Wehles Klassiker "Sprechen Sie Wienerisch" ist.

Wer sich mit diesem Buch auf Urlaub nach Südtirol begibt, ist jedenfalls gewappnet vor allzu hohen Sprachbarrieren. Anspruch auf Vollständigkeit aber erheben die Autoren nicht, wird betont: Schließlich sind sie ja keine "Piniolos" - Pedanten.
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"Sprechen Sie Südtirolerisch?" Von Alexander Larch und Angelika Unterholzner, Verlag Ueberreuter, Wien 2004. 96 Seiten, 9.95 Euro, ISBN 3-8000-7047-2.
->   Sprechen Sie Österreichisch? (Verlag Ueberreuter)
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01.01.2010