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Suche nach "Aliens": Flaschenpost statt Radiosignale  
  Will man in Kontakt mit außerirdischen Lebensformen treten, sollte man besser ein Päckchen schicken statt Radiosignale auszusenden, meinen zwei US-Wissenschaftler. Der Gedanke ist zwar nicht neu, doch die Forscher haben nun erstmals die Effizienz beider Kommunikationsformen berechnet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Erstkontakt mit "Aliens" via Flaschenpost durchs All am wirkungsvollsten wäre.  
Christopher Rose vom WINLAB der Rutgers University und sein Kollege Gregory Wright haben sich auch bereits Gedanken gemacht, wo etwaige Pakete von Außerirdischen auf und um die Erde gelandet sein könnten.
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Die Berechnungen von Christopher Rose und Gregory Wright ist unter dem Titel "Inscribed matter as an energy-efficient means of communication with an extraterrestrial civilization" in "Nature" (Bd. 431, Seiten 47-49, Ausgabe vom 2. September 2004) erschienen.
->   Abstract der Studie in "Nature"
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Radiowellen für die interstellare Kommunikation
Dass Radiowellen prinzipiell dafür genutzt werden können, um über interstellare Distanzen hinweg zu kommunizieren, ist bekannt, wie Rose und Wright einleitend in "Nature" schreiben. So sucht etwa das Projekt SETI@home der Universität Berkeley in vom Arecibo Observatory aufgezeichneten Radiosignalen nach Botschaften von Außerirdischen.

Und die allererste Botschaft, die jemals von der Erde aus ins All geschickt wurde, bediente sich ebenfalls dieses Mediums: Vor rund 30 Jahren sendete das Arecibo Radioteleskop ein Piktogramm in Form von digitalen Zeichen. Eine Antwort dürfte allerdings in jedem Fall noch auf sich warten lassen - denn die angepeilten Sterne sind 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
->   SETI@home (Berkeley University)
Studie: Physisches Objekt wäre effektiver
Rose und Wright argumentieren nun, dass diese Art der Kommunikation nicht sehr effizient ist. Will man mehr als nur die simple Botschaft "wir existieren" schicken, dann wäre ihren Berechnungen zufolge ein physisches Objekt, das kodierte Information enthält, weitaus geeigneter.

Denn die Radiowellen verteilen sich im Laufe ihre Reise durch den Kosmos - und werden so "verwässert". Mit anderen Worten: Selbst wenn ein Teil der ursprünglichen Nachricht irgendwo und irgendwann einen Empfänger im All erreichen sollte, würde dennoch der größte Teil der Energie verloren gehen.
Mehr Information über größere Distanz
Wollte also tatsächlich eine Zivilisation komplexere Informationen über eine substanzielle Entfernung verschicken, müsste sie mit der Radiowellen-Methode entweder eine Antenne in der Größe der Erde bauen, oder auf die gute alte "Flaschenpost" zurückgreifen.

Theoretisch könnte in irgendeiner Form beschriebene Materie jedenfalls mehr Information über weitaus größere Reisedistanzen transportieren - und würde während der Reise keine verlieren, so die US-Wissenschaftler.
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Das Kriterium der Eile wird dabei ausgeklammert
Man habe das Senden von Objekten immer als eine Verschwendung von Energie betrachtet, berichten die beiden Forscher in "Nature". Denn eine Hauptüberlegung früherer Untersuchungen zu dem Thema sei immer gewesen, dass gewissermaßen die Zeit drängt. Angenommen dass extraterrestrische Zivilisationen innerhalb eines Radius von einigen dutzend Lichtjahren existierten, könnten Radiowellen für eine gegenseitige Kommunikation genutzt werden, die sich in der Zeitspanne menschlichen Lebens bewegt (oder zumindest der Langlebigkeit von Institutionen, wie sie anmerken). Wenn aber die Eile ausgeklammert wird, dann - so haben Rose und Wright eben berechnet -, ist eine interstellare Flaschenpost tatsächlich weitaus Energie-effizienter als die Verständigung via elektromagnetischer Wellen.
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Wo und wie sollte man suchen?
Rose und Wright gehen auch gleich noch einen Schritt weiter - und haben sich überlegt, wie und an welcher Stelle der näheren Erdumgebung man nach einer möglicherweise längst eingetroffenen Nachricht außerirdischer Intelligenz suchen sollte: Sie schlagen etwa die Umgebung von Jupiter, Sonne und Mond vor.

Und da eine Botschaft aller Wahrscheinlichkeit nach angekommen wäre, nachdem unser Sonnensystem einst vom größten Teil protoplanetarischer Reste befreit war, sollte - wie auch immer das Medium aussieht - es weniger erodiert sein als ein gewöhnlicher Asteroid.

Die beiden Wissenschaftler regen daher in ihrem Artikel an, via Radar vor allem nach Objekten zu suchen, die über eine ungewöhnlich "glatte" Radarsignatur verfügen.
Schon die Pioneer-Sonden trugen Plaketten
Bild: NASA-HQ-GRIN
Und natürlich sind zuvor bereits andere auf die Idee mit der "greifbaren Botschaft" zwecks Kontaktaufnahme mit "Aliens" gekommen: Zwei NASA-Sonden - Pioneer 10 (gestartet 1972) und 11 (gestartet 1973) - enthielten eine Goldplakette mit einer so genannten "Goodwill"-Nachricht an eventuelle Leser im All.

Sollten diese Interesse an den Erdenbewohnern zeigen, erleichtert ihnen vielleicht die ebenfalls eingravierte Karte das Suchen: Darauf verzeichnet ist die genaue Position der Erde in unserem Sonnensystem.

Rechts im Bild ist ein Ausschnitt der berühmten "Goodwill"-Plakette der Pioneer-Sonden zu sehen.
Suche im eigenen "planetaren Hinterhof"
"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die sorgfältige Suche in unserem eigenen planetaren Hinterhof genauso wahrscheinlich Zeugnisse von extraterrestrischen Zivilisationen offenbaren könnte wie das Studium entfernter Sterne durch Teleskope", schließt ihr Artikel in "Nature".
->   WINLAB der Rutgers University
->   Arecibo Observatory
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Stern "37 Gem" als möglicher Quell für Leben (9.10.03)
->   SETI-Forscher untersuchen mögliche ''Alien-Signale'' (18.3.03)
->   Sind wir allein im Kosmos? (28.1.03)
->   Experten: Außerirdisches Leben ist wahrscheinlich (15.7.02)
 
 
 
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01.01.2010