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Analphabetismus: Immer noch ein Tabuthema  
  Noch immer ist Analphabetismus ein Tabuthema. Schätzungen zufolge könnten in Österreich bis zu eine halbe Million Menschen leben, die nicht schreiben und lesen können. Offizielle Zahlen gibt es keine.  
In Österreich könnte es damit mittlerweile mehr Analphabeten als Volksschüler geben. Doch offizielle Zahlen zum Analphabetismus gibt es bis dato keine, eigentlich bezeichnend für ein Tabuthema. Am Mittwoch ist "Weltalphabetisierungstag".

Nach Angaben der für den Bereich Bildung zuständigen UN-Organisation UNESCO sind weltweit rund 860 Millionen Erwachsene Analphabeten - mehr als 500 Millionen davon sind Frauen.
Scham über das Unvermögen
Am wenigsten ehrenrührig ist es dabei noch für Immigranten, auch im höheren Alter noch einmal die Schulbank zu drücken.

Etwa zwei Drittel der Interessenten für Kurse etwa Polycollege Stöbergasse sind daher Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache, berichtete Judith Wenninger vom Polycollege gegenüber der APA.

Personen, die immer in Österreich gelebt haben, und dennoch nicht lesen und schreiben können, zeigen deutlich mehr Scham über ihr Unvermögen. Dennoch: Zu spät ist es nie, Lesen und Schreiben kann in jedem Alter erlernt werden, ist die Expertin überzeugt.
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Verbergen wird zunehmend problematischer
Analphabetismus wird heute vielfach noch totgeschwiegen, die Betroffenen entwickeln teilweise ein erstaunliches Geschick, ihr Manko zu verbergen. Das beginnt bei der "vergessenen Brille" und reicht bis zur "verstauchten Hand". Was vor Jahrzehnten noch halbwegs zu bewerkstelligen war, wird aber im Zeitalter der Computerisierung zunehmend zum Problem. So sind Analphabeten heute praktisch nicht mehr im Stande, einen Behördenweg zu erledigen. Selbst bei der Jobsuche am Arbeitsmarktservice (AMS) ist ohne die Fähigkeit, Lesen zu können, Sendepause.
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Unterscheidung dreier Formen
Generell unterscheiden Bildungsexperten primären, sekundären und funktionalen Analphabetismus. Im ersten Fall wurde das Lesen und Schreiben nie erlernt, im zweiten Fall durch Nichtgebrauch wieder vergessen.

Beim funktionalen Analphabetismus können Menschen zwar teilweise Lesen und Schreiben, sind aber nicht fähig, etwa einen gelesenen Text zu verstehen oder wiederzugeben. Laut PISA-Studie sind rund 18 bis 20 Prozent der fünfzehn- bis sechzehnjährigen in Österreich als "schlechte Leser" einzustufen.
Maßgeschneiderte Kurse für Erwachsene
Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten maßgeschneiderte Kurse für Menschen, die das Lernen von Lesen und Schreiben nachholen wollen. Etwa im Polycollege gibt es eigene Kurse für Menschen mit deutscher Muttersprache, die Einteilung je nach Vorkenntnissen erfolgt nach individuellen Gesprächen.
->   UNESCO (Bereich Bildung)
->   Mehr zum Thema Analphabetismus in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010