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Geplantes Hollywood-Ende für Mission "Genesis"  
  Vor drei Jahren hat die Weltraummission "Genesis" begonnen. Seither hat die NASA-Sonde Partikel des Sonnenwindes eingesammelt, die Aufschluss geben sollen über die Entstehung unseres Sonnensystems. Nun steht der - dramatische - Abschluss der Mission bevor: Mit zwei von Hollywood-Stuntmen pilotierten Hubschraubern soll die Kapsel der Sonde aufgefangen werden, während sie an einem Fallschirm auf die Erde schwebt.  
32 Millionen Kilometer lange Reise
Drei Jahre und 32 Millionen Kilometer hat "Genesis" zurückgelegt, um Sonnenstaub zu sammeln - das erste außerirdische Material, das je außerhalb unserer Mondumlaufbahn gesammelt und zur Erde gebracht wurde.

Weltraumforscher wollen damit die Formation der Planeten unseres Sonnensystems und seine Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren besser verstehen lernen.
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Live-Übertragung
Die NASA überträgt das erhoffte Auffangen von "Genesis" live im Internet.
->   Genesis Webcasts
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Schiff wirft Sonde ab, Fallschirme sollen bremsen
NASA-Berechnungen zufolge müsste die Landekapsel am Mittwoch um 17.55 Uhr MESZ über einem US-Luftwaffenstützpunkt im Südwesten von Salt Lake City in die Erdatmosphäre eindringen, vier Stunden nachdem die Sonde sie abgeworfen hat.

Sobald sie noch 33 Kilometer vom Erdboden entfernt ist, sollen sich zwei Fallschirme öffnen: erst ein kleinerer zur Stabilisation, sechs Minuten später ein großer Fallschirm.
Zwei Hubschrauber-Teams, fünf Fangversuche
Bild: NASA
So soll das Manöver aussehen
Dann treten die zwei Hubschrauber, beide mit einer dreiköpfigen Besatzung, auf den Plan: Die Mannschaft des ersten Hubschraubers wird versuchen, die Kapsel der Sonde mit einer Stange mit langem Haken am Fallschirm aufzufangen.

Wenn das nicht klappt, wartet ein paar hundert Meter unterhalb der zweite Helikopter. Laut dem zuständigen NASA-Projektleiter haben die Piloten Zeit für insgesamt fünf Fangversuche. Spektakuläre Einsätze sind sie ohnehin gewohnt: Für die Mission wurden laut NASA Stuntflieger aus großen Hollywood-Actionproduktionen rekrutiert.
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Hollywood-Stuntmen im Einsatz
Einer davon ist der Hubschrauber-Pilot Dan Rudert, der schon in Hollywood-Filmen wie "Charlie's Angels" gewagte Stunts durchführte. In einer Höhe von 1.200 Meter soll er sich das zehn Meter lange und drei Meter breite Gleitsegel der Sondenkapsel schnappen. Dazu ist unter seinem Hubschrauber eine rund sechs Meter lange Stange mit einem überdimensionalen Haken angebracht worden.

Schlägt der Versuch fehl, greift der zweite, in rund 600 Meter Höhe positionierte Pilot ein. Beide Besatzungen haben für ihre Fangversuche knapp zehn Minuten Zeit. Alle elf Probeversuche, einen ähnlichen Fallschirm an den Haken zu bekommen, sind geglückt.
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Partikel gesammelt am "Lagrange-Punkt 1"
Die Sonde "Genesis" war im August 2001 ins All geschickt worden und platzierte sich auf dem so genannten Lagrange-Punkt 1, wo sich die Anziehungskraft von Erde und Sonne genau die Waage halten.

Dort sammelte sie Partikel des Sonnenwinds ein: geladene Teilchen, die von der Sonne ins All strömen. Dafür ist die 494 Kilogramm schwere Sonde mit Sensoren aus Diamanten, Gold, Silicium und Saphiren ausgestattet, die die ionisierten Partikel auffingen.
->   Mehr über die Lagrange-Punkte (NASA)
Zehn bis zwanzig Mikrogramm Sonnenwind
"Genesis" wird voraussichtlich zehn bis zwanzig Mikrogramm der unsichtbaren Teilchen mitbringen. Sie sollen in einem NASA-Zentrum bei Houston in Texas aufbewahrt und analysiert werden.

Die eingesammelten Atome, glauben die Wissenschaftler, könnten beispielsweise Aufschluss geben, wie sich vor Milliarden von Jahren in den frühen Tagen unseres Sonnensystems die Planeten herausgebildet haben.
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Sonnenwind
Der Sonnenwind ist ein konstanter, aber sehr variabler Strom von Teilchen, die aus der Sonnenatmosphäre entweichen und radial nach außen strömen und den ganzen interplanetaren Raum (auch Heliosphäre genannt) erfüllen. Er besteht hauptsächlich aus geladenen Teilchen, d.h. Ionen, Alpha-Teilchen und Elektronen.
->   Mehr über den Sonnenwind (Wikipedia)
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Im Notfall bleibt "Genesis" länger im Orbit
Sollte alles gut gehen, dann bringt die NASA erstmals seit mehr als 30 Jahren wieder Spuren aus dem Weltall zur Erde. 1972 kehrte die Crew von Apollo 17 mit einer Kollektion von Mondgestein zurück.

Sollte jedoch z.B. das Wetter den Piloten einen Strich durch die Rechnung machen, hat die NASA einen Rettungsplan in der Hinterhand. "Genesis" wird dann die Kapsel nicht abwerfen, sondern bis zum nächsten Versuch sechs Monate lang einfach im Orbit parken.
->   Genesis Mission (NASA)
 
 
 
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01.01.2010