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Studie: Artensterben löst Kettenreaktion aus  
  Das Aussterben von Tieren und Pflanzen setzt eine Kettenreaktion in Gang - und ist damit weitaus dramatischer als bisherige Prognosen vermuten lassen, wie ein internationales Forscherteam nun berichtet.  
Sie haben anhand von bestimmten Fällen Berechnungen angestellt - und kommen auf zusätzliche 6.300 Arten, die somit vom Aussterben bedroht sind. Ihre Ergebnisse sind im Fachmagazin "Science" erschienen.
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Die Berechnungen der Forscher sind unter dem Titel "Species Coextinctions and the Biodiversity Crisis" in "Science", Bd. 305, Seiten 1632-1634, Ausgabe vom 10. September 2004 erschienen.
->   Die Studie in "Science" (kostenpflichtig)
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Verschwinden einer Art bedroht bis zu 100
So kann beispielsweise laut Studie das Verschwinden einer einzigen Tierart wie der südamerikanischen Wanderameise Eciton burchelli bis zu 100 Vogel-, Käfer- und Milbenarten ihrer Existenzgrundlage berauben und viele von ihnen verschwinden lassen.

Die Wissenschaftler warnen nun, dass die bisherigen Zahlen bedrohter Arten nicht das Gesamtbild reflektieren.

Nach ihren Kalkulationen muss die Welt zusätzlich mit dem Verschwinden von 6.300 "abhängigen" Arten rechnen. Im Jahr 2003 hatte die Weltnaturschutzunion (IUCN) 12.259 Arten als gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht aufgelistet.
->   Rote Liste 2003: Mehr als 12.000 Arten bedroht (19.11.03)
Vor allem komplexe Lebensräume betroffen
Insbesondere in komplexen Lebensräumen wie dem tropischen Regenwald seien viele Tierarten voneinander abhängig, schreibt die Gruppe um den Biologen Lian Pin Koh von der Universität Singapur.

Sterbe eine "Schlüsselart" aus, ziehe sie oft viele abhängige Arten nach sich. Derartige Abhängigkeiten bestehen beispielsweise zwischen Beute- und Raubtier, Wirt und Parasit oder Pflanzen und auf sie spezialisierte Pflanzenfresser.
Kettenreaktion bislang wenig beachtet
Diese Kettenreaktion nach einem Artentod hat laut "Science" bisher wenig Beachtung gefunden. So habe es lange gedauert, bis der Verlust tropischer Schmetterlinge in Singapur mit dem Aussterben jener Pflanze in Verbindung gebracht wurde, von der sich die Raupen der Falter ernähren.

Ein anderes Beispiel liefert die Bedrohung eines Parasiten, der Taubenlaus Columbicola extinctus, durch das Aussterben der Wandertaube Ectopistes migratorius.

Allerdings sei diese Laus auch eine Ausnahme. Sie habe ihr Schicksal inzwischen selbst in die Hand genommen und nach dem Aussterben der Taube andere Arten gefunden, die ihr Nahrung "frei Haus" bieten.
->   Department of Biological Sciences der National University of Singapore
->   Mehr zu bedrohten Arten in science.ORF.at
->   Das Stichwort Biodiversität im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010