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Lymphom-Erkrankungen: Immer mehr Patienten  
  Die Situation bei den Lymphom-Erkrankungen hat sich wesentlich gewandelt. So gibt es etwa immer mehr Patienten, wie Mediziner aus Anlass des ersten Welt-Lymphom-Tages am 15. September erklärten.  
"Der Hintergrund sind die steigenden Zahlen an Lymphomerkrankungen und die oft späte Diagnose", sagte Günther Gastl von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Universitätsklinik in Innsbruck am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Mehr Neuerkrankungen, bessere Heilungschancen
"In Österreich ist die Inzidenz (Rate der jährlichen Neuerkrankungen, Anm.) beängstigend gestiegen: Von fünf pro 100.000 Einwohner und Jahr in den fünfziger Jahren auf heute 20 bis 25 pro 100.000 Menschen und Jahr. Es gibt in Österreich jährlich etwa 3.000 Neuerkrankungen", so der Experte.

Doch es gibt auch Positives zu berichten: Die Heilungschancen haben sich laut Gastl in den letzten Jahren dramatisch verbessert.
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Lymphome: Schleichende und tückische Erkrankung
1832 beschrieb der britische Arzt Thomas Hodgkin zum ersten Mal bösartige Tumorerkrankungen, die von Lymphozyten ausgehen. Sie erhielten die Bezeichnung "Hodgkin-Lymphom". Alle anderen Lymphome - mit etwa 30 Untergruppen - werden als "Non-Hodgkin-Lymphome" bezeichnet.
->   Weitere Informationen in www.medicine-worldwide.de
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Agrarchemikalien als Grund für Erkrankungsanstieg?
Die Gründe für den Anstieg dieser Erkrankungen mit einer Entartung der Lymphozyten (B- bzw. T-Zellen) sind nicht ganz klar. Studien aus Israel und den USA deuten auch auf einen Zusammenhang mit Agrarchemikalien hin.

Weiters gibt es sicher einen Anstieg mit der wachsenden Lebenserwartung der Bevölkerung in den Industriestaaten.
Pro Jahr rund 185.000 Todesfälle
"Weltweit gibt es pro Jahr rund 62.000 Fälle von Hodgkin-Lymphomen. Zwei Drittel der Patienten sind Männer. Etwa ein Drittel der Patienten stirbt daran. Das sind pro Jahr etwa 25.000 Todesfälle", erläuterte der Mediziner Günther Gastl.

An einem Non-Hodgkin-Lymphom erkranken laut dem Experten weltweit jährlich derzeit etwa 286.000 Menschen. "60 Prozent sind Männer. Es sterben rund 161.000 Patienten, also etwa 50 Prozent."
Ergänzung von Chemo- und Strahlentherapie
Chemo- und Strahlentherapie sowie in manchen Fällen Knochenmarktransplantation wurden in den vergangenen Jahren zunehmend durch zielgerichtete Therapie mit monoklonalen Antikörpern ergänzt.

Hier ist für die Lymphom-Therapie der Rituximab-Antikörper ("MabThera"/Roche; gegen die CD20-Oberflächenstruktur weißer Blutkörperchen gerichtet) zugelassen worden. Er wird jetzt in Europa vor allem in Kombination mit einer herkömmlichen CHOP-Chemotherapie eingesetzt (Cyclophosphamid-Doxorubicin-Vincristin-Prednison).
Studie belegt Vorteile der Kombination
Eine erst vor kurzem vorgestellt britische Studie belegte eindeutig die Vorteile einer Kombination von Chemo- und Immuntherapie.

Beim langsamer fortschreitenden "indolenten" Non-Hodgkin-Lymphom konnte damit die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zu einer herkömmlichen Chemotherapie (Cyclophosphamid-Vincristin-Prednison) von 15 auf 27 Monate fast verdoppelt werden, stellte Ulrich Jäger, Klinische Abteilung für Hämatologie an der Wiener Universitätsklinik im AKH, fest.

"Ein komplettes Ansprechen mit dem Verschwinden des Tumors erfolgte unter der Kombinationstherapie bei 40,7 Prozent der Patienten, bei ausschließlicher Chemotherapie (ohne zusätzliche monoklonale Antikörper, Anm.) bei zehn Prozent der Patienten", so der Experte. Insgesamt stiegen die Ansprechraten von 57,2 auf 80,9 Prozent. Es gäbe bereits erste Hinweise auf eine höhere Überlebensrate.
Fortschritte auch bei Non-Hodgkin-Lymphom
Auch bei der aggressiveren Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, das an sich schon bisher besser behandelbar war, weil hier die sich in Lymphknoten bildenden Tumoren durch das schnellere Wachstum per Strahlen oder Zytostatika leichter angreifbar sind, zeigte sich unter der Kombinationstherapie eine um zwölf Prozent gesteigerte Überlebenschance der Patienten.

Wichtig - so Gastl - wäre auch die Etablierung von Patienten-Selbsthilfegruppen für Lymphom-Kranke. Vom 3. bis 6. Oktober findet in Innsbruck eine gemeinsame Tagung von Onkologenund Hämatologen mit rund 3.000 Teilnehmern statt.
->   Medizinische Universitätsklinik Innsbruck
->   Klinische Abteilung für Hämatologie (Medizinische Universitätsklinik Wien)
 
 
 
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01.01.2010