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Energy-Drinks "verleihen keine Flügel"  
  Energy-Drinks sind vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt, gerade am Wochenende werden sie gerne in Kombination mit Alkohol getrunken. Dass dies aber keine "Flügel verleiht", haben nun brasilianische Mediziner festgestellt. Sie haben Jugendliche nach intensiver Verabreichung von Energy-Drink-Alkohol-Mixgetränken körperlich getestet - und keinerlei Leistungssteigerungen entdecken können.  
Alkohol-Auswirkungen nicht reduziert
Taurin, Glucuronolacton und Koffein - das sind laut Red Bull die Hauptbestandteile, die zu "erhöhter Aufmerksamkeit und neuer Leistungsfähigkeit" führen sollen. Maria Formigoni von der Universität von Sao Paulo in Brasilien und ihr Team wissen laut ihrer in "Alcoholism: Clinical & Experimental Research" veröffentlichten Studie freilich nichts von derlei Effekten zu berichten.

Die zwei eindeutigen Resultate: Weder konnte durch die Kombination von Alkohol und Energy-Drink eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit erzielt , noch die durch den Alkohol ausgelösten physiologischen und biochemischen Effekte reduziert werden.
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Die Studie "Does an energy drink modify the effects of alcohol in a maximal effort test?" ist in der aktuellen Ausgabe von "Alcoholism: Clinical & Experimental Research" (Bd. 28 Nr. 9, September 2004; DOI: 10.1097/01.ALC.0000139822.74414.EC) erschienen.
->   Original-Abstract ("Alcoholism: Clinical & Experimental Research")
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Kombination von Energy und Alkohol
Gleichgültig ob Brasilien oder Österreich - der Heimstätte von "Red Bull" -, rund um den Globus werden Energy-Drinks in immer größerem Umfang konsumiert. Speziell durch die Kombination mit starken Alkoholika wie Wodka oder Whisky lassen sich so subjektiv die Auswirkungen des Alkohols reduziert erleben.
Studie: Befragung und Überprüfung
Um dies zu überprüfen, betrieben die Forscher ihre Studie. Sie bestand aus zwei Teilen: Im ersten Schritt befragten die Mediziner Konsumenten des koffeinhaltigen Getränks bezüglich ihrer subjektiven Empfindungen, im zweiten wurden physische Leistungen überprüft.
Drei Viertel mischen, ein Drittel wird glücklich
76 Prozent aller Befragten tranken Energy-Drinks gemeinsam mit Alkoholika. Dabei war der Anteil derer, die durch die Kombination die Auswirkungen des Alkohols reduzieren wollten, und jenen, die sie verstärken wollten, ungefähr gleich groß.

37 Prozent der Befragten berichteten nach dem Genuss des Mixgetränks von einem Glücksgefühl, 30 Prozent von Euphorie, 26 von einem stärkeren Extrovertiertsein und 24 Prozent von einem Gefühl größerer Kraft. Diesen letzten subjektiven Eindruck überprüften die Forscher dann objektiv.
Fahrrad-Belastungstest nach vier "Diäten"
Dazu wurde die Hilfe von 14 männlichen Probanden in Anspruch genommen: Jeweils mit einem Zeitabstand von einer Woche wurden sie vier Fahrrad-Belastungstests unterzogen - nachdem sie zuvor mit Wasser, Alkohol (1g/kg), Energy-Drinks (3.57 ml/kg Red Bull) bzw. einer Kombination der beiden letzteren versorgt worden waren.
Untersuchung physiologischer und biochemischer Faktoren
Eine Stunde nach der Ergometerprüfung wurde eine Reihe physiologischer Parameter (die Aufnahme von Sauerstoff in die Muskulatur, die Herzfrequenz an der Ventilationsschwelle, Atemfrequenz, Blutdruck und Puls), biochemischer Variabeln (Glukose, Laktat, Hormone und Neurotransmitter) und Blut-Alkohol-Werte untersucht.
Herzfrequenz und Laktatwerte erhöht
 

Die Ergebnisse: Die Herzfrequenz nach dem reinen Alkoholgenuss und dem Mixgetränk war höher als nach dem Konsum von Wasser bzw. dem bloßen Energy-Drink. Ebenso waren die Laktat- bzw. Noradrenalinwerte ähnlich deutlich erhöht.

Trotz leichter Abweichungen konnten die Forscher hingegen bei der maximalen Sauerstoffaufnahme (fünf Prozent Einschränkung durch Alkohol, 1,4 Prozent durch den Energy-Drink, 2,7 Prozent durch die Kombination) keine signifikanten Unterschiede erkennen.
Alkohol wirkt wie Alkohol-Energy Drink-Mix
Der Schluss der Forscher: Die Leistungen im Belastungstest wurden durch Alkohol oder den Alkohol-Energy-Drink-Mix gleichermaßen verschlechtert. Energy-Drinks, so schreiben Formigoni und ihr Team, tragen nicht dazu bei, "die Leistung zu verbessern oder die Auswirkungen von Alkohol zu reduzieren".

Weitere Studien sollen folgen, kündigten die Forscher an. Sie sollen v.a. untersuchen, welche Auswirkungen die Energy-Drinks auf die Wahrnehmung von Zeit, Erinnerung und Koordinationsvermögen haben.
->   Universität Sao Paulo
->   Red Bull
 
 
 
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01.01.2010