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45. Deutscher Historikertag hat in Kiel begonnen  
  Der 45. Deutsche Historikertag in Kiel ist am Dienstag mit Visionen für Europa, aber auch scharfer Kritik an der "neoliberalen Hochschul- und Wissenschaftspolitik" eröffnet worden.  
Gesellschaftspolitische Bedeutung betont
Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms (FDP) appellierte am Dienstagabend in seiner Eröffnungsrede an die Historiker, ihren Beitrag für die Zukunft Europas zu leisten: "Nur wenn wir eine gemeinsame europäische Identität entwickeln, wird Europa in der Lage sein, zukünftige Aufgaben wie eine gemeinsame Friedens- und Sicherheitspolitik sowie eine weltweit koordinierte Umwelt- und Handelspolitik zu bewältigen."

Den Historikern komme eine "Aufgabe von höchster gesellschaftspolitischer Bedeutung" zu, nämlich die Ursprünge der europäischen Kultur und der europäischen Staaten zu erforschen und die Gemeinsamkeiten zu erklären.
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Baltische Staaten und Polen Gastländer
Der Historikertag verzeichnet mit rund 3.500 Teilnehmern aus mehr als 23 Nationen eine Rekordbeteiligung. Unter dem Generalthema "Kommunikation und Raum" stehen über 60 wissenschaftliche Veranstaltungen mit Themen von der Antike bis zur Gegenwart auf dem Programm. Erstmals gibt es ein Doktorandenforum und Vorträge für Schüler.

Die drei baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen sowie Polen sind Gastländer des Historikertages, der erstmals seit Beginn der Treffen 1893 eine Partnerregion hat und zum ersten Mal in Kiel tagt.
->   45. Deutscher Historikertag
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"Friedensmodell Europa"
Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis betonte in ihrem Grußwort, dass mit der EU-Osterweiterung jetzt alle Ostsee- Anrainerstaaten bis auf Russland Mitglied der Europäischen Union sind: "Das große Europa kann zum Friedensmodell der Welt werden."
Kritik an "neoliberaler Wissenschaftspolitik"
Der Rektor der Kieler Universität, Jörn Eckert, wandte sich mit scharfen Worten gegen eine "Wissenschaftspolitik mit neoliberalen Zügen". "Der Tendenz, die Geisteswissenschaften aus den Universitäten zu verdrängen, muss entgegengewirkt werden", sagte Eckert unter großem Applaus.

In Hamburg gebe es Pläne, insgesamt 30 Fächer von der Universität zu verbannen. Dabei hätten die Geisteswissenschaften eine große Bedeutung, indem sie die Orientierungsfunktion in einer immer komplexeren Welt erfüllten.
Stellenkürzungen und Sparauflagen
Massive Kritik an der deutschen Hochschulpolitik übte auch der Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Manfred Hildermeier. Die Hochschulreform, die bis Anfang 2005 die Einführung neuer Studiengänge - Bachelor of Arts und Master of Arts - vorsieht, sei angesichts der schlechten Rahmenbedingungen zum gewünschten Zeitpunkt nicht umsetzbar. Es fehle an Personal, Geld und Zeit.

Wegen Stellenkürzungen und Sparauflagen würden kleinere Fächer und Spezialisierungen abgeschafft. Das gelte auch für die osteuropäische Geschichte trotz EU-Erweiterung und wachsender Bedeutung. Trotz des allgemeinen Wunsches nach mehr Spezialisten für die arabische Welt und den Islam seien die vorhandenen Stellen zumeist auch gestrichen worden.
 
 
 
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01.01.2010