News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Historiker: Verhältnis USA-Europa wird schlechter  
  Die USA und Europa werden sich nach Ansicht des Heidelberger Historikers Detlef Junker auch bei einer Wahlniederlage von US-Präsident George Bush weiter voneinander entfremden.  
"In langfristiger historischer Perspektive vollzieht sich eine Erosion", sagte der frühere Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington am Freitag auf dem 45. Deutschen Historikertag in Kiel.
Militärgroßmacht und "Pax Americana"
Junker verwies auf das Selbstverständnis der USA als einzige verbliebene Großmacht, ihre Interessen notfalls mit militärischen Präventivschlägen durchzusetzen - ohne Rücksicht auf die UNO. "Für die USA ist nicht die Legalität des Verfahrens, sondern die Moralität der Sache entscheidend."


Gegenüber Europa herrsche "eine Verachtung". Der alte Kontinent lebe letztlich auf Kosten der USA, da er die für das Durchsetzen globaler Interessen notwendigen militärischen Ausgaben nicht leisten wolle.

Hinzu komme ein amerikanisches "Sendungsbewusstsein", die eigene Demokratie und Wirtschaftsform global als "Pax Americana des 21. Jahrhunderts" zu verbreiten.
Ethisch-religiöse Differenzen
Erhebliche Differenzen gebe es auch im kulturellen und ethisch-religiösen Bereich. "Ein vier Mal verheirateter Mann, der auch noch die Gottesformel beim Amtseid verweigert, wäre in den USA als Präsident undenkbar", sagte Junker mit Blick auf den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Allerdings litten die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Europa keineswegs unter der politischen "Erosion".
Henri Soutou: Europa wird zusammenwachsen
Der Pariser Zeitgeschichtler Professor Georges Henri Soutou sieht "ein langsames, aber unaufhaltsames Zusammenwachsen Europas" als parallele Entwicklung zur Vormachtstellung der USA. Es gebe aber erhebliche Schwierigkeiten in der Frage, wie die Europäische Union vorangebracht werden könne.

Der deutsch-französische Motor sei noch notwendig, aber für diese Aufgabe allein zu schwach, meinte Soutou angesichts von nunmehr 25 EU-Mitgliedstaaten.
Jerzey Holzer: Nationalismus Zukunftsproblem
Auch der Warschauer Historiker Jerzey Holzer äußerte die Überzeugung, dass die Integration in Europa trotz aller Probleme voranschreiten werde, wenn auch in unterschiedlichen Makro-Regionen.

Als Beispiele für die Probleme nannte Holzer Nationalismus in Osteuropa und unterschiedlich starke religiöse Traditionen.
->   Website des 45. Deutschen Historikertages
Mehr über die Tagung in science.ORF.at
->   Meinungen von Historikern über Hitler-Film geteilt (16.9.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010