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Influenza-Gefahr: Experten raten zur Impfung  
  Jährlich erkranken in Österreich durchschnittlich etwa 380.000 Menschen an der - potenziell lebensgefährlichen - Influenza. Laut neuen österreichischen Daten kann das bis zu 6.000 Menschen das Leben kosten.  
Bei einer Pressekonferenz unter Beteiligung von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) am Freitag betonten Experten die Notwendigkeit, dass sich möglichst viele Menschen gegen die Influenza impfen lassen.
Neue Impfkampagne
"Virus-Grippe im Anflug", lautet das Motto der diesjährigen Kampagne in Österreich, die in den kommenden Tagen anläuft. Beteiligt sind Ministerium, Ärzte- und Apothekerkammer sowie die Pharma-Industrie.
Teil des Vorsorgepaketes
Die Gesundheitsministerin: "Wir unterstützen die Aktion, weil es ein Teil des Vorsorgepaketes ist. Das ist auch aus gesundheitsökonomischer Sicht sinnvoll. Jährlich 6.000 Menschen sterben in Österreich an einer Virusgruppe. Im Vergleich dazu sind von 1983 bis jetzt 1.400 Menschen an AIDS gestorben."
Vor allem Kinder und Ältere gefährdet
 

Der beste Schutz gegen die Influenza - so Maria Rauch-Kallat - sei die Impfung. Gefährdet wären Kinder, Personen ab 60 Jahren, Menschen mit Herz- und Stoffwechselerkrankungen sowie Berufstätige mit großem Personenkontakt (medizinisches Personal, Kindergärtnerinnen, Verkäufer etc.).

Bisher ließen sich in Österreich jeweils nur etwas mehr als zehn Prozent der Menschen impfen.
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Impfstoffe für Kinder und Ältere
In Österreich gibt es in dieser Influenza-Saison neun verschiedene Impfstoffe. Relativ neu sind so genannte Spalt- und Subunit-Vakzine speziell für Kinder. Weiters gibt es Vakzine, die besonders für ältere Menschen geeignet sind. Sie enthalten ein Adjuvans, das den Effekt steigern soll. Neu ist ein virosomaler Impfstoff, bei dem auf künstlich produzierte Kügelchen (ähnlich den Viren) die notwendigen Antigene verankert sind. Er eignet sich sowohl für Kinder als auch zum Beispiel für Erwachsene, die eine Blutverdünnung wegen Herz-Kreislauf-Leiden benötigen.

Die Spezialvakzine für ältere Menschen kosten in den Apotheken 16 Euro. Für die Kinderimpfstoffe werden zehn Euro verlangt. Dazwischen liegt die Bandbreite für die "normalen" Influenza-Vakzine. Die Ärzte verlangen zehn Euro Impfhonorar.
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Kanada und USA impfen mehr als Westeuropa
David Fedson, international bekannter Influenza-Experte: "Der weltweite Gebrauch von Influenza-Vakzinen steigt an. Doch Westeuropa hinkt hinter Kanada und den USA nach. In Westeuropa lag Deutschland mit 210 Impfstoff-Dosen pro 1.000 Einwohnern im Jahr 2003 an der Spitze. Dann folgten Italien und Spanien. Alle Staaten außer Norwegen haben mehr Influenza-Impfstoff-Verbrauch als Österreich (Österreich: 127 Dosen pro 1.000 Einwohner). Den stärksten Zuwachs gibt es in den Entwicklungsländern."
Kommt neue Spanische Grippe?
Die Angst besteht allerdings, dass es zu einer neuen Influenza-Pandemie, ähnlich der "Spanischen Grippe" oder der "Hongkong Grippe", kommen könnte. Der Experte: "Das wird kommen. Wir wissen nur nicht, wann. 1918 hatten wir eine solche Pandemie, die 50 bis 100 Millionen Menschen das Leben kostete. Das waren 2,5 bis fünf Prozent der Bevölkerung. Bei der derzeitigen Weltbevölkerung wären das 157 bis 350 Millionen Opfer."
Vogelgrippe relativ glimpflich verlaufen
Glücklicherweise hätten die jüngst aufgetauchten Vogel-Influenza-Viren nicht die Fähigkeit, sich weit auszubreiten. Doch beim Entstehen anderer Varianten könnte das durchaus vorkommen. Besonders gefährdet wären im Fall des Falles Kinder und die arbeitende Bevölkerung. Mehr als 50 Prozent der Todesfälle wären unter den über 65-Jährigen zu beklagen.
Vorbereitung auf Pandemie nötig
Deshalb - so Fedson - sollte sich die Welt möglichst gut auf eine solche Pandemie vorbereiten. Das wäre speziell schwierig für die Impfstoffproduktion. Die benötigt nämlich Zeit. Die Pharma-Industrie könnte derzeit unter optimalen Bedingungen Vakzin für 3,6 Mrd. Menschen produzieren.

Doch es könnte trotzdem ein Chaos geben. Der Experte: "Regierungen werden die Produzenten in ihren Ländern nationalisieren und ihre eigene Versorgung sicherstellen." Exporte würden schnell verboten werden.
Österreich bereitet sich vor
Im Jahr 2000 wurden in Österreich rund 960.000 Influenza-Vakzin-Dosen verkauft. Im Jahr 2003 waren es 1,035.000.

Österreich bereite sich - so der Sozialmediziner Michael Kunze - auch so gut wie möglich auf eine Pandemie vor. Der Pharmakonzern Baxter baut in Krems eine Vakzin-Produktionsstätte. Der Impfstoff könnte über Zellkulturen schneller und in größerem Maßstab hergestellt werden als mit der herkömmlichen Technik. Hinzu komme Vorsorge bei den Medikamenten.
->   Gesundheitsministerium
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01.01.2010