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Der Mensch bildet selbst Morphium  
  Menschliche Zellen bilden eigenständig Morphium und verwandte Substanzen. Die Produktion verlaufe dabei ähnlich wie die von Opium beim Schlafmohn, berichten deutsche Wissenschaftler in einer Studie.  
Ihre Ergebnisse wurden im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht.

Einer der Wirkstoffe im Opium ist Morphium. Mit ihrer Entdeckung widerlegen die Forscher möglicherweise den Jahrhunderte alten Lehrsatz der Medizin, nach dem Menschen selbst kein Morphium oder andere Morphine bilden können.
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Die Studie erscheint zwischen 20. und 24. September 2004 unter dem Titel "Endogenous formation of morphine in human cells" als Online-Vorabpublikation in der "PNAS Early Edition" (doi.10.1073/pnas.0405430101).
->   PNAS Early Edition
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Bindung an Opiatrezeptoren?
"Wenn diese Morphine in der Tat mit dem Opiatrezeptor zu reagieren vermögen, wird die Medizin umdenken müssen", sagte Teamleiter Meinhart Zenk von der Universität Halle-Wittenberg.

Auf diesem Wege könnten die körpereigenen Morphine starke Schmerzen bekämpfen, das Immunsystem beeinflussen und auf das menschliche Verhalten wirken.

Es werde gerade untersucht, ob die in menschlichen Geweben gefundenen Morphium-Moleküle an Andockstellen für opiumähnliche Substanzen, so genannte Opiatrezeptoren, binden.
Pflanzliches Morphium gegen starke Schmerzen
Bisher wussten Mediziner nur, das so genannte Endorphine im Körper hergestellt werden. Diese größeren Moleküle wirken ebenfalls schmerzstillend.

Sehr starke Schmerzen können möglicherweise nur die kleineren Morphine stillen, berichtete die Arbeitsgruppe um Zenk und Chotima Poeaknapo. So werde pflanzliches Morphium zum Beispiel zur Bekämpfung starker Tumorschmerzen eingesetzt.

Ähnlich starke Schmerzmittel müsse aber auch der Körper selbst herstellen. Welches Molekül bewirkt, dass etwa einige Soldaten nicht spüren, wenn ihnen die Beine abgerissen werden, ist nach Aussagen von Zenk bisher nicht bekannt.

"Es könnte sein, dass unter Schock das körpereigene Morphin solchen Schmerz völlig überdeckt."
->   Biozentrum der Martin Luther Universität in Halle-Wittenberg
->   Leibniz Institut für Pflanzenbiochemie in Halle
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01.01.2010