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"Global Governance" für den Informationssektor  
  Noch immer gleicht der globale Austausch von Informationen via Medien einer "Einbahnstraße" von den Industriestaaten in die Dritte Welt. Unter dem Titel "Global Governance für den Informationssektor" befassen sich Anfang Oktober renommierte Wissenschaftler und Journalisten bei einer Podiumsdiskussion in Wien mit der Frage, welchen Beitrag die internationale Politik zur Verringerung dieser globalen "Informations-Asymmetrie" leisten kann. In einem Gastbeitrag stellt Walter Rohn von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die Veranstaltung vor.  
"Einbahnstraße" beim globalen Informationsaustausch
Von Walter Rohn

Allen Bemühungen zum Trotz gleicht der globale Austausch von Informationen via Internet, Rundfunk, Fernsehen, Nachrichtenagenturen, Printmedien usw. noch immer einer "Einbahnstraße" von den Industriestaaten in die Dritte Welt.
Ungleiche Verteilung der Ressourcen
Maßgeblich verantwortlich für den einseitigen Informationsfluss von Norden nach Süden ist die im Weltmaßstab ungleiche Verteilung der Informations- und Kommunikationsressourcen.

Nach Angaben der International Telecommunication Union waren z.B. im Jahr 2002 insgesamt rund 90 Prozent der weltweit existierenden Internet-Hosts in den USA, Europa und Japan konzentriert.

Auch beim Zugang zu herkömmlichen Medien wie Fernsehen, Tageszeitungen und Büchern bzw. bei der Verfügbarkeit von Mobil- und Festnetztelefonen bestehen zwischen Nord und Süd häufig große Unterschiede.
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Podiumsdiskussion am 4. Oktober 2004 in Wien
Die Podiumsdiskussion findet unter dem Titel "Global Governance für den Informationssektor. Kann die internationale Politik zur Verringerung der Informations-Asymmetrie beitragen?" am 4. Oktober 2004, 18.00 Uhr in Wien statt.

Ort: Österreichisches Institut für Internationale Politik (OIIP), Operngasse 20b,1040 Wien (die Veranstaltung findet in der Bibliothek statt)
->   Das Programm in www.oipp.at (pdf-Dokument)
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"Katastrophenberichte" über die Dritte Welt
Nachrichten aus der Dritten Welt, die die Menschen in den Industriestaaten erreichen, haben zumeist Katastrophen, Kriege und Krisen zum Inhalt (z. B. Sudan). Artikel und Reportagen über positive Ereignisse bzw. differenzierende Hintergrundberichte über die Dritte Welt bilden hier die Ausnahme.
Leitbild des "free flow of information"
In den mit Informations- und Kommunikationsagenden befassten Internationalen Organisationen (UNESCO, ITU, UN) dominiert gegenwärtig das von den westlichen Industriestaaten forcierte Leitbild des "free flow of information".
Einschränkungen des "freien Zugangs"
Der auch in der UN-Menschenrechtsdeklaration festgeschriebene freie Zugang zu Informationen repräsentiert grundsätzlich ein erstrebenswertes Ziel.

In der Praxis wird dieser freie Zugang jedoch nur jenen Menschen, Gruppen usw. gewährt, die über die entsprechenden finanziellen und technischen Mittel zur Verbreitung und zum Empfang von Informationen verfügen.
Wenige Stimmen aus dem Süden
Der globale Informationsaustausch wird damit de facto dem Markt bzw. transnationalen Konzernen wie Time Warner, Disney, NBC Universal, Bertelsmann, Microsoft, IBM, Sony überlassen.

Stimmen aus dem Süden sind nur aus jenen Regionen vernehmbar, in denen die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen (Al Jazeera, Al Arabiya usw.).
"Global Governance" für den Informationssektor
Im Mittelpunkt der Diskussion am 4. 10. 2004 stehen die Fragen, in welcher Form die internationale Politik (etwa internationale Organisationen, weitere supranationale Akteure sowie Staaten) zu einer Verringerung der Informations-Asymmetrie zwischen Nord und Süd beitragen kann und welche Gestalt eine "Global Governance" für den Informationssektor annehmen könnte.

Weitere Themen sind u.a. die Ergebnisse des "World Summit on the Information Society", Deregulierung und Regulierung von Medien (GATS, EU usw.), die Rolle der transnationalen Konzerne, die Praxis der Nachrichtengestaltung in europäischen Fernsehanstalten sowie der Stellenwert regionaler Initiativen und alternativer Informationsanbieter.
->   Österreichisches Institut für Internationale Politik (OIIP)
->   Institut für Stadt- und Regionalforschung der ÖAW
 
 
 
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01.01.2010