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Artenschutzkonferenz: Streit um Elefantenleder und Fischfang  
  Kenia ruft die Mitgliedsländer der Artenschutzkonferenz in Bangkok dazu auf, den Schutz der Löwen und der Afrikanischen Elefanten zu verbessern. Namibia dagegen möchte jährlich zwei Tonnen Rohelfenbein verkaufen. Es stamme von natürlich gestorbenen Elefanten oder solchen, die im staatlich überwachten Management getötet worden seien. Zudem möchten Namibia und Südafrika Elefantenleder vertreiben. Der Umgang mit den grauen Riesen spaltet nicht nur die afrikanischen Länder, sondern in Teilbereichen auch die EU und selbst die Naturschützer.  
166 Staaten verhandeln vom kommenden Samstag (2. Oktober) an bei der 13. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen über den internationalen Handel bedrohter Tiere und Pflanzen (CITES). in Bangkok 12 Tage lang über 50 Änderungsanträge.

Dabei geht es um den Handel mit tropischen Vögeln, die in Europa als Haustiere in Käfigen landen, um Haie, deren Gebiss an die Wand gehängt wird, oder das Tropenholz Ramin, das in den Rückzugsgebieten der Orang-Utans wächst und in Europa etwa als Bilderrahmen oder Besenstil verkauft wird.
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CITES regelt den internationalen Handel
Das 1973 unterzeichnete Washingtoner Artenschutzabkommen ist eines der ältesten zum Umwelt- und Naturschutz. Die "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", kurz CITES regelt den internationalen Handel mit bedrohten wild lebenden Tier- und Pflanzenarten. Etwa alle zwei Jahre treffen sich die CITES-Mitglieder zur Artenschutzkonferenz, um zu entscheiden, welche Arten so gefährdet sind, dass sie in die Liste aufgenommen werden müssen. Derzeit sind rund 5.000 Tier- und 25.000 Pflanzenarten erfasst.
->   Artenschutzabkommen CITES (www.cites.org)
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Elfenbein: EU will keine weiteren Ausnahmen
Die 25 Staaten der EU sind sich einig darin, dass es keine weiteren Ausnahmen beim Handelsverbot mit Elfenbein geben soll.
Diskussion um Elefantenleder
Über eine Beibehaltung des Handelsverbots für Elefantenleder - wie etwa von Deutschland vertreten - werde in der EU noch diskutiert, sagt der Leiter der deutschen Delegation, Jochen Flasbarth.

Und auch die Umweltverbände sind sich uneins: Die Umweltstiftung WWF plädiert für Ausnahmen beim Leder. Kein Elefant werde deswegen gewildert. Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) und Pro Wildlife lehnen dagegen jeglichen Handel mit Elefantenprodukten als falsches Signal ab.
Problemfall Löwen
Während die Zahl der Elefanten in Afrika seit dem Handelsverbot von Elfenbein trotz des Schmuggels stark gestiegen ist, ging die Population des Löwen auf dem Kontinent dramatisch zurück. Nach Schätzungen von Pro Wildlife gibt es dort nur noch 23.000 Tiere. Allein im Jahr 2002 seien 600 Löwentrophäen in die USA und nach Europa transportiert worden.
Der Handel mit lebenden Tieren
Wilde Tiere landen nicht nur in Form von Trophäen und Schmuckstücken in den reichen Ländern, sondern auch lebend.

Bereits im Jahr 2001 hatten die alten EU-Länder nach IFAW-Angaben 75 Prozent der auf dem Weltmarkt gehandelten Papageien importiert, 88 Prozent davon stammten aus Wildfängen. Die gefangenen Tiere würden zum Teil über andere Länder als angebliche Nachzuchten in alle Welt verkauft.

Zwischen 1996 und 2002 importierten die alten EU-Länder laut IFAW zudem 1,5 Millionen Schildkröten, Schlangen und andere Reptilien. 90 bis 95 Prozent davon seien wild gefangen worden.
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Beispiel Gelbwangenkakadu: Antrag Indonesiens
Deutschland unterstützt daher den Antrag Indonesiens für ein komplettes Handelsverbot mit dem akut vom Aussterben bedrohten Gelbwangenkakadu, der nur in Indonesien vorkommt. Die Bundesregierung hatte sich laut Flasbarth schon zuvor für diesen Papagei eingesetzt. "Jetzt ist es aber gelungen, Indonesien als Antragsteller zu gewinnen." Da der Vogel aus Indonesien stammt, habe der Antrag nun viel größere Chancen.
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Auch Madagaskar und Mexiko wollen schützen
Auch andere Länder möchten ihre Natur vor der Lust auf exotische Haustiere in den Industrieländern schützen. So beantragte Madagaskar ein Handelsverbot für die dort lebende Spinnenschildkröte. Mexiko fordert ein Handelsverbot für einen weiteren Papagei, die Blaukopfamazone.

Indonesien bittet die Konferenz zudem, beim Kampf gegen die illegale Abholzung von Tropenwäldern zu helfen. In den vergangenen Jahren wurden dort jährlich 3,8 Millionen Hektar Wald vernichtet. Vieles davon landete in Europa und den USA.
Fischerei im Blickpunkt
Ein weiterer Schwerpunkt Deutschlands sind die Meerestiere. So unterstützt Deutschland auch den Antrag Australiens und Madagaskars, den Weißen Hai besser zu schützen, der unter anderem auch im Mittelmeer lebt.

CITES-Regeln gelten bislang nur für wenige kommerziell genutzte Fischarten. "Wir wollen aber, dass der Druck wächst für eine nachhaltige Ausrichtung der gesamten Fischerei", sagt Flasbarth. EU-weit abgelehnt wird der Antrag Japans, das Fleisch des Zwergwals handeln zu dürfen.
Zerstörung der Natur als Problem Nr. 1
"Die Zerstörung der Natur bleibt das Artenschutzproblem Nummer eins", sagt Flasbarth. Neben der Lebensraumzerstörung sei eine der maßgeblichen Bedrohungen aber der Handel mit Tieren und Pflanzen.

"Der legale Handel allein mit den bei CITES gelisteten Arten liegt bei schätzungsweise 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Dazu kommt ein riesiger Schwarzmarkt, der den legalen Handel bei weitem übersteigt."

Simone Humml, dpa
science.ORF.at
->   Thirteenth meeting of the Conference of the Parties
->   Alles zum Stichwort Artenschutz in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010