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Erste Selbsthilfegruppe für Darmkrebs-Patienten  
  Erstmals gibt es eine Selbsthilfegruppe für Darmkrebs-Patienten in Österreich: Rund 5.000 Menschen erkranken jährlich an dem Leiden. Die meisten könnten - bei frühzeitiger Diagnose - gerettet werden.  
Das erklärten Fachleute am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Insgesamt rangiert diese bösartige Erkrankung - nach Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern - an zweiter Stelle in der österreichischen Krebsstatistik.

Die Selbsthilfegruppe wurde von dem Tierarzt Martin Thurnher, selbst Betroffener, und dem Wiener Onkologen Heinz Ludwig vom Wilhelminenspital ins Leben gerufen.
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Früherkennung: Heilungschance von 90 Prozent
Durch breite Aufklärung sowie Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für Vorsorge und Früherkennung will man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit verstärkt darauf lenken, dass sich bei rechtzeitiger Erkennung und Behandlung von Darmkrebserkrankungen eine Heilungschance von beachtlichen 90 Prozent eröffnet, hieß es dazu in einer Aussendung.
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Geringere Behandlungskosten
Laut Ludwig kostet die (zumeist) heilende Behandlung eines Dickdarmkarzinoms im Frühstadium (Medikamente) rund 36.000 Euro. Im fortgeschrittenen Stadium wären es 200.000 Euro ohne entsprechende Heilungschancen. Auf Österreich umgelegt sind das Ausgaben von rund 600 Mio. Euro pro Jahr.
Kritische Situation
Gerade diese Sachlage führt laut dem Onkologen zu einer immer kritischeren Situation: "Das soziale Gesundheitssystem in Europa läuft Gefahr, die Errungenschaften der medizinischen Forschung auf Grund von ökonomischen Restriktionen nicht mehr in vollem Umfang anbieten zu können."

Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Systems stelle sich für Krebspatienten das Problem, dass neue wirksame Medikamente - wegen ihrer Kosten und der damit verbundenen Schwierigkeiten ihrer Finanzierung - nicht mehr uneingeschränkt verfügbar seien, so Ludwig.

"Auf diese Situation aufmerksam zu machen und die Interessen der Patienten zu vertreten, gehört heute mit zu den Aufgaben einer Selbsthilfegruppe."
Die Entstehung von Dickdarmkrebs
90 Prozent aller Kolonkarzinome (Dickdarmkrebs) entstehen aus zunächst gutartigen Polypen (Adenome).

Die Zeitspanne vom Auftreten erster Veränderungen bis zur malignen Entartung beträgt etwa zehn Jahre, in denen durch Koloskopie (Darmspiegelung) Adenome aufgespürt und operativ entfernt werden können.
Modellhafte Eignung für Vorsorgeprogramme
"Daher eignet sich das Kolonkarzinom in modellhafter Weise für Vorsorgeprogramme", erklärte anlässlich der Pressekonferenz der Gastroenterologe Werner Weiss.

Weiss empfiehlt die Koloskopie als Vorsorgeuntersuchung für alle Männer und Frauen ab dem 50. Lebensjahr. Sie sollte wie in Deutschland und Italien auch in Österreich in das offizielle Gesundenuntersuchungsprogramm aufgenommen werden, forderte er.

Die Empfehlung läuft auf Wiederholung der Untersuchung alle fünf bis sieben Jahre. Damit könnten 90 Prozent der Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden.
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Kontakt: Selbsthilfegruppe Darmkrebs
Dr. Martin Thurnher, Selbsthilfegruppe Darmkrebs, Verein für Darmkrebsinformation, Postfach 2, 1035 Wien. Telefon/Fax: 01/714-71-39, E-Mail: shg-darmkrebs@gmx.net.
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->   Alles zum Stichwort Darmkrebs in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010