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Schlafwandler leben gefährlich  
  Jedes dritte Kind in Österreich schlafwandelt. Die nächtlichen Ausflüge sind nicht zu verharmlosen. Schlafwandler weisen ein hohes Verletzungsrisiko auf, das aber mit geringem Aufwand minimiert werden kann.  
Andere Erkrankungen ausschließen
Experten unterscheiden 80 verschiedene Arten von Schlafstörungen. 20 davon gehören zur Gruppe der Parasomnie. Zu dieser zählt das Schlafwandeln, von Wissenschaftlern Somnabulismus genannt.

Schlafstörungen sind üblicherweise keine neurologischen und auch keine psychischen Krankheiten. Wenn das Kind allerdings nachts häufig aus dem Bett fällt, sollten neurologische Erkrankungen wie etwa Epilepsie durch eine Untersuchung im Schlaflabor ausgeschlossen werden.
->   Mehr zum Somnabulismus bei schlafmedizin.de
Untersuchung im Schlaflabor
Während einer Nacht werden die Gehirnströme der Betroffenen aufgezeichnet. An den Schlafkurven lassen sich die "schlafwandlerischen" Episoden leicht identifizieren.

Sie treten in den Perioden des Tiefschlafs auf. In den Phasen des Schlafwandelns - so haben Forscher belegt - befinden sich die Areale des Gehirns im Ruhezustand, nur das motorische Zentrum ist wach. Manche Schlafwandler sprechen gleichzeitig.

Bei ihnen ist dementsprechend auch das verbale Gehirnareal aktiv. Oft bleibt es dabei, dass sich Schlafwandler nur im Bett aufsetzen, an der Bettdecke zupfen und dann wieder zur Ruhe kommen. Viele begeben sich aber auch auf Nahrungssuche und sind bei der Auswahl an Eßbarem nicht besonders wählerisch.
Die Ursachen
Experten nehmen an, dass dem Schlafwandeln ein gestörter Aufwachmechanismus zugrunde liegt. Es kommt zum unvollständigen Aufwachen. Kontroversiell wird diskutiert, ob es sich um ein Reifungsphänomen des Gehirns handeln könnte.

Denn einerseits tritt Schlafwandeln sehr viel häufiger bei Kindern auf. Andererseits aber würde damit nicht erklärt, warum Schlafwandeln auch bei Erwachsene vorkommen kann.

Einig sind sich die Wissenschaftler darüber, dass es einen genetischen Einfluß gibt, da Schlafwandeln sehr stark gehäuft in Familien vorkommen kann.
Die Auslöser
Am nächsten Morgen können sich Schlafwandler meist an nichts mehr erinnern. Häufig sind es nur geringfügige, äußere Reize, die die nächtlichen Wanderungen anregen, beispielsweise Schlafentzug, etwa nach nächtlichen Reisen.

Auch Fieber, bestimmte Medikamente oder Alkohol gehören bei Erwachsenen zu den Auslösern. Manchmal genügt ein geringer Lärmreiz von außen - wie das Klingeln eines Telefons - so um eine Episode auszulösen.
Verletzungsgefahr
Nachdem Schlafwandler ihre Umgebung nur sehr verzerrt wahrnehmen, Gegenstände übersehen oder miteinander verwechseln, besteht große Verletzungsgefahr. Das Risiko kann aber mit wenig Aufwand minimiert werden.
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Kleine Vorsichtsmaßnahmen - große Wirkung
- Stockbetten für Kinder vermeiden oder absichern
- Rolläden herunterlassen, weil Schlafwandler Fenster leicht für Türen halten.
- Wohnungstüren absperren und Schlüssel abziehen. Schlafwandler unternehmen keinerlei Anstrengungen, einen Schlüssel zu suchen. So sind sie davor geschützt, über Stiegen zu stürzen oder auf der Straße zu landen.
- Sperrige oder scharfkantige Möbel aus dem Weg räumen.
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Ende der Kindheit - Ende des Schlafwandelns
Nach der Pubertät hört das Schlafwandeln meist von selbst wieder auf. Drei Prozent der betroffenen Kinder nehmen ihre nächtlichen Aktivitäten mit ins Erwachsenenalter. Dann sollten die die Vorischtsmaßnahmen auf jeden Fall weiter aufrecht bleiben und auch auf Reisen und in fremder Umgebung bedacht werden.

Rike Fochler, Moden Times Gesundheit
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Mehr zu dem Thema in Modern Times Gesundheit am 1. 10. 2004 um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Moden Times Gesundheit
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01.01.2010