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Wiener entschlüsseln Funktionen der Groucho-Gene  
  Wiener Forscher untersuchen in einem vom FWF geförderten Forschungsprojekt die Embryonalentwicklung von Fischen. Dabei spielen die so genannten Groucho-Gene eine entscheidende Rolle.  
Amüsante Namensgebung
Kennen Sie Groucho? Nein, gemeint ist nicht der dritte im Bunde der Marx Brothers. Die Rede ist vielmehr von einer Gruppe von Genen im Organismus.

Ihren illustren Namen haben diese im Zuge ihrer Entdeckung erhalten: Vor etwa 15 Jahren beobachteten Forscher eine Fliegenmutante, deren Behaarung sie an die Augenbrauen des berühmten Marx Brother erinnerte und gaben dem für die Mutation verantwortlichen Gen den Namen Groucho.
VetMed-Forscher entwickeln Promotor
In der Zwischenzeit ist längst eine ganze Familie von weiteren derartigen Genen bekannt, die für ein weit reichendes Netzwerk an Interaktionen im Organismus verantwortlich sind.

Um die Funktionen der Groucho-Gene am lebenden Organismus studieren zu können, hat nun ein Forscherteam von der Wiener Veterinärmedizinischen Universität im Zuge eines vom FWF geförderten Projekts einen "Promoter" - fachlicher Ausdruck für Genschalter - entwickelt.

"Damit ist es möglich, beliebige Gene zu einem vorbestimmten Zeitpunkt zu aktivieren", beschreibt der Genetiker Thomas Czerny den Promoter, der bereits patentiert worden ist.
Groucho-Proteine regulieren Bildung der Körperachse
Im Zuge der Versuche mit dem Genschalter am japanischen Reisfisch Medaka sind die Wiener Forscher - das Team ist übrigens das einzige österreichweit, das mit einem Fisch als genetischen Modellsystem arbeitet - auf eine unerwartete Funktion in einer frühen Phase der Embryonalentwicklung gestoßen.

"Groucho-Proteine regulieren unter anderem die Ausbildung der Körperachse", führt Czerny aus. "Diese wird während der Embryonalentwicklung vom sogenannten Organizer induziert. Bei künstlicher Verdopplung dieses Regulators werden gleichzeitig zwei Körperachsen gebildet - so entstehen auch die überaus seltenen Schlangen mit zwei Köpfen."
Körperachse künstlich verdoppelt
In den Experimenten der Wiener Forscher führte die Aktivierung eines bestimmten Groucho-Proteins zu einer Verdopplung der Achse. Nach dem Abklingen der Genaktivierung vereinigten sich die zwei getrennten Achsen aber wieder.

"Der Embryo ist im Rumpfbereich verdoppelt, im Kopf und Schwanzteil aber normal", so der Genetiker. "Dieser Phänotyp lässt auf eine reversible Verdopplung des Organizers schließen."

Die Konklusio der unerwarteten Versuchsergebnisse: Groucho Proteine kontrollieren somit auch diese entscheidende Phase der Embryonalentwicklung.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   VetMed: Abteilung für Tierzucht und Genetik
->   Wissenschaftsfonds FWF
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010