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23 "österreichische" Nobelpreisträger  
  Elfriede Jelinek ist Österreichs 23. Nobelpreisträgerin - allerdings nur wenn man einen sehr weiten Begriff von "Österreich" anwendet. Und alle in den Grenzen der ehemaligen k.u.k Monarchie Geborenen oder während des Nationalsozialismus Vertriebenen hinzurechnet. Tut man das nicht, reduziert sich die Anzahl dramatisch.  
Medizin-Auszeichnung für Barany und Wagner-Jauregg
Der erste österreichische Medizinnobelpreisträger war der in Wien geborene Robert Barany (1876-1936), der den Preis 1914 für seine Arbeit über Physiologie und Pathologie des menschlichen Bogengang-Apparats im Ohr erhielt, mit der er die Grundlage für die Labyrinth-Chirurgie schuf.

Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) wurde 1927 für die Entdeckung der therapeutischen Bedeutung der Malariaimpfung bei der Behandlung der durch Syphilis ausgelösten progressiven Paralyse ausgezeichnet.
->   Biografie Robert Barany
->   Biografie Julius Wagner-Jauregg
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Friedens- und Literaturnobelpreise
Neben den naturwissenschaftlichen Nobelpreisen, wurden vor Elfriede Jelinek weitere Auszeichnungen an Österreicher im weiteren Sinne verliehen: der Literaturnobelpreis 1981 an Elias Canetti (geboren in Rustschuk, heutiges Bulgarien), dessen literarische Heimat Wien war, der jedoch den Preis als britischer Staatsbürger erhielt; Bertha von Suttner erhielt 1905 den Friedens-Nobelpreis; 1911 wurde der in Wien geborene Journalist Alfred Hermann Fried (1864-1921) mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet.
->   Literaturnobelpreis für Elfriede Jelinek (ORF.at; 7.10.04)
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Landsteiners Blutgruppen, Loewis Nervenimpulse
Der in Wien geborene Karl Landsteiner (1868-1943) wurde 1930 für die Entdeckung der Blutgruppen des Menschen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Otto Loewi (1873-1961) erhielt 1936 gemeinsam mit dem Briten Henry Hallet Dale den Preis für die Entdeckungen bei der chemischen Übertragung der Nervenimpulse. Loewi wurde in Frankfurt (Deutschland) geboren und wirkte lange Jahre an Universitäten in Wien und Graz - ehe er von den Nazis gezwungen wurde, das Land zu verlassen.
->   Biografie Otto Loewi
->   Biografie Karl Landsteiner
Carl Cori: Kohlehydratabbau in der Muskulatur
1947 erhielt der gebürtige Prager Carl Ferdinand Cori (1896-1957), der viele Jahre an den Universitätskliniken in Wien und Graz tätig war, den Medizin-Nobelpreis in Anerkennung seiner Forschungen über den Kohlehydratabbau in der Muskulatur sowie für Arbeiten über Gewebsenzyme.

Nachdem er Gerty Theresa Cori - ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnet - geheiratet hatte, ging er in die USA. Auf der Webseite der Nobelstiftung wird Cori auch als Amerikaner angeführt.
->   Biografie Carl Cori
"Vater der Graugänse": Konrad Lorenz
Konrad Lorenz (1903-1989), laut eigener Aussage aus dem Jahr 1938 "immer Nationalsozialist", kann dafür als echter Österreicher bezeichnet werden.

1973 wurde er gemeinsam mit Karl von Frisch (geboren 1886 in Wien, gestorben 1982 als deutscher Staatsbürger) und Nikolaas Tinbergen (Großbritannien) für Entdeckungen zur Organisation und Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
->   Konrad Lorenz: "Ich war immer Nationalsozialist" (10.10.01)
->   Biografie Konrad Lorenz
->   Biografie Karl von Frisch
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Am I from Austria?
Vor 1938 Dutzend-, nach dem Krieg Mangelware: Die österreichischen Nobelpreisträger galten wenig im eigenen Land, viele emigrierten. Umso eifriger wird seitdem an den Statistiken gefeilt und großmütig eingebürgert, berichtete "heureka", die Wissenschaftsbeilage des "Falter" 2001.
->   Am I from Austria? ("heureka")
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2000 Ehrung des Neurowissenschaftlers Eric Kandel
Im Jahr 2000 wurde der 1929 in Wien geborene Eric Kandel vom Zentrum für Neurobiologie und Verhaltensforschung an der Columbia Universität, New York, mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Kandel, der 1939 aus seiner Heimat vertrieben wurde, erhielt die Ehrung für seine Arbeiten über die Mechanismen der Gedächtnisbildung.

Als Initiator einer Tagung zum Thema "Österreich und der Nationalsozialismus" befand sich der Forscher 2003 in Wien - und beschäftigte sich dabei auch mit seinen "schwierigen Erinnerungen". Kritik übte er etwa an der "Opferrolle" des einstigen Heimatlandes nach dem Zweiten Weltkrieg - und mahnte gleichzeitig zur Wachsamkeit vor "faschistischen Tendenzen in manchen Teilen der österreichischen Gesellschaft".
->   "Schwierige Erinnerungen": Eric Kandel in Wien (4.6.03)
->   Biografie Eric Kandel
Chemie-Nobelpreise für Pregl und Zsigmondy
Den Chemie-Nobelpreis erhielt 1923 der 1869 in Laibach geborene Fritz Pregl (gestorben: 1930) für die von ihm entwickelte Mikroanalyse organischer Substanzen, wodurch die zur Analyse notwendige Menge an Substanz stark vermindert werden konnte. Pregl arbeitete vor allem an den Universitäten Graz und Innsbruck.

1925 wurde Richard Adolf Zsigmondy (geboren in Wien 1865, gestorben 1929 als deutscher Staatsbürger in Göttingen) der Preis für die Aufklärung der heterogenen Natur kollodialer Lösungen ausgezeichnet. Kolloide sind feinverteilte Stoffe mit Teilchengrößen zwischen einem Tausendstel und einem Millionstel Millimeter.
->   Biografie Fritz Pregl
->   Biografie Adolf Zsigmondy
Richard Kuhn, Leopold Ruzicka, Max Perutz
Der gebürtige Wiener Richard Kuhn (1900-1967), der später in der Schweiz und in Deutschland arbeitete, erhielt 1938 den Nobelpreis für seine Arbeiten über Karotinoide (Pflanzenfarbstoffe) und Vitamine.

Der Schweizer Leopold Ruzicka (geboren am 3. September 1887 in Vucovar, heutiges Kroatien, damals k. u. k. Monarchie) erntete den angesehensten Wissenschaftspreis der Welt 1944 gemeinsam mit dem Deutschen Adolf Butenandt.

Der Brite Max Ferdinand Perutz (geboren 1914 in Wien, gestorben 2002) wurde 1962 gemeinsam mit dem Briten John Cowdery Kendrew für Studien über Strukturen der Globulinproteine mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
->   Biografie Richard Kuhn
->   Biografie Leopold Ruzicka
->   Biografie Max Ferdinand Perutz
Walter Kohn: Ein weiterer Emigrant
Ebenfalls in Österreich (Wien) geboren ist Walter Kohn, der 1998 für die Entwicklung praktischer Methoden zur Berechnung der Zusammenhänge zwischen den Atomen großer Moleküle mit dem Nobel-Preis bedacht wurde.

Kohn musste als Jude 1939 vor den Nazis fliehen, er hatte ein Leben lang ein "gestörtes Verhältnis zu Österreich" und ist amerikanischer Staatsbürger.
->   Biografie Walter Kohn
Physik-Preise für Schrödinger, Hess ...
Mit dem Physik-Nobelpreis wurde 1933 Erwin Schrödinger (geboren 1887 in Wien, gestorben 1961) für die Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie ausgezeichnet, 1936 erhielt Viktor Franz Hess (geboren 1883 in Schloss Waldstein, Steiermark, gestorben 1964) die Auszeichnung für die Entdeckung der kosmischen Höhenstrahlung.
->   Biografie Erwin Schrödinger
->   Biografie Franz Hess
... sowie Rabi und Pauli
Der Physik-Nobelpreis 1944 ging an den Amerikaner Isaac Isidor Rabi für Forschungen zu den magnetischen Eigenschaften des Atomkerns. Er wurde am 29. Juli 1898 im damals zu Österreich gehörigen Raymanov geboren.

1945 wurde schließlich Wolfgang Pauli (geboren 1900 in Wien, gestorben 1958 in Zürich) mit dem Physik-Nobelpreis für die Entdeckung des nach ihm benannten Ausschlussprinzips ausgezeichnet.
->   Biografie Isaac Isidor Rabi
->   Biografie Wolfgang Pauli
Wirtschafts-Nobelpreis für Friedrich August von Hayek
Mit dem Wirtschafts-Nobelpreis wurde der Brite Friedrich August von Hayek (geboren 1899 in Wien, gestorben 1992) gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal 1974 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie und ihre Analysen der wechselseitigen Abhängigkeit von wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Verhältnissen ausgezeichnet.
->   Biografie Friedrich August von Hayek
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Warum Österreich keine Nobelpreisträger mehr hat (8.7.02)
 
 
 
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01.01.2010