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Uni Wien: Gastprüfer nach Diplomarbeitsstopp  
  Zu ungewöhnlichen Mitteln greift die Universität Wien um die drohenden Kollaps der überlaufenen Studienrichtung Publizistik zu verhindern: Publizistik-Uni-Lehrer aus dem gesamten deutschen Sprachraum sollen für einige Wochen nach Wien kommen, und hier gegen Honorar Prüfungen abnehmen. Denn die Wiener Publizistik schafft es personell selbst nicht mehr.  
2.500 Studierende ohne Abschlussmöglichkeit
2.500 Studenten, die aktuell an der Wiener Publizistik an der Beendigung ihres Studiums arbeiten, können derzeit keine Diplom-, also Abschlussarbeiten und -prüfungen fertigmachen, weil sie von den Prüfern nicht angenommen werden.
->   Mehr dazu in oesterreich.ORF.at (8.10.04)
Studiengebühren sind dennoch zu zahlen
Trotzdem müssen sie weiterhin Studiengebühren zahlen. Das wiegt umso schwerer, als sie noch nach einem auslaufenden Diplomstudienplan studieren und auch deshalb schnell fertig werden müssen, sagt Axel Maireder, Studienrichtungsvertreter von der HochschülerInnenschaft (ÖH): "Konkret betrifft das in diesem Semester 200 bis 400 Personen."
Auch an der Pädagogik mangelt es an Personal
Ähnlich sieht es an der ebenfalls viel besuchten Pädagogik aus, wo Seminarplätze nach einem Zufallssystem vergeben würden, beklagt die ÖH. Grund ist der immer drückender werdende Mangel an Platz und Lehrpersonal.
ÖH: Versprechen gebrochen
Publizist Maireder hat allerdings ein gewisses Verständnis für die Diplomarbeits- und -prüfungsverweigerung der Uni-Lehrer, hätte doch das Rektorat ausdrückliche Versprechen gebrochen: "Nämlich das schon langjährige Versprechen eines neuen Institutsgebäudes und einer Personalaufstockung."
Ausweg: Einladung externer Begutachter
Im Rektorat setzt man als spontane Reaktion einen ungewöhnlichen Schritt zur Soforthilfe für die Publizistik, erklärt der für Studienangelegenheiten zuständige Vizerektor Arthur Mettinger.

Da derzeit keine neuen Uni-Lehrer angestellt werden können, wird es nächste Woche einen Aufruf an alle im Fach Publizistik habilitierten, also prüfungsfähigen Akademiker im deutschen Sprachraum geben, nach Wien zu kommen und gegen Honorar vor allem Diplomarbeiten zu begutachten. Damit sollen die Studenten möglichst wenig von der Personalmisere zu spüren bekommen, sagt Mettinger.
Eine Frage der Politik
Die Wurzel des Übels liege aber auch nicht beim Rektor, sagt ÖH-Bundesvorsitzende Patrice Fuchs. Trotz der neuen Selbständigkeit der Unis, der Autonomie: "Nach wie vor verhandelt die Bildungsministerin mit dem Finanzminister das Budget."

Der Ball liegt also wieder bei der Politik, im Bildungsministerium. In einem offenen Brief an Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) verlangt die ÖH unter anderem einen Gesprächstermin. Der werde ihr nämlich konsequent verweigert.

Im Bildungsministerium verweist man indes auf die Eigenverantwortung der Unis. Das Uni-Globalbudget sei 2004 gegenüber 2003 außerdem um sechs Prozent gestiegen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Publizistikinstitut, Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010