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Monotherapie: Neuer Ansatz der AIDS-Bekämpfung  
  Die HIV-Infektionsrate steigt - auch in Österreich. Betroffen sind heute mehr denn je heterosexuelle Paare und Menschen unter 30 Jahren. Allerdings haben sich nicht nur die gefährdeten Personenkreise und das Risikoverhalten verändert, sondern auch die Möglichkeiten der Behandlung. Es sei einen Versuch wert, meinen Mediziner, eine neue Therapieform bei AIDS auszuprobieren. Der neue Ansatz ist die Monotherapie, die Behandlung mit nur einem Präparat.  
In den vergangenen Jahren galt nämlich die Kombinationstherapie bestehend aus drei Medikamenten als Mittel der Wahl.

Mittlerweile sind die Medikamente aber verbessert worden und nun haben Ärzte in München, Berlin und Texas versucht, einige wenige AIDS-Patienten mit nur einem Präparat zu behandeln.
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Im Vorfeld des 15. Österreichischen AIDS-Kongresses, der am Freitag und Samstag in Wien stattfinden wird, warnte die AIDS-Gesellschaft am Dienstag davor, das Infektionsrisiko in Sachen HIV zu vernachlässigen und stellte neue Behandlungstrends vor.
->   Österreichische AIDS-Gesellschaft
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Kriterien einer optimalen HIV-Therapie
Die Behandlungsmöglichkeiten bei einer Infektion seien heutzutage gut. "HIV-Positive sterben heute nicht mehr an, sondern mit der Krankheit", meinte Hans Jäger, der in München eine Praxis mit HIV-Schwerpunkt führt.

Kriterien einer optimalen HIV-Therapie seien die erfolgreiche Unterdrückung des Virus über lange Zeit, eine gute Verträglichkeit des Wirkstoffes oder der Wirkstoffkombination, eine verbesserte Lebensqualität, die Erleichterung der Therapietreue sowie das Verhindern von Resistenzen, erklärte Armin Rieger von der Abteilung für Immundermatologie am AKH Wien.

Derzeit stünden 20 Präparate zur Verfügung, wobei dem Standard entsprechend HIV-positive Patienten mit einer Kombination aus mindestens drei Medikamenten behandelt werden.
Monotherapie statt Kombinationstherapie?
Ein interessanter Therapieansatz sei laut Jäger die so genannte Monotherapie, also eine Behandlung mit nur einem Wirkstoff. Das Tablettenmanagement werde dadurch erleichtert, Nebenwirkungen gesenkt und Therapiekosten reduziert.

Das bisher einzige Kombinationspräparat, das die Substanzen Lopinavir und Ritonavir enthält, ist in Österreich unter dem Handelsnamen Kaletra erhältlich.
Positive Erfahrungen
Jägers Erfahrungen mit diesem Präparat waren durchaus positiv. Vor allem bei nicht vorbehandelten Patienten lag die Viruslast nach sechs Monaten Monotherapie unter der Nachweisgrenze. Diese ersten Daten müssten allerdings in weiteren Studien näher untersucht werden. Von einem Ende des Dogmas "Kombinationstherapie" zu sprechen sei daher verfrüht.

Hans Jäger im Ö1-Mittagsjournal: "Den meisten Patienten geht es mit dieser Therapieform gut. Aber sie ist noch experimentell und es fehlen noch kontrollierte Studien, die gerade durchgeführt werden."
AIDS in Österreich
 
Grafik: APA, Quelle: Gesundheitsministerium

In Österreich leben geschätzte 6.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Die Ansteckungsrate ist in den vergangenen Jahren wieder deutlich gestiegen - im Vorjahr haben sich 423 Österreicherinnen und Österreicher mit dem HI-Virus infiziert.

Seit dem Bekanntwerden der Immunschwäche-Krankheit AIDS vor mehr als 20 Jahren sind in Österreich 2.375 Menschen am Vollbild der HIV-Infektion (also an AIDS) erkrankt, 1.377 von ihnen sind gestorben.
Sorglosigkeit bei sexuellen Kontakten
Ein bis zwei Österreicher haben sich im vergangenen Jahr pro Tag mit dem HI-Virus neu infiziert, rechnete Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen AIDS-Gesellschaft, vor.

Ein Grund für diese alarmierend hohe Infektionsrate liege in der Sorglosigkeit bei sexuellen Kontakten. "Nur knapp jedes fünfte Paar verwendet beim Geschlechtsverkehr ein Kondom - den nach wie vor einzigen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten", so Schmied.
Prophylaxe nach riskanten Kontakten
Aufklärung und Information müssen wieder präsenter werden, vor allem auch bei jenen Menschen, die Deutsch nur mangelhaft beherrschen, forderte daher die Präsidentin der AIDS-Gesellschaft.

Wichtig sei ihr weiters die Verbreitung von Wissen über die so genannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP). Die möglichst rasche Anwendung von PEP nach einem riskanten Kontakt mit dem HI-Virus würde das Ansteckungsrisiko um rund 80 Prozent senken, so Schmied.

science.ORF.at
Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema AIDS
 
 
 
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01.01.2010