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Genetiker entschlüsseln Geheimnis blinder Fische  
  Wissenschaftler haben das Geheimnis von Geburt an blinder Fische entschlüsselt, die sich mit Hilfe eines genetischen Tricks Vorteile im Dunkel der mexikanischen Höhlenwelt verschaffen.  
Linsen verkümmern noch im Ei
Wie der Biologe William Jeffery von der University of Maryland und Forscherkollegen in der Zeitschrift "Nature" berichten, hat der Blinde Höhlensalmler zwei Gene mit ungewöhnlich breitem Wirkungsspektrum.

Diese so genannten hedgehog genes ("Igel-Gene") sorgen dafür, dass die Augenlinsen der unterirdisch lebenden Fischlarven nicht mit Proteinen versorgt werden und noch im Ei verkümmern. Unter freiem Himmel und in Helligkeit lebende Exemplare derselben Art haben dagegen völlig normale Augen.
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Die Studie "Hedgehog signalling controls eye degeneration in blind cavefish" ist in "Nature" (Bd. 431, S. 844, Ausgabe vom 14. Oktober 2004) erschienen.
->   Original-Abstract in "Nature"
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Lichtlose Grotten brauchen keine Augen
Der in Schauaquarien rund um den Globus gezeigte Blinde Höhlensalmler (Astyanax mexicanus) lebt in tiefen, lichtlosen Grotten entlang der mexikanischen Küste. Dort wären Augen nutzlos; die Tiere orientieren sich ohnehin über ihr Gleichgewichtsorgan, die entlang des Körpers verlaufende Seitenlinie.

Um sich bestmöglich an die ökologische Nische in den Höhlen anzupassen, stoppen die für die Proteinzufuhr zuständigen Igel-Gene die Versorgung der Augen.

Die Folge: Die Linsen verkümmern, mit zunehmender Entwicklung der Salmler-Embryos sinken die entsprechenden Zellen in die Augenhöhlen zurück.
->   Mehr über den Blinde Höhlensalmler ("Zierfischverzeichnis")
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Gene mit besonderen Namen
Die beiden Igel-Gene heißen "Sonic hedgehog" (shh) nach einem Videospiel und "Tiggywinkle" (twhh) nach einem Charakter in den Kinderbüchern von Beatrix Potter.
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Nach Einschätzung von Jeffery und seines Teams hat sich beim Höhlensalmler auf natürliche Weise eine besondere Variante dieser Gene herausgebildet, weil dies zum Vorteil der Tiere ist.

Durch den Verzicht auf Augen sparen die Tiere in der völligen Dunkelheit Kraft und haben mehr Kapazitäten zur Nutzung ihrer anderen Sinne.

 
Bild: Nature

Die in oberirdischen Flüssen in Mexiko und den USA lebenden Astyanax mexicanus entwickeln dagegen völlig normale Augen (Bild links). Anders als ihre Höhlen-Verwandten (Bild rechts) haben sie zudem silbrig glänzende Schuppen statt einer farblosen Haut.
->   Department of Biology, University of Maryland
 
 
 
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01.01.2010