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Erstes Pflanzen-Genom entziffert  
  Zum ersten Mal ist das Erbgut einer Pflanze komplett entziffert worden. Die Erkenntnisse, die am Mittwoch in Brüssel vorgestellt wurden, sollen in der Landwirtschaft und der Medizin genutzt werden.  
Die Acker-Schmalwand
Einem Team mit Wissenschaftlern in Europa, den USA und Japan gelang die Sequenzierung der Acker-Schmalwand (Arabidopsis thaliana). Auch österreichische Forscher haben an der Entschlüsselung mitgearbeitet. Die Forscherteams aus Europa, Japan und den USA präsentieren ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 408).
Die Acker-Schmalwand ist eine Pflanze mit einem besonders kleinen Genom. Sie hat aber auch noch einen Vorteil: Sie ist einfach zu züchten, wächst schnell und kann 6 Mal im Jahr analysiert werden.
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Die Acker-Schmalwand ist eine kleine Verwandte des Raps und des Ackersenfs. Sie ist wegen ihrer nur fünf Chromosomen, Anspruchslosigkeit und kleinen Wuchsform bereits seit Jahrzehnten die "Lieblingspflanze" der Genetiker.
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Funktion der Gene weiter untersuchen
Das Genom der Acker-Schmalwand enthält rund 120 Millionen Basenpaare, was etwa einen Dreißigstel des menschlichen Erbguts entspricht.
Die Forscher können nun erstmals abschätzen, wie viele Gene eine Pflanze braucht, um sich zu entwickeln. "Die Pflanze hat 26.000 Gene, das sind doppelt so viele wie die bereits entschlüsselte Fruchtfliege oder der Fadenwurm", sagte Marie Theres Hauser vom Zentrum für Angewandte Genetik an der Universität für Bodenkultur in Wien: "Wir können jetzt das gesamte genetische Set weiter analysieren und die Funktion der einzelnen Gene untersuchen."
Für die Züchtung

Bisher weiß man nur bei rund zehn Prozent der Gene, wofür sie zuständig sind. Überraschend war, so die Wissenschaftler, dass mehr als fünfzig Prozent der Gene im Erbgut mehrfach vorkommen, sowohl innerhalb eines Chromosoms als auch bei verschiedenen. Vordringliche Aufgabe sei es nun, die Funktion der identifizierten Gene zu bestimmen.
Die Entschlüsselung des Genoms und die weitere Erforschung der Funktionen ist interessant insbesondere für die Verbesserung von Nutzpflanzen, meinen die Wissenschaftler. Denn die Ergebnisse ließen sich auch auf andere Pflanzen übertragen.
Wirtschaftliche Nutzung
"Bestimmte Gene können von der erforschten Modellpflanze auf Sojapflanzen oder Bäume übertragen werden", sagte Hauser. Dies habe sich bei dem Genom-Projekt erstmals gezeigt. "Man kann sich eine wirtschaftliche Anwendung vorstellen, wenn man Pflanzen mehrmals zum Blühen bringt, ihren Stoffwechsel verändert, sie gegen Salz oder Kälte resistent macht - und das ist zum Teil schon gelungen." Das komplizierte Zusammenspiel der Gene muss allerdings noch genauer erforscht werden, meinte Hauser.
->   Nature Magazine
 
 
 
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01.01.2010