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Malaria: Erstmals wirksamer Impfstoff in Sicht  
  Nach 15 Jahren Forschung gibt es erstmals Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff gegen Malaria: Ein Feldversuch in Mosambik reduzierte die Fälle von Malariaerkrankungen unter gut 2.000 Kindern um etwa 30 Prozent, die Zahl der lebensgefährlichen Erkrankungen sogar um 58 Prozent.  
Pedro Alonso von der Universität Barcelona und sein Mediziner-Team veröffentlichten ihre Studie in der britischen Medizinzeitschrift "The Lancet", von der sich auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beeindruckt zeigt.
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Die Studie "Efficacy of the RTS,S/AS02A vaccine against Plasmodium falciparum infection and disease in young African children: randomised controlled trial " ist in "The Lancet" (Bd. 364, S. 1411, Ausgabe vom 16. Oktober 2004) erschienen.
->   Zur Studie (Gratis-Registrierung nötig)
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Erreger wird von Anopheles-Mücke übertragen
Die von der Anopheles-Mücke übertragene, heimtückische Malaria führt über einen Befall der Leber zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen.

Es gibt vier verschiedene Erreger; das besonders gefährliche Plasmodium falsiparum kann bei geschwächten Patienten den Tod herbeiführen. Betroffen sind vor allem die Länder südlich der Sahara.
Impfstoff ab 2010 um acht Euro?
An dem Wirkstoff "RTS,S/AS02A" wird schon seit Jahren geforscht. Das Mittel setzt sich aus Proteinen des Plasmodium-falsiparum-Erregers und einem bereits erprobten Hepatitis-B-Impfstoff zusammen.

Die Forschung wird vor allem von GSK Biologicals, einer Tochter des Pharmariesen GlaxoSmithKline, betrieben. Die Forscher halten es für möglich, den Impfstoff nach erforderlichen weiteren Testphasen ab 2010 für "zehn bis 20 Dollar" (8,08 bis 16,2 Euro) je Patient auf den Markt zu bringen.
Mehr als 2.000 Kinder nahmen an Studie teil
"Wir haben einen Meilenstein im Kampf der Menschheit gegen Malaria hinter uns gebracht", sagte GSK-Biologicals-Chef Jean Stephenne.

Von April 2003 bis Mai 2004 nahmen 2.022 Kinder im Alter von ein bis vier Jahren im südlichen Mosambik an der Studie teil. Dabei konnte das Risiko einer schweren Malaria-Erkrankung um 58 Prozent reduziert werden.
WHO beeindruckt
Auch die Direktorin der "Initiative für Impfforschung" der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Marie-Paule Kieny, sprach am Donnerstag in Genf von einem Durchbruch. Allerdings sei noch viel Arbeit zu tun, bevor die Impfung möglicherweise Millionen von Kindern retten könne.

Zwar sei die Effektivität bei den untersuchten Kindern mit knapp 58 Prozent niedriger gewesen als bei klassischen Kinder-Schutzimpfungen, bei denen oft mehr als 80 Prozent erreicht würden. Dennoch machten die Ergebnisse sehr viel Mut für die Zukunft.
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Bisher nur Vorbeugung
Bisher gibt es gegen Malaria vor allem Mittel wie Chloroquin, Mefloquin oder Lariam, die vorsorglich in kurzen Abständen geschluckt werden müssen und zum Teil beträchtliche Nebenwirkungen zeigen. Zudem wurden die Erreger im Laufe der Jahre gegen diese Mittel immun.
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Pharmafirmen erwartet keine großen Einnahmen
Hilfsorganisationen appellierten in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend ungehört, die Entwicklung eines Impfstoffs voranzutreiben.

Einerseits versprachen sich die Pharma-Unternehmen von den Malaria-Patienten in den bitterarmen afrikanischen Ländern südlich der Sahara keine großen Einnahmen, andererseits sind Medikamente zur Behandlung von Krankheiten profitabler als Impfstoffe.
300 Millionen Menschen erkranken jährlich
Weltweit erkranken jedes Jahr rund 300 Millionen Menschen an Malaria, die Zahl der Todesfälle wird auf ein bis drei Millionen geschätzt.
->   GSK Biologicals
->   Universität Barcelona
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Malaria
 
 
 
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01.01.2010