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Elterneinkommen prägt Bildungsweg der Kinder  
  Welchen Bildungsweg Kinder einschlagen, hängt maßgeblich vom Haushaltseinkommen ihrer Eltern ab. Entscheidender Zeitpunkt ist das Verlassen der Volksschule. Je weniger die Eltern verdienen, desto eher wechseln ihre Kinder nicht in die AHS-Unterstufe, sondern in die Hauptschule.  
3.000 Haushalte befragt
Anschließend ändert sich nicht mehr viel: Der Anteil der Kinder von Wenig-, Mittel- und Besserverdienenden an den Hochschulen entspricht praktisch jenem in der 1. Klasse AHS.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF), die am Dienstag bei einer Tagung von Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaft in Wien vorgestellt wurde. Für die Studie wurden im Herbst 2003 knapp 3.000 Elternhaushalte befragt.
In Volksschule noch relativ gleiche Verteilung
Als Ausgangspunkt diente die Verteilung der Kinder in der letzten (vierten) Klasse Volksschule, wo noch alle Schüler vereint sind.

Demnach beträgt der Anteil der Kinder von Wenigverdienern (Haushaltseinkommen bis 1.500 Euro netto/Monat) in der vierten Klasse Volksschule 33 Prozent, jener von Kindern von Mittelverdienern (Haushaltseinkommen zwischen 1.501 und 2.400 Euro netto/Monat) 39 Prozent und jener von Kindern von Besserverdienern (Haushaltseinkommen über 2.400 netto/Monat) 28 Prozent.
Besserverdiener: 40 Prozent AHS, 18 Prozent Hauptschulen
In der ersten Klasse AHS-Unterstufe ist das Verhältnis 27 Prozent Wenigverdiener, 32 Prozent Mittelverdiener und 40 Prozent Besserverdiener, in der ersten Klasse Hauptschule hingegen schon 45 Prozent Wenigverdienende, 37 Prozent Mittelverdienende und nur 18 Prozent Besserverdienende.
Ausbildungen ohne Matura bei Wenigverdiener-Kindern
Die Tendenz setzt sich später fort: Während der Anteil von Kindern der Wenigverdiener in der fünften Klasse AHS (19 Prozent) praktisch gleich groß wie in der vierten Klasse AHS (20 Prozent) ist, kommen sie in den ersten Klassen der berufsbildenden höheren Schulen auf 32 Prozent - nach 42 Prozent in der vierten Klasse Hauptschule.

Der Grund dafür: Vergleichsweise viele Jugendliche aus dieser Schicht wählen nach der Hauptschule Ausbildungen ohne Matura (polytechnische Schule, berufsbildende mittlere Schule, Lehre).
Studierende wie AHS-Erstklassler
 
Grafik: APA/ÖIBF

Anteil der Kinder in Ausbildungsgängen nach Haushaltseinkommen (Herbst 2003; Differenz auf 100 Prozent durch Rundung)

Auffällig auch die Verteilung der Elterneinkommen bei den Studierenden: Sie entspricht praktisch jenem in der ersten Klasse AHS - 27 Prozent Kinder von Wenigverdienern (1. Klasse AHS: 27), 31 Prozent Kinder von Mittelverdienern (1. Klasse AHS: 32 Prozent) und 43 Prozent Kinder von Besserverdienenden (1. Klasse AHS: 40 Prozent).
AK- und ÖGB-Erklärung: "Traditionelles Denken" der Eltern
AK-Präsident Herbert Tumpel erklärt sich die Diskrepanz bei den unterschiedlichen Bildungsentscheidungen bereits nach der Volksschule mit den Erwartungen der Eltern. Diese würden bereits bei den Zehnjährigen die späteren Kosten einer weiterführenden Schule antizipieren und ihre Kinder daher in die Hauptschule schicken.

Ebenso argumentierte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch, der auch das "traditionelle Denken" vieler Eltern dafür verantwortlich machte. Mit der Kombination Hauptschule und anschließende Lehre komme das Kind früher ins Verdienen und trage zu einer Kostenentlastung des Familienhaushalts bei.
->   Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung
->   Arbeiterkammer
->   ÖGB
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01.01.2010