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WU-Rektor: Ende des freie Hochschulzugangs?  
  Wenn von der Politik nicht mehr Geld kommt, sieht Christoph Badelt, Rektor der WU Wien, die einzige Alternative zur Finanzsituation der Unis in - teilweisen - Zugangsbeschränkungen.  
Studiengebühren trotz Betreuungs-Stopps
Wenn hunderte Studenten der Publizistik in Wien in diesem Semester mangels Prüfer ihre Diplomarbeiten nicht fertig bekommen und fürs Nichts-Tun-Können 350 Euro Studiengeld zahlen müssen, dann treibt das auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fakultäten zu Protest auf die Straße.

Die vom Rektorat angebotenen Gastprüfer von außen will man nicht, der Finanzminister wird keinen Cent mehr als geplant für die Unis herausgeben und auch die Umschichtung von Mitteln aus dem Forschungsbudget an die Unis, wie die Bildungsministerin vorschlägt, stößt auf wenig Gegenliebe - am wenigsten bei den Forschern.
->   Mehr dazu: Gastprüfer nach Diplomarbeitsstopp (8.10.04)
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Studenten protestieren in Wien
Zwischen 700 und 1.000 Studenten protestieren in der Wiener Innenstadt gegen die finanzielle Misere und für freien Hochschulzugang. Für den Nachmittag war eine Abschlusskundgebung vor der Uni Wien geplant.
->   Mehr dazu in oesterreich.ORF.at
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Entweder mehr Geld von der Regierung ...
Hier setzt nun die kühle Rechnung des Rektors der Wiener Wirtschaftsuniversität Christoph Badelt ein: Wenn die Unis weiterhin allen Maturanten oder Absolventen einer Studienberechtigungsprüfung offen stehen sollen, dann müsse die Regierung handeln.

Je nach Studentenzahl müsse mehr Geld bereitgestellt werden. Geschieht dies nicht, müsste Plan B in Kraft treten, so Badelt.
... oder Auswahl der Studierenden
"Dann muss man meines Erachtens auf der politischen Ebene sagen, ob man zumindest für überlastete Studiengänge nur eine bestimmte begrenzte Zahl von Studienplätzen finanzieren will. Dann muss man diese Studienplätze exakt beziffern, und den Universitäten das Recht und auch die Verpflichtung geben, eine Auswahl von Studierenden vorzunehmen."
Zweiter Tabubruch der Bildungspolitik?
Wenn man dem WU-Rektor hier folgt, wäre das nach der Einführung der Studienbeiträge der Bruch des zweiten großen Tabus der österreichischen Bildungspolitik, des freien Hochschulzugangs - dahingestellt ob durch Aufnahmeprüfungen oder andere Formen der qualitativen Zugangsbeschränkung.
Gegen generelle Zugangsbeschränkung
Doch Badelt schränkt auch gleich wieder ein: Bis zur ersten Stufe des neuen dreigliedrigen Studiensystems, dem Bakkalaureat, solle der Zugang frei bleiben, ab dem Magisterstudium sollten dann schon Qualitäts-Einschränkungen gelten.

Und gefragt nach einer generellen Zugangsbeschränkung, besonders an überlasteten Unis wie "seiner" WU, sagt Christoph Badelt: "Ich will die nicht, und ich werde, solange es irgendwie möglich ist, von Seiten der öffentlichen Geldgeber, lieber eine Studieneingangsphase machen. Ich hoffe nur, dass uns die Politik und die Finanzknappheit nicht dazu zwingt, einmal in diese Richtung zu gehen. Rechtlich ist das ja heute in dieser Form nicht möglich."
Noch nicht das Ende vom Lied
Ob gewollt oder nicht: Zugangsbeschränkungen, bestimmte Aufnahmekriterien für die heimischen Massenuniversitäten werden nicht erst seit gestern diskutiert. Die allgemeine Tendenz der Reformen geht dahin, die Masse der Studierenden nach wenigen Semestern Kurzstudium wieder von der Uni zu entlassen und nur mehr wenige besonders Qualifizierte in die höheren Grade kommen zu lassen.

Wenn aber selbst das nicht mehr finanzierbar ist, wird der Ruf nach allgemeinen Zulassungsbeschränkungen von Seiten der Rektoren wohl noch lauter werden, und die Studenten werden - so wie am Mittwoch - wieder in Protestzügen auf der Straße sein.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at, 21.10.04
->   WU Wien
->   Bildungsministerium
->   ÖH
Mehr zu den aktuellen Studenten-Protesten:
->   Publizistik-Studenten haben ausgeträumt (15.10.04)
->   Publizistik Wien: "Virtuelle" Studentenbetreuung (12.10.04)
 
 
 
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01.01.2010