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Russische Duma ebnet Weg für Kyoto-Protokoll  
  Das russische Parlament hat am Freitag der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls zugestimmt. Mit dem Abkommen einigte sich die internationale Gemeinschaft vor sieben Jahren erstmals auf verbindliche Ziele und Maßnahmen für den Klimaschutz.  
Aber erst mit Russlands Beitritt kann das weltweit wichtigste Klimaschutzabkommen in Kraft treten, da sich die USA und Australien einer Ratifizierung verweigern.
Abkommen legt Emissions-Obergrenzen fest
Im Kyoto-Protokoll sind weltweit gültige Obergrenzen für den Ausstoß von Treibhausgasen festgelegt, vor allem von Kohlendioxid.

Ursprünglich verpflichteten sich darin 38 Industrieländer, im Zeitraum von 2008 bis 2012 ihre gemeinsamen Emissionen der wichtigsten Treibhausgase um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Länder neben der Reduzierung ihrer eigenen Emissionen drei weitere Möglichkeiten: Zum einen können sie weltweit mit Emissionsrechten handeln, zum anderen einschlägige Technologien entwickeln und weitergeben - oder sie setzen geeignete Maßnahmen in Entwicklungsländern um.
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CO2- Emissionen im Überblick
Die Anteile einiger Länder und Regionen mit den größten Kohlendioxid-Emissionen 1990: 1. USA: 36,2 Prozent; 2. (damalige) EU: 24,2 Prozent; 3. Russland: 17,4 Prozent; 4. Japan: 8,5 Prozent; 5. (damaliges) Osteuropa; 7,4 Prozent; 6. Kanada: 3,3 Prozent; 7. Australien: 2,1 Prozent.
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Ausstieg der USA
Das Protokoll wurde am 12. Dezember 1997 von 159 Ländern im japanischen Kyoto angenommen und im Anschluss von 84 Ländern unterzeichnet, zu denen auch die USA gehörten. Ratifiziert wurde es von den USA jedoch nie, und im März 2001 widerrief Präsident George W. Bush sogar ausdrücklich die Unterschrift unter dem Abkommen, da die Verpflichtungen für die USA zu kostspielig seien.

Auch US-Präsidentschaftskandidat John Kerry bezeichnete das Kyoto-Protokoll im aktuellen Wahlkampf als "mangelhaft".

Im Falle eines Wahlsiegs von Kerry am 2. November rechnet der frühere stellvertretende UNO-Generalsekretär für Klimaschutz, Michael Zammit Cutajar, jedoch mit der Unterstützung der USA bei der Erarbeitung einer multilateralen Strategie zum Weltklima.
Entscheidende Rolle für Moskau
Damit die Übereinkunft in Kraft treten kann, müssen ihr zumindest die Länder zugestimmt haben, die im Jahr 1990 für 55 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes verantwortlich waren.

Da zu dem Zeitpunkt aber allein 25 Prozent der Emissionen auf das Konto der USA gingen, war ihr offizieller Ausstieg ein schwerer Schlag - auch wenn rund 120 Länder zwischenzeitlich das Protokoll ratifizierten.

Umso entscheidender ist somit das Ja aus Moskau: Auf Russland entfielen 1990 gut 17 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes der Industrieländer.
Pröll und WWF: "Meilenstein"
Der WWF hat die Unterzeichnung Protokolls durch Russland am Freitag als "Meilenstein" gefeiert. Den selben Begriff verwendete auch Umweltminister Josef Pröll in einer Aussendung. Nächster wichtiger Schritt auf internationaler Ebene sei es, so Pröll, die Vereinigten Staaten wieder an Bord zu holen.
Wenig Kosten für Russland
Für Russlands CO2-Emissionen an sich ändere sich laut WWF-Klimaexperte Markus Niedermair nicht viel, da es auf absehbare Zeit weniger emittiert, als es gemäß dem Abkommen darf. Russland plant, sein Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu 2002 bis 2012 zu verdoppeln.

"Selbst im Hinblick darauf werden die Vereinbarungen von Kyoto Russland bis dahin nichts kosten. Es wird selbst dann noch um zehn bis 15 Prozent weniger CO2 ausstoßen als im Jahre 1990", erläuterte Niedermair. Grund dafür sei der Zusammenbruch der Wirtschaft nach dem Zerfall der Sowjetunion.
Österreich im unteren Drittel der EU-25
Österreich liegt im Vergleich mit den EU-25 im unteren Drittel seiner Zielerreichung - Einsparungen von 20 Prozent der jährlichen Emissionen bis 2012 sind laut WWF nötig.

[science.ORF.at/APA//AFP/dpa, 22.10.04]
->   Kyoto-Protokoll bei Wikipedia
->   Hintergrundinformationen zum Kyoto-Protokoll bei der UNFCC
->   Das Stichwort Kyoto-Protokoll im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010