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Antikörper bremst Wachstum von Dickdarmkrebs  
  Wissenschaftlern ist es gelungen, eine neue Therapie gegen Dickdarmkrebs zu entwickeln. Dabei handelt es sich erstmals um eine biologische Therapie, also keine Chemotherapie. Mit Hilfe eines so genannten monoklonalen Antikörpers können die Ärzte bei 50 Prozent der Patienten den Tumor zum Schrumpfen bringen.  
Tödlicher Dickdarmkrebs

5.000 Menschen in Österreich erkranken jährlich an Dickdarmkrebs, einer besonders heimtückischen Krebserkrankung. Die Ursachen für diese Erkrankung sind zum Großteil familiär bedingt, liegen aber auch in ungesunder Lebensweise, wie falsche Ernährung oder übermäßigem Tabakkonsum.

Rund die Hälfte der Patienten befindet sich zum Zeitpunkt der Diagnose in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung.
Verstärkt Chemo-Wirkung, erhöht Lebensqualität
Die neue Antikörpertherapie wurde zunächst bei Patienten im fortgeschrittenen Tumorstadium getestet. Das Problem bisher: Der Tumor wurde irgendwann gegen die Chemotherapie resistent und die Ärzte waren machtlos.

Der Antikörper aber macht die Chemotherapie wieder wirksam und verstärkt ihre Wirkung sogar. Dadurch konnte die Überlebenszeit der Patienten verdoppelt werden. Auch die Lebensqualität der Patienten verbessert sich.

Martin Thurnher von der Selbsthilfegruppe Darmkrebs: "Der Vorteil ist, dass man diese landläufigen Symptome der Chemotherapie nicht so spürt: Die Müdigkeit ist nicht so stark ausgeprägt und auch nicht die Übelkeit."
Antikörper lässt Tumorzelle absterben
In jahrelangen Forschungsarbeiten haben Wissenschaftler den monokonalen Antikörper entwickelt. Das Besondere daran: Der Antikörper ist imstande, mit bestimmten Strukturen auf der Oberfläche der Tumorzelle zu reagieren. Und bewirkt dadurch, dass die Tumorzelle sich zurückzieht und abstirbt.

Der Onkologe Heinz Ludwig vom Wilhelminenspital Wien: "Die Tumorzelle steht in Kontakt mit der Umwelt und bekommt von ihr, also vom Körper, das Signal, sie soll weiter wachsen. Der Antikörper verhindert dieses Signal und bewirkt, dass die Tumorzelle sich zurückzieht und abstirbt."
Ziel: Krebs als "chronische Erkrankung"
In neuen Studien wollen die Wissenschaftler nun herausfinden, ob Patienten, die gleich zu Beginn ihrer Krebserkrankung mit der neuen Antikörpertherapie behandelt werden, trotz des Tumors ein normales Alter erreichen können.

Heinz Ludwig: "Das ist das Ziel, das gelingt ja schon bei verschiedenen Krebserkrankungen, dass man mit der Krebserkrankung lebt wie mit einem wehen Knie, also dass es zu einer chronischen Erkrankung wird."
Selbsthilfegruppe Darmkrebs
Um seine Erfahrungen auch an andere Darmkrebspatienten weiterzugeben, hat Martin Thurnher gemeinsam mit seiner Frau und dem behandelnden Arzt, Heinz Ludwig eine Selbsthilfegruppe für Darmkrebspatienten gegründet. Hier sollen die Patienten Informationen und vor allem auch psychische Unterstützung bekommen.

"Nicht nur für den Patienten, auch für die Angehörigen ist das Gespräch sehr wichtig", meint Helga Thurnher von der Selbsthilfegruppe Darmkrebs. "Dass Menschen da sind, die einen auffangen, wenn man einmal weinen muss, mit denen man reden kann, das ist wahnsinnig wichtig. Und in der Selbsthilfegruppe sollen die Patienten diese Möglichkeit bekommen und sich auch gegenseitig austauschen können", so Thurnher.

Alexandra von Mersi, Modern Times Gesundheit
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Mehr zu dem Thema in "Modern Times Gesundheit" am 29. Oktober 2004, ORF 2, 22.35 Uhr.
->   "Modern Times Gesundheit"
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->   www.onkologie.at
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Dickdarm
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Selbsthilfegruppe Darmkrebs: Postfach 2, 1035 Wien
E-mail: shg.-darmkrebs@gmx.net
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01.01.2010