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Depressionsmittel macht junge Mäuse überängstlich  
  Ein weit verbreitetes Mittel gegen Depressionen lässt junge Mäuse zu besonders ängstlichen Tieren heranwachsen. Dieses Ergebnis einer US-Studie weckt Besorgnis bei Medizinern in den USA, weil der Wirkstoff Fluoxetin dort auch für Kinder zugelassen ist.  
Die in "Science" veröffentlichte Untersuchung stärkt nach Ansicht mancher Forscher die Befürchtung, dass in zu jungem Alter verabreichte Antidepressiva eher die gegenteilige der erhofften Wirkung haben könnten.
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Die Studie "Early-Life Blockade of the 5-HT Transporter Alters Emotional Behavior in Adult Mice" ist in "Science" (Bd. 306, S. 879, Ausgabe vom 29. Oktober 2004) erschienen.
->   "Science"
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FDA lässt Warnhinweise drucken
Die US-Pharmabehörde FDA lässt nach einer Reihe von Selbstmorden unter jugendlichen Antidepressiva-Patienten jetzt zusätzliche Warnungen auf die Tablettenpackungen drucken.
->   Mehr dazu: Gesundheitsbehörden warnen vor Antidepressiva (1.10.04)
Langfristige Schäden bei früher Verabreichung
Das Medikament verursachte bei den Mäusen langfristige Schäden, wenn es den kleinen Nagern zu früh verabreicht wurde. Tiere, die - umgerechnet auf Menschenalter - Fluoxetin vor dem Ende des achten Lebensjahrs erhielten, waren als ausgewachsene Mäuse überängstlich und emotional gestört.
Unterschiedliche Bewertung der Studie
Die Tierstudie zeige, dass Fluoxetin und wahrscheinlich auch andere Depressionsbekämpfer unerwartete Gefahren bergen würden, meint der Pharmakologe Miklos Toth von der Cornell-Universität in New York in einem Begleitkommentar.

Dagegen sieht der New Yorker Psychiater John Mann keine Verbindung. "Kinder und Jugendliche bekommen die SSRI-Mittel (Selective Serotonin Re-uptake Inhibitors) weitaus später als die Mäuse in der Studie", begründet er.
Warnung vor "emotionalen Störungen"
Das Autorenteam um Jay Gingrich von der Columbia-Universität in New York warnt, dass "die Einnahme von Antidepressiva in der Schwangerschaft und in ganz jungen Jahren bisher unbekannte Risiken für emotionale Störungen im späteren Leben mit sich bringen könnte".
Fuoxetin hemmt Serotonin-Aufnahme
Fluoxetin ist das älteste der SSRI-Mittel gegen Depressionen und das einzige, das in den USA und Großbritannien auch für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. Das Präparat unterdrückt ein Transportprotein (5-HTT) für den Botenstoff Serotonin.

Der Transporter sorgt für gewöhnlich dafür, dass überschüssig produziertes Serotonin "aufgesaugt" wird. Allerdings scheint diese Blockade zu einer Zeit, in der sich das Hirn noch entwickelt, die den Stressabbau steuernden Hirnströme langfristig negativ zu beeinflussen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 29.10.04]
->   Informationen zu Fluoxetin bei Medline Plus
->   Columbia University
->   Das Stichwort Antidepressiva im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010