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Erdäpfel-Ernte auf dem Prüfstand  
  Durch den Einsatz von Maschinen geht heutzutage fast ein Drittel der Ernte von Erdäpfeln verloren. Deutsche Wissenschaftler suchen nun nach schonenderen Methoden: Dazu wird der "Leidensweg" der Knolle im Labor nachgestellt.  
Kalorienarm, proteinreich
Die Kartoffel ist weltweit die wichtigste Gemüsepflanze überhaupt und ein hochwertiges Nahrungsmittel. Entgegen der landläufigen Vorurteile sind Erdäpfel kalorienarm, dafür reich an Eiweiß und Vitaminen.

Allerdings erfordert die sonst so robuste Kartoffel besondere Sorgfalt bei Ernte, Transport und Lagerung, wenn die Qualität erhalten bleiben soll. Durch den Maschineneinsatz geht heute fast ein Drittel der Ernte verloren oder wird so beschädigt, dass die Kartoffel nur mehr als zweite oder dritte Qualität verkauft werden können.
Erntestress
Kartoffel haben einiges auszuhalten, bis sie im Kochtopf landen. Über die Sortieranlage, die Waschstraße bis hin zur Portionierung und Verpackung sind die Kartoffeln ständig Stößen und Schlägen ausgesetzt, die auch eine so robuste Feldfrucht nicht ohne Schaden übersteht.

Die Folgen sind schwarze Flecken und eingeschränkte Lagerfähigkeit. Angeschlagene Kartoffeln schmecken faulig.
Belastungstest im Labor
Die Techniker am Agrarforschungsinstitut in Potsdam simulieren den ganzen "Leidensweg" der Kartoffel in einer einzigartigen Rüttelmaschine. In dieser 30.000 Euro teuren Hydropulsanlage werden die Knollen auf ihre Belastbarkeit geprüft.

Was die Knollen hier an Stößen und Schlägen auszuhalten haben, entspricht bis ins Detail den Belastungen durch Erntemaschinen und Sortieranlagen.
Sensorknolle überprüft Stoßbelastung
Um die Rüttelmaschine genau auf die tatsächliche Stoßbelastung abzustimmen, ist den Technikern ein besonderer Trick eingefallen. Sie haben eine künstliche Kartoffel mit auf die lange Reise geschickt.

Der Gummiball ist mit hochempfindlichen Sensoren gespickt. Er zeichnet wie ein Seismograph jede Erschütterung nach Intensität und Rhythmus auf. Um die Sensorkartoffel wieder zu finden wird mit Funkpeilung gearbeitet, einem System, das im Prinzip dem Satellitennavigationssystem GPS entspricht.

Entsprechend dem von der Sensorkartoffel gelieferten Seismogramm wird die Schüttelmaschine eingestellt. Ziel ist ein Verhaltenskodex für den pfleglichen Umgang mit den wertvollen Knollen.
Fest oder mehlig?
Derzeit vergibt in Deutschland eine eigene Kartoffelkommission das jeweilige Prädikat nach einer Kostprobe. Im Potsdamer Kochlabor wird genau untersucht, wie weit die Qualität von so unterschiedlichen Faktoren wie der Schalendicke und dem Stärkegehalt abhängt.

Das Ziel ist die Entwicklung eines möglich einfachen Messgerätes, das zuverlässige Daten liefert.
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Reagiert auf Umwelt
Die besondere Schwierigkeit erklärt Thomas Hoffman, der Leiter des Testprogramms am Institut für Agrartechnik Potsdam: "Die Kartoffel ist ein lebendes Produkt, sie reagiert auf Umweltbedingungen und variiert demnach in ihren Eigenschaften. Und so kann es sein, dass eine Kartoffelsorte, die eigentlich als vorwiegend fest kochend eingestuft ist, zum Ärger der Konsumenten, das eine Jahr mehr zu mehlig kochend hin tendiert".
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Püree Faktor
Die endgültige Entscheidung über das Messgerät ist zwar noch nicht gefallen, Favorit ist aber die aufwändige Variante einer Kartoffel-Quetsche. Gesucht ist der "Püree Faktor".

Auf das Milligramm genau wird gemessen, welcher Druck notwendig ist, um die Kartoffel zu zerquetschen. Es liegt eigentlich auf der Hand: Eine mehlige Kartoffel wird dem Pürierstab weniger Widerstand entgegensetzen als eine fest kochende.

Gerhard Roth, Modern Times
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Mehr zu dem Thema in "Modern Times" am 5. November 2004, ORF 2, 22.35 Uhr.
->   "Modern Times"
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->   Institut für Agrartechnik Potsdam
 
 
 
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01.01.2010