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Bakterien besitzen molekulare Injektionsnadeln  
  Bakterien benutzen winzige "Nadeln", wenn sie andere Zellen angreifen. Der an der Yale University forschende Österreicher Thomas Marlovits konnte Struktur und Aufbau dieser molekularen Injektionsnadeln aufklären.  
Nanomaschinen
Krank machende Bakterien greifen teils massiv in den Stoffwechsel ihrer Wirte ein. Um etwa Giftstoffe - bakterielle Toxine - in Körperzellen einzuschleusen, verwenden sie nadelartige Strukturen, die in ihrer eigenen Zellhaut verankert sind.

Es handelt sich dabei um so genannte "Typ III Sekretionssysteme", die man laut dem an der "School of Medicine" der US-amerikanischen Yale-University forschenden Marlovits auch als "Nanomaschinen" bezeichnen kann.
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Der Artikel "Structural Insights into the Assembly of the Type III Secretion Needle Complex" von Thomas C. Marlovits et al. wurde im US-amerikanischen Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht (Science, Band 306, S. 1040-1042, Ausgabe vom 5. November 2004, DOI: 10.1126/science.1102610).
->   "Science"
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Eiweißketten als Nadeln
Marlovits nahm bei seinen Studien das Bakterium Salmonella typhimurium - einer der Erreger von Salmonellosen - unter die Lupe. Die Injektionseinheiten setzen sich im Detail aus 200 Polypeptidketten (Eiweißstoffen) zusammen.

Sie bestehen - wie auch eine medizinische Injektionsnadel - aus einer breiteren Basis, die in der Bakterienhülle verankert ist und einem dünnen, hohlen Nadelkomplex.

Mit diesem Nadelteil werden fremde Zellen effektiv angestochen und etwa der Stoffwechsel zu Gunsten der Mikroorganismen verändert. Die winzigen Nadeln erheben sich nur rund 50 Nanometer (ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters) über die Oberfläche der Bakterienhaut.
Bessere Medikamente gegen Erreger
Durch die Aufklärung der genauen Struktur der bakteriellen Nadeln erhoffen sich die Wissenschafter einerseits bessere Medikamente gegen die Erreger.

Gerade Salmonella typhimurium zählt zu den Keimen, die bereits gegen viele herkömmliche Antibiotika resistent sind.

"Wir möchten aber noch einen Schritt weiter von Nanobiologie in Richtung Nanobiotechnologie gehen und dieses System in Zukunft auch dafür verwenden, um neue Medikamente zielgerichtet in kranke Zellen und damit Gewebe von Patienten zu transportieren und somit eine Vielzahl von Krankheiten, wie Krebs oder neurodegenerative Krankheiten effizienter zu behandeln", so Marlovits.

[science.ORF.at/APA, 8.11.04]
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01.01.2010