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Austro-"Nobelpreis" wieder belebt: Ungar Preisträger  
  Erstmals nach seiner durch die Nazis erzwungenen Einstellung im Jahr 1938 wurde am Dienstag der Ignaz-L.-Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien wieder verliehen.  
Der ehemalige "österreichische Nobelpreis" konnte auf Grund einer Stiftung des in seiner Kindheit aus Österreich vertriebenen US-Mäzens Alfred Bader wieder belebt werden.

Erster Preisträger der nun mit 18.000 Dollar (14.000 Euro) dotierten Auszeichnung ist der ungarische Neurowissenschaftler Zoltan Nusser (36).
Alfred Bader: Mäzen und Erneuerer des Preises
Bild: APA
ÖAW-Präsident Herbert Mang, Preisträger Zoltan Nusser und Lieben-Preis-Stifter Alfred Bader
Bader zeigte sich bei einem Pressegespräch vor der Preisverleihung bewegt, dass gerade am 9. November, dem Tag des November-Pogroms 1938, der Lieben-Preis erstmals nach 66 Jahren wieder verliehen wird: "Ich erinnere mich noch an die verbrannte Synagoge in der Tempelgasse (Wien-Leopoldstadt, Anm.). Für uns ist es besonders schön, dass ich heute hierher kommen kann und etwas Gutes tun kann."

Er versuche mit seiner Frau, "immer die allerbesten und die, die es am allernötigsten brauchen, zu unterstützen", erklärte Bader seinen Beweggrund für die Stiftung des Preises. Bader ist in vielen Ländern als Mäzen tätig und hat karitative Stiftungen und Preise eingerichtet bzw. gespendet.
Älteste ÖAW-Auszeichnung
Ursprünglich hatte die Bankiersfamilie Lieben den Preis zur "immerwährenden Förderung der wissenschaftlichen Forschung" gestiftet. Die 1862 erstmals vergebene Auszeichnung ist die älteste ÖAW-Auszeichnung und war einer der wichtigsten Wissenschaftspreise der Donaumonarchie und der Zwischenkriegszeit.

Zu den Preisträgern zählten u.a. spätere Nobelpreisträger wie Fritz Pregl, Victor Hess, Otto Loewi oder Karl von Frisch. 1938 wurde die Verleihung auf Grund der Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt.
14.000 Euro
"Wieder belebt" wurde der Preis auf Initiative des Wiener Chemikers Robert Rosner und des Dekans der Fakultät für Lebenswissenschaften der Uni Wien, Christian Noe. Als Stifter konnten sie Alfred Bader und seine Frau Isabel gewinnen, mit deren Hilfe künftig jährlich 18.000 Dollar (14.000 Euro) für den Preis ausgeschüttet werden.

Der Chemiker und Gründer des Chemie-Unternehmens Sigma-Aldrich musste 1939 - übrigens so wie Rosner - in einem Kindertransport Wien in Richtung England verlassen. Die Baders wurden am Dienstag im Rahmen der Preisverleihung mit der Medaille "Bene Merito" für besondere Verdienste um die Akademie geehrt.
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Preis für "Alt-Österreichische" Forscher
Mit dem Lieben-Preis sollen junge Wissenschaftler aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für "herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Molekularbiologie, Chemie und Physik" ausgezeichnet werden.
->   Ignaz Lieben Projekt (Uni Wien)
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Ungarischer Neurowissenschaftler geehrt
Der erste Preisträger der wiederbelebten Auszeichnung, Zoltan Nusser vom Institut für Experimentalmedizin der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, wurde aus 54 Bewerbungen ausgewählt. Er fühle sich durch den Preis "sehr geehrt", sagte Nusser und sehe die Auszeichnung auch als Anerkennung für sein Fach.
->   Biografie Zoltan Nusser
Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn
Es sei eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre, herauszufinden, "wie das Gehirn, diese wunderbare Maschine, arbeitet".

Nusser, der nach mehrjährigen Forschungsaufenthalten in Großbritannien und USA wieder nach Ungarn zurückgekehrt ist, konzentriert sich vor allem auf die Frage, wie Sinneseindrücke von den Nervenzellen verarbeitet, übermittelt und gespeichert werden.

[science.ORF.at/APA, 9.11.04]
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Anlässlich der Wiederbelebung des Lieben-Preises veranstaltet die Universität Wien ein "Ignaz-Lieben-Projekt". In dessen Rahmen findet Dienstag und Mittwoch ein Symposium über Mäzenatentum in Österreich statt.
->   Mehr zu den Veranstaltungen der Uni Wien
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->   Details zum Lieben-Preis bei der ÖAW
 
 
 
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01.01.2010