News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
"SMART-1" erreicht Mond-Umlaufbahn  
  Nach einer außergewöhnlichen Reise von weit mehr als 80 Millionen Kilometern ist es soweit: Europas erste Mondsonde "SMART-1" schwenkt in eine Umlaufbahn um den Erdtrabanten ein.  
Dieser erste Flug einer europäischen Sonde zum nur 384.000 Kilometer entfernten Mond dauerte fast 14 Monate, das aber aus gutem Grund:

Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat unterwegs eine ganze Menge zukunftsträchtiger Techniken getestet, vor allem einen revolutionären solarelektrisches Ionenantrieb. Jetzt geht es jedoch darum, "SMART-1" langsam in den Bann des Mondes geraten zu lassen.
...
Start im September 2003
Am 27. September 2003 auf dem europäischen Raumfahrtbahnhof Kourou in Französisch-Guyana mit einer Ariane-5-Rakete gestartet, hat sich die 350 Kilogramm leichte Kleinsonde in enger gezogenen Spiralen ihrem Ziel genähert und ist trotzdem äußerst sparsam mit dem Treibstoff umgegangen.

Die Europäer wollten ausreichend Zeit haben, um nicht nur den solarelektrischen Hauptantrieb für künftige, lange Flüge durch das Sonnensystem - etwa zum Merkur oder zur Sonne - zu testen.
->   Erste europäische Mond-Mission SMART-1 gestartet (28.9.03)
...
Kommunikations-Pionier
"SMART-1" ist unter anderem auch Vorreiter einer besseren Kommunikation in der Raumfahrt. Mit einem der sieben Instrumente an Bord (KaTE) wurde erprobt, wie sich größere Datenmengen weit rascher über weite Entfernungen übermitteln lassen.

Außerdem konnte in einem Experiment eine Laserverbindung mit dem weit entfernten und schnellen Raumfahrzeug aufgebaut werden - mit dem Flug zum Mond bereitet Europa weitaus ehrgeizigere Missionen vor.

"SMART-1" (Small Mission for Advanced Research and Technology), gesteuert vom europäischen Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt, macht daher auch nur den Anfang in einer Reihe von Testflügen.
"Leben und Arbeiten am Mond"
 
Bild: ESA

An Bord der 100 Millionen Euro teuren "SMART-1"-Sonde sind sieben Instrumente in Kleinformat. Sie wiegen zusammen nur 19 Kilogramm und haben alle Tests im All bestanden - Europas Erkundung des Mondes kann also beginnen.

"Wir kehren zum Mond zurück, weil wir denken, dass Leben und Arbeiten dort eine Zukunft hat", sagt der ESA-Projektwissenschafter Bernard Foing.

Trotz der sechs "Apollo"-Flüge der Amerikaner vor mehr als drei Jahrzehnten wollen die Raumfahrtnationen noch eine ganze Menge Rätsel des Erdtrabanten lösen. Und dann geht es noch darum, geeignete Landegebiete für eine Mond-Besiedlung auszukundschaften.
Annäherungsphase bis Jänner 2005
Zunächst einmal muss die heiße Annäherungsphase klappen. 60.000 Kilometer über der Mondoberfläche wird der kleine Kundschafter der Europäer schrittweise vom Schwerefeld des Mondes erfasst.

Wenn "SMART-1" sich dem Mond in der Nacht zum 16. November erstmals bis auf 6.000 Kilometer nähert, wird das Ionentriebwerk für längere Zeit gezündet.

Die elliptischen Bahnen werden immer enger, um von Mitte Jänner an zwischen 3.000 und 300 Kilometer über den Mondpolen zu verlaufen. "Zuvor müssen wir den Satelliten in der nächsten Woche aber ganz vorsichtig abbremsen", erläutert Foing.
Chemische Untersuchungen der Mondoberfläche
Dann gilt es Daten zu sammeln, mindestens sechs Monate lang. So wurde von der ESA "die erste umfassende Untersuchung der wesentlichen chemischen Elemente auf der Mondoberfläche" angekündigt.

Mit an Bord sind eine hochauflösende Mini-Kamera und zwei Spektrometer. Darunter ist ein Infrarotgerät des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau (Niedersachsen), das einen sehr tiefen Blick in den schattigen Südpolkrater werfen soll.

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa
science.ORF.at,15.11.04
->   SMART-1-Website (ESA)
->   Alles zu SMART-1 im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010