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Über die Nachhaltigkeit der Hochschulen  
  Kommendes Jahr beginnt die von den Vereinten Nationen ausgerufene Dekade "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung". Ihrer Bedeutung im Bereich der Hochschulen gehen zwei Nachhaltigkeitsexperten in einem Gastbeitrag nach.  
Bedeutung der UN-Dekade für die Universitäten
Hans-Peter Winkelmann, Copernicus-Campus
Christian Rammel, Forum Umweltbildung

Es wird nicht ausbleiben, dass die UN-Dekade "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" (2005-2014) den Weg zeigen wird, den Hochschulen künftig einschlagen müssen, wenn das Leitbild der Nachhaltigkeit von ihnen ernst genommen werden soll.

Hochschulen dürfen sich nicht auf ihre Rolle bei der Wissenserzeugung und beim Wissenstransfer durch Bildung beschränken, sondern müssen sich auch auf die Integration von Disziplinen und den Transfer von Wissen an die Gesellschaft als Ganzes konzentrieren.
Der "kopernikanische" Ansatz
Gemäß der COPERNICUS-Charta für nachhaltige Entwicklung bedeutet dies, dass Universitäten kritisch über das Konzept der nachhaltigen Entwicklung, über ihre Zielgruppen und über die Unterrichts- und Lernmethodologie nachdenken müssen, da sich das Lernen in unserer "Wissensgesellschaft" über das ganze Leben erstrecken muss.

 
Grafik: Copernicus-Campus

Daraus ergibt sich ein Modell des universitären Nachhaltigkeitsprozesses, das die beiden kritischen Bereiche des "Lebenslangen Lernens" und der institutionellen Hochschulentwicklung herausstellt, in denen das Potenzial für eine nachhaltige Veränderung der Prozesse und Verhaltensweisen am größten (siehe Abbildung).
Ökologische, wirtschaftliche und soziokulturelle Dimensionen
Nachhaltige Entwicklung ist ein komplexes Konzept, bei dem sich die ökologischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Dimensionen nicht voneinander trennen lassen. Da Hochschulen Einrichtungen sind, deren Kernaufgabe in der Entwicklung und Verbreitung von Wissen besteht, wird ihnen dabei eine wichtige Rolle zukommen.

Wissen, Kreativität und soziale Verantwortung stellen in diesem Zusammenhang einige der entscheidenden Gedanken dar.
Zentrale Rolle der Hochschulen ...
Hochschulen sehen sich mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert und haben eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung: Sie sind Ausbildungsstätten, Wissenschaftseinrichtungen, Konsumenten, Arbeitsplatzgeber, und sie befinden sich im sozialen Umfeld einer Stadt oder Region, auf welche sie wiederum in ihren genannten Rollen großen Einfluss hegen.
... für nachhaltige Entwicklung
Somit sind Hochschulen Meinungsbildner und haben Einfluss auf die Entwicklung und Lebensumstände zukünftiger Generationen. Hochschulen unterliegen dabei nicht nur den allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern sie sind auch selbstverantwortliche Akteure und Partner von Institutionen, Unternehmen und Organisationen bei der Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung.
Wohlstand, Fortschritt, aber auch Belastung
Ökonomisch betrachtet sind Hochschulen Schöpfer gesellschaftlichen Wohlstands. Technologisch gesehen sind sie Förderer des Fortschritts. Ökologisch gesehen beanspruchen auch Hochschulen die Belastungsfähigkeit der Biosphäre, da sie für ihre Dienstleistungen in Bildung und Wissenschaft natürliche Ressourcen in Anspruch nehmen.

Zugleich leisten sie Beiträge zur Beschäftigungsfähigkeit von Berufsanfängern, fördern Unternehmertum und die berufliche Chancengleichheit von Männern und Frauen. Hochschulen tragen durch die Schaffung von Humankapital zur Wissensgesellschaft bei, die von lebenslangem Lernen geprägt ist.
Schneller Zukunftswandel
Wir stehen einer Zukunft gegenüber, die einem schnelleren Wandel unterworfen ist denn je und die deshalb immer neue Aufgaben und Herausforderungen stellt. Diese neuen Herausfor-derungen, Lösungsbeiträge zu den Zukunftsproblemen zu entwickeln und zu leisten, sind vielleicht die unmittelbarsten Aufgabenstellungen einer Hochschulbildung für eine nachhaltige Entwicklung.

Damit sind Hochschulen ökonomische, ökologische, technologische und soziale Akteure, denen Nachhaltigkeit als Kriterium sowohl in ihrer Wissensvermittlungs- als auch in ihrer Forschungsfunktion immanent ist.
Nachhaltigkeit in Leitbild integrieren
Als integrative Ausbildungsstätten künftige Generationen und als Motor wissenschaftlicher Erkenntnis wären die Universitäten dringend angehalten, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung in ihr Selbstverständnis zu integrieren um an einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation mitzuarbeiten.
Am Vorabend der UN-Dekade
Die UN-Dekade präsentiert dafür eine neue Version des Bildungsbegriffes, eine Vision die es den Menschen ermöglicht, unsere komplexe globalisierte Welt besser zu begreifen, und sich aktuellen multidimensionalen Problemen wie Armut, Umweltzerstörung, Klimawandel oder globale Gewalt zu stellen.
Holistischer Zugang
Die Umsetzung dieser Vision basiert dabei auf einem holistischen Zugang der von Interdisziplinärer Forschung und Kooperation, Partizipation, Transdisziplinarität, problemorientierter Wissenschaft, kooperativen Networking und offenen Bildungseinrichtungen geprägt ist, also auf all jene Kategorien basiert, die seit langen für eine zukunftsfähige universitäre Entwicklung gefordert sind.
Veranstaltungen in Österreich
Am Vorabend der UN-Dekade setzt Österreich auch Akzente. Zum einenwird die am 23. November in Wien stattfindende Tagung "Nachhaltige Universitäten 2004" die Herausforderungen der Dekade für die österreichische Hochschullandschaft beleuchten.

Zum anderen wird in Graz unter demTitel "Committing Universities to Sustainable Development" vom 20. bis 23. April 2005 eine der ersten internationalen Auftaktskonferenzen der kommenden Bildungsdekade stattfinden.

Ob diese und hoffentlich noch kommende Akzente ausreichen, um den Herausforderungen der Dekade zu entsprechen, wird sich dabei schon sehr viel früher als 2015 zeigen.

[16.11.04]
->   "Nachhaltige Universitäten 2004"
->   Konferenz in Graz
->   Copernicus-Campus
->   Forum Umweltbildung
 
 
 
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01.01.2010