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Homosexuelle Eltern: Kinder entwickeln sich gleich gut  
  Kinder mit homosexuellen Eltern verhalten sich nicht anders als der Nachwuchs von heterosexuellen Menschen. Viel wichtiger als die sexuelle Orientierung ihrer Eltern sind laut einer Studie von US-Psychologen gute familiäre Beziehungen.  
Wissenschaftler der Virginia University nahmen Teenager im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren aus insgesamt 88 Familien unter die Lupe. Die eine Hälfte hatte gleichgeschlechtliche Eltern, die andere lebte mit Vater und Mutter.

Bisher interessierte sich die Wissenschaft hauptsächlich für Kinder in homosexuellen Familien. Die nun vorliegende Studie analysierte nach eigenen Angaben erstmals mögliche Entwicklungsunterschiede im jugendlichen Alter.
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Die Studie "Summary of Psychosocial Adjustment, School Outcomes, and Romantic Attractions of Adolescents With Same-Sex Parents" von J.L. Wainright, S.T. Russell, and C.J. Patterson (University of Virginia) erscheint in "Child Development", Nr. 75, Ausgabe 6.

Das Fachmagazin "Child Development" wird herausgegeben von der "Society for Child Development". Die wichtigsten Meldungen können online als Abstracts nachgelesen werden.
->   Archiv "Child Development"
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Konzentration auf lesbische Eltern
Die Psychologin Charlotte Patterson und ihre Kollegen bauten auf einem Datensatz von 12.000 Interviews mit US-amerikanischen Jugendlichen auf, der 1995 im Rahmen einer landesweiten Erhebung angelegt wurde. Sie stießen dabei auf 44 Jugendliche, die von lesbischen Eltern erzogen wurden. Nur sechs Teenager gaben an, bei männlichen Paaren zu leben. Auf Grund der größeren sozialen Streuung konzentrierten sich die Forscher auf die lesbischen Eltern, wie die Psychologin gegenüber dem "New Scientist" ausführte.

Für jeden Jugendlichen suchten Patterson und ihre Mitarbeiter ein heterosexuelles "Gegenbeispiel". Sie achteten darauf, dass die Jugendlichen auch hinsichtlich Alter, Ausbildung und sozialem Status der Familie vergleichbar waren.

Anhand von 88 Beispielen ermittelten die Wissenschaftler die psychosoziale Einstellung der Teenager und die schulische Leistung.
Keine Unterschiede, auch nicht bei sexueller Orientierung
Bei den Heranwachsenden beider Gruppen konnten keine Unterschiede ausgemacht werden: Die Jugendlichen hatten einen stabilen Freundeskreis, waren selbstbewusst und in der Schule erfolgreich.

Entgegen der Ansicht früherer Studien, die bei Kindern homosexueller Paare vermehrt gleichgeschlechtliche Neigungen vermuteten, glich sich das sexuelle Verhalten der Jugendlichen in beiden Gruppen.
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Ein Überblick über bisherigen Studien und die wichtigsten Ergebnisse zusammengestellt von der Studien-Hauptautorin Charlotte Patterson findet sich auf der Website der American Psychological Association.
->   "Lesbian and Gay Parenting - Summary of Research Findings"
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Entscheidend: Qualität der Beziehungen
Wirklich entscheidend für den psychosozialen Zustand der Teenager war die Qualität der innerfamiliären Beziehungen. Pflegten die Jugendlichen zu ihren Eltern eine enge Beziehung, waren sie sowohl zu Hause als auch in der Schule erfolgreicher und zufriedener.

"Die Ergebnisse liefern keine Grundlage dafür, lesbische Paare von der Kindererziehung auszuschließen", so die Wissenschaftler in einer Presseinformation der "Society for Research in Child Development" abschließend.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 16.11.04
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01.01.2010