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Dauerlauf prägte menschliche Evolution  
  Bereits vor etwa zwei Millionen Jahren drehten die ersten "Jogger" ihre Runden und trieben damit die Evolution maßgeblich voran. Allerdings ging es den Ur-Sportlern in der Savanne weniger um körperliche Ertüchtigung als ums Überleben: Die Fähigkeit, ausdauernd zu laufen, habe es den Menschen vermutlich ermöglicht, Beutetiere bis zu deren Umfallen zu verfolgen oder sich nahe genug anzunähern, um sie mit Wurfgeschossen zu erlegen, berichten zwei US-Forscher.  
Die proteinreichere Nahrung wiederum habe die Entwicklung des menschlichen Gehirns gefördert. Zudem habe das Joggen die Körpergestalt mitgeprägt, so Bramble von der University of Utah und Daniel E. Lieberman vom Peabody Museuam der Harvard University.
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Der Review-Artikel " Endurance running and the evolution of Homo" von Dennis M. Bramble und Daniel E. Lieberman erschien im Fachjournal "Nature" (Band 432, S. 345-52, Ausgabe vom 18.11.04).
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Laufen nur "Nebenprodukt" des Gehens?
"Das Laufen hat die menschliche Evolution entscheidend gestaltet. Das Laufen machte uns zu Menschen - zumindest im anatomischen Sinn", schreiben Bramble und Lieberman in ihrer Studie.

Bisher hatten Evolutionsbiologen diese Fähigkeit als "Nebenprodukt" der Entwicklung des aufrechten Ganges angesehen. Diese Annahme beruht darauf, dass der Mensch verglichen mit den meisten Vierfüßern ein eher schlechter Sprinter ist.
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Sprint-Vergleich im Tierreich
Menschliche Spitzensprinter erreichen eine Maximalgeschwindigkeit von 10,2 Metern pro Sekunde und können dieses Tempo rund 15 Sekunden durchhalten. Im Vergleich dazu sind etwa Pferde, Windhunde und Antilopen um einiges leistungsfähiger: Sie sind imstande, eine Geschwindigkeit von 15-20 Metern pro Sekunde über einige Minuten beizubehalten. (Anmerkung: Um Km/h-Werte zu bekommen, müssen die Zahlenangaben mit dem Faktor 3,6 multipliziert werden.)
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Homo sapiens: Im Dauerlauf mit Pferden vergleichbar
Im für die Jagd wichtigen Ausdauerlauf hingegen könne sich der Mensch dem Vergleich durchaus stellen, so die Forscher.

Der Mensch sei mit seiner Fähigkeit zum Dauerlauf nicht nur einzigartig unter den Primaten, er befinde sich mit einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 2,3-6,5 Metern pro Sekunde auch durchaus im Leistungsbereich von Pferden und Gnus.
Fossilien zeigen anatomische Anpassungen
Bild: Nature
Das aktuelle Cover von "Nature"
An Fossilien überprüften die Forscher, welche charakteristischen Merkmale während der Evolution das Laufen ermöglicht hatten. Dazu gehörte zum Beispiel die Entwicklung von langen, federartig arbeitenden Sehnen, die besonders Energie sparend seien.

Eine verlängerte Achilles-Sehne am Fußgelenk etwa sei erst vor weniger als drei Millionen Jahren aufgetreten und bei den Australopithecinen noch nicht nachzuweisen.

Diese gingen vermutlich bereits vor 4,4 Millionen Jahren auf zwei Beinen, rannten aber wohl nur selten. Längere Beine, die eine höhere Geschwindigkeit ermöglichten, seien spätestens mit dem Homo erectus vor 1,8 Millionen Jahren aufgetaucht.
Belastbare Gelenke und verbesserte Thermoregulation
Die höhere Belastung von Knochen und Gelenken durch das Laufen wiederum sei durch die Ausbildung einer größeren Gelenkoberfläche abgefangen worden, die sich ebenfalls in der Gattung Homo nachweisen lässt.

Stärkere Muskeln sorgten für die Stabilisierung des Körpers beim Laufen. Und der Verlust der Körperbehaarung ermöglichte unter anderem eine bessere Regulation der Körpertemperatur.

[science.ORF.at/dpa, 18.11.04]
->   University of Utah
->   Peabody Museum der Harvard University
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01.01.2010