News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Kosmos .  Leben 
 
IHS-Studie analysiert Forschungs-Mitgliedschaften  
  Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat im Auftrag des Forschungsrats die Kosten und Nutzen der Mitgliedschaft en Österreichs in internationalen Forschungseinrichtungen untersucht. Die Studienautoren bewerten die überwiegende Mehrzahl der analysierten Mitgliedschaften als "außen- und integrationspolitische Notwendigkeit", sodass ein Ausstieg "keine ernst zu nehmende Option" sei.  
Skeptisch beurteilen die Experten dagegen in der der APA vorliegenden Studie die Teilnahme am Institut Max von Laue - Paul Langevin (ILL) in Grenoble, positiv wird eine mögliche Mitgliedschaft Österreichs beim European Southern Observatory (ESO) gesehen.
Hintergrund:
->   IHS prüft Österreichs Forschungs-Mitgliedschaften (11.2.04)
ESO-Beitritt: Positiver Tenor
In der Frage, ob Österreich der ESO beitreten soll, gibt die Studie keine eindeutige Empfehlung, der Grundtenor der Aussagen ist aber positiv. Bei ihrer Beurteilung der Pros und Contras eines möglichen ESO-Beitritts kommen die Experten zu folgendem Schluss: "Unter der Voraussetzung, dass Österreich auf eine international wettbewerbsfähige Forschung im Bereich Astronomie nicht verzichten will, muss den österreichischen AstronomInnen die Nutzung einer entsprechenden Infrastruktur ermöglicht werden."

Mehr dazu in science.ORF.at:
->   H.M. Maitzen: Österreich soll der ESO beitreten! (19.4.02)
ESO: Nur einmalige Investitionssumme
Neben der international bestausgestatteten ESO - der Beitritt dazu wäre mit einer einmaligen Investitionssumme von rund 16,3 Mio. Euro verbunden - gebe es dafür aber auch amerikanische Observatorien.
->   European Southern Observatory
...
Mitgliedschaften: 4,35 Prozent der F&E-Ausgaben
Die jährlichen Ausgaben Österreichs für die Mitgliedschaft in den elf untersuchten internationalen Organisationen lagen 2002 bei 71 Mio. Euro und machen damit "den relativ geringen Anteil" von 4,35 Prozent der gesamten öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) aus.

Mit Österreich vergleichbare Staaten wie die Niederlande oder Dänemark wenden einen mehr als doppelt so hohen Anteil auf (8,8 bzw. 12,6 Prozent). Eine Mitgliedschaft Österreichs bei der ESO würde diesen Anteil nur von 4,35 auf 4,5 Prozent erhöhen, "auch in diesem Fall wäre Österreich nicht überproportional bei internationalen forschungsrelevanten Organisationen repräsentiert".
...
CERN: "Positive Entwicklung"
Im Bereich Kern- und Teilchenphysik stellt die Studie ein vergleichsweise intensives Engagement Österreichs fest.

Die Mitgliedschaft beim Europäischen Laboratorium für Teilchenphysik CERN bei Genf weist der Studie zufolge eine "positive Entwicklung" auf, die Experten empfehlen aber dennoch eine "kritische Haltung innerhalb der Organisation", etwa eine Evaluation der Effizienz der in der Organisation eingesetzten Gelder aller Mitgliedsländer.
->   CERN
ESRF: Hoher Nutzen - EFDA: "förderungswürdig"
Auch die Mitgliedschaft bei der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble zeige günstige quantitative Nutzen-Indikatoren, beispielsweise ist die Zuweisung von Gerätenutzungszeiten im Vergleich zum österreichischen Budgetanteil überproportional.

"Grundsätzlich positiv" wird die Mitgliedschaft beim europäischen Abkommen zur Entwicklung der Fusionsforschung (European Fusion Development Agreement, EFDA) bezeichnet, "diese Initiative sollte weiterhin gefördert werden", heißt es in der Studie.
->   ESRF
->   EFDA
ILL: Mitgliedschaft "diskutabel"
Anders wird die Situation am ILL (Institut Max von Laue - Paul Langevin) gesehen, wo kein Nutzen-Indikator in der Nähe des österreichischen Budgetanteils liege.

Auffällig sei auch, dass eine Reihe F&E-freundlicher EU-Staaten wie Niederlande, Schweden oder Finnland nicht ILL-Mitglied seien. Aus diesem Grund empfehlen die Experten, die Mitgliedschaft bei ILL "zu diskutieren".
->   ILL
ECT: Beitrag bezahlt - Mitgliedschaft nicht rechtswirksam
Seltsam mutet Österreichs Teilnahme am European Center für Theoretical Studies in Nuclear Physics and Related Areas (ECT) in Trentino an: Der Studie zufolge wurde die Mitgliedschaft nie rechtswirksam.

Auf Ansuchen der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft sei zwar vom Bildungsministerium drei Jahre lang ein "Mitgliedsbeitrag" von jährlich 15.000 Euro bezahlt worden, wobei die fachlich zuständigen Wissenschafter gleichzeitig aufgefordert wurden, den Beitritt oder die Assoziation mit ECT vorzubereiten.

Dies sei aber nie passiert, den einbezahlten 45.000 Euro stünden "weder wissenschaftliche noch wirtschaftliche Rückflüsse gegenüber".
->   ECT
EMBC und EMBL: Intensivere Nutzung notwendig
Im Bereich Molekularbiologie empfiehlt die Studie, "vor dem Hintergrund der erheblichen nationalen Förderungsmittel" die Entwicklung der Beteiligung an der European Molecular Biology Conference (EMBC) und dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) genau zu beobachten.

Die Entwicklung der quantitativen Nutzenindikatoren beim EMBL sei ungünstig, zuletzt habe Österreich bei einem Finanzierungsbetrag von 2,31 Prozent nur mehr 1,17 Prozent der Beschäftigten gestellt.

Dennoch wird in der Studie keine Zurücknahme des österreichischen Engagements nicht empfohlen. Vielmehr sollte versucht werden, die Möglichkeiten aus der Mitgliedschaft bei diesen Organisationen intensiver zu nutzen.
->   EMBC
->   EMBL
ESA und EUMETSAT: "Zwingende Beteiligung"
Von einer "praktisch zwingenden Beteiligung" spricht die Studie bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Europäischen Wettersatelliten-Organisation EUMETSAT, die "integrativer Bestandteil der europäischen Forschungslandschaft" seien.

Bei der ESA-Mitgliedschaft verweisen die Experten allerdings auf den Umstand, dass "bei den indirekten wirtschaftlichen Rückflüssen einige Mitgliedsländer wesentlich besser reüssieren als Österreich".

Ähnliches gilt für den Bereich Personal bei EUMETSAT: Während Österreich 2,25 Prozent des Gesamtbudgets beisteuert, stammen nur etwa ein Prozent der Beschäftigten aus Österreich.
->   ESA
->   EUMETSAT
IIASA: Viele Arbeitsplätze, Bedeutung zurückgegangen
Die Mitgliedschaft Österreichs beim Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien betrachten die Experten unter dem Blickwinkel, dass Österreich Sitzland der Organisation sei und überproportional bei den Beschäftigten und den Ausbildungsplätzen profitiere.

Andererseits sei der internationale Stellenwert des IIASA nach dem Ende des Kalten Krieges "massiv zurückgegangen". Die Entwicklung der Einrichtung sollte beobachtet, die finanzielle Beteiligung Österreichs "gegenwärtig jedenfalls nicht reduziert werden".

[science.ORF.at/APA, 18.11.04]
->   IIASA
->   Institut für höhere Studien
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Kosmos .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010