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Anzeichen von Alzheimer in Texten gefunden  
  Alzheimer wird heute hauptsächlich durch Fragebogentests festgestellt. Aber auch ein abnehmender Wortschatz in einem geschriebenen Text kann ein erstes Warnzeichen sein. Britische Forscher haben mit einer Software das Spätwerk einer britischen Schriftstellerin analysiert - und bewiesen, dass sich eine beginnende Alzheimer-Erkrankung direkt im Text niederschlägt.  
Hoffnung auf Verfeinerung der Diagnose
Die Krankheit konnte durch die Software noch vor der offiziellen medizinischen Diagnose festgestellt werden. Die Neurologen hoffen, die Methode auch auf "alltägliche" Schriftstücke wie Briefe oder Tagebücher ausdehnen und damit zur Verfeinerung der Alzheimer-Diagnose beitragen zu können.
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Die Ergebnisse der Analyse des Neurologen Peter Garrard vom University College London und seinen Kollegen werden im Fachmagazin "Brain" veröffentlicht.
->   "Brain - A Journal of Neurology"
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Geringerer Wortschatz als in Frühwerken
Die Wissenschaftler nahmen sich vor allem ein Werk vor: Das "Jackson's Dilemma" stellte Iris Murdoch kurz vor der ärztlichen Alzheimer-Diagnose fertig.

Die Neurologen fanden heraus, dass das Vokabular des Textes weit weniger vielfältig ist als in früheren Werken. Sogar in ihrem Frühwerk "Under the Net", das 1954 erschienen ist, ist die Sprache "bunter" als in "Jackson's Dilemma".
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Bild: Tom Phillips
Iris Murdoch wurde 1919 geboren und studierte klassische Philologie in Oxford und Philosophie in Cambridge. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie für das britische Schatzamt und dann für die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen.

1948 kehrte sie nach Oxford zurück, wo sie am St. Anne's College unterrichtete. Sie war Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters. 1995 wurde bei der Schriftstellerin Alzheimer diagnostiziert, 1999 starb sie.
->   The Iris Murdoch Society
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Klagen über Formulierungsschwierigkeiten
Wie Peter Garrard vom University College London gegenüber dem Online-News-Portal von "Nature" ausführte, decken sich die Ergebnisse seiner Analyse mit Bemerkungen der Autorin gegenüber Freunden und Familie.

So habe die Schriftstellerin oft darüber geklagt, dass ihr die Wörter auf der Zunge liegen, sie sie aber nicht niederschreiben könne.
Früheres Erkennen erster Warnsignale
Garrard und seine Kollegen hoffen, mit ihren Ergebnissen die bestehenden Alzheimer-Tests zu verfeinern. Heute werden hauptsächlich Frageboden verwendet, zweifelsfrei festgestellt werden kann Alzheimer erst durch eine Untersuchung des Gehirns nach dem Tod des Patienten.

Durch die Computeranalyse, in die auch Briefe oder Tagebücher einfließen können, könnten Warnsignale früher wahrgenommen werden.

[science.ORF.at, 1.12.04]
->   "Nature"
->   Institute of Cognitive Neuroscience, University College London
Mehr zum Thema Alzheimer in science.ORF.at:
->   Demenz und Morbus Alzheimer: Seuche der Zukunft (14.9.04)
->   Alzheimer: Memory-Bus in Österreich unterwegs (12.5.04)
->   Alzheimer: "Verdächtiges" Protein als Auslöser (6.1.04)
 
 
 
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01.01.2010