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Forscher klären Ernährungstricks von Bakterien  
  Ernährungstricks von symbiontischen Bakterien haben Wiener Forscher mit deutschen Kollegen aufgeklärt. Die Erkenntnisse über die "Umwelt-Chlamydien" könnten Rückschlüsse auf Krankheitserreger zulassen.  
Denn enge Verwandte der Mikroben sind als krankmachende Keime des Menschen bekannt, daher könnte die Entdeckung auch interessante Ansätze für neue Medikamente liefern. Für Österreich an der Forschungsarbeit beteiligt war das Department für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien unter der Leitung von Michael Wagner.
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Der Artikel "A candidate NAD+ transporter in an intracellular bacterial symbiont related to Chlamydiae" von Ilka Haferkamp und Kollegen wurde am 2. Dezember 2004 in Nature (Band 432, S. 622 - 625, doi:10.1038/nature03131) veröffentlicht.
->   Abstract in "Nature"
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Amöben und Bakterien als Modellsysteme
Die Chlamydien, welche die Forscher untersuchten, leben ständig innerhalb von Amöbenzellen und lassen es sich dort - salopp ausgedrückt - recht gut gehen.

Im Gegensatz etwa zu krankmachenden Keimen schädigen sie ihren Wirt nicht sichtbar, daher ist auch noch nicht schlüssig geklärt, ob es sich nun um Parasiten oder Symbionten handelt.

"Wir benutzen Amöben und Bakterien als Modellsysteme, um einerseits ihr Zusammenleben zu studieren, andererseits soll auch geklärt werden, wie sich Bakterien zu Krankheitserregern entwickelten", sagte Matthias Horn vom Department für Mikrobielle Ökologie gegenüber der APA.
Absaugen von energiereichen Molekülen
Wie die Wissenschaftler herausfanden, verzichten die Bakterien in den Amöben teilweise auf die Aufnahme von Nahrung, die dann erst mühsam in Energie umgewandelt werden müsste. Die österreichischen Forscher wurden finanziell unter anderem auch vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt.

Stattdessen stehlen sie ihren Wirten direkt die vom Wirten produzierten, energiereichen Moleküle und betreiben damit ihren Stoffwechsel.
Transport-Eiweiß entdeckt
Die eigentliche Forschungsleistung der Biologen war die Entdeckung eines bestimmten Eiweißstoffes, der den Transport des so genannten "universellen Enzym-Kofaktors - NAD" durch die Hülle der Bakterien ermöglicht.

"Bisher galt es als Paradigma, dass NAD nicht über die Membran transportiert werden kann", so Horn.

Über den gleichen Weg, ebenfalls mit Hilfe eines speziellen Transporters, versorgen sich die Bakterien mit den Grundbausteinen der Erbsubstanz (DNA). Da sie die so genannten Nukleotide nicht selbst synthetisieren können, bedienen sie sich an jenen der Amöbe.
Durch Proteinblockade Bakterien aushungern?
Was den Mechanismus für die Medizin interessant machen könnte, ist die Tatsache, dass die Transportproteine lediglich in den Bakterien, nicht aber in den Wirtszellen vorkommen.

So könnte man möglicherweise über eine Blockade dieser Proteine die Bakterien aushungern, ohne die Wirte zu schädigen.

Jetzt geht es darum zu klären, wie weit verbreitet der Mechanismus im Bakterienreich ist und ob die krankmachenden Keime ebenso funktionieren.

[science.ORF.at/APA, 2.12.04]
->   Presseaussendung zum Thema (pdf-Datei)
->   Mehr zum Thema Bakterien im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010