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Gewinnung von Stammzellen: Eizelle ausgetrickst  
  Britische Forscher können embryonale Stammzellen gewinnen, ohne lebensfähige Embryos züchten und vernichten zu müssen. Damit könnte eines der größten ethischen Probleme der Medizin bald gelöst sein.  
Die Wissenschaftler um Karl Swann von der University of Wales in Cardiff haben menschlichen Eizellen mit einem Trick eine Befruchtung vorgegaukelt, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Die Eizelle habe daraufhin begonnen, sich zu teilen und embryonale Stammzellen zu produzieren.
Eiweiß täuscht Eindringen von Samenzelle vor
Die Forscher behandelten die Keimzellen demnach mit einem bestimmten Eiweiß, welches das Eindringen einer Samenzelle vortäuschte. Die Eizellen begannen daraufhin mit der Teilung und entwickelten sich nach vier bis fünf Tagen zu Keimblasen, so genannten Blastozysten.

In diesem Stadium können die vielseitigen embryonalen Stammzellen aus dem Zellhaufen entnommen und im Labor kultiviert werden.
Nicht lebensfähige Zellhaufen
Laut Swann handelt es sich bei den wachsenden Zellhaufen in seinem Verfahren nicht um lebensfähige Embryonen, da sie keine väterlichen Chromosomen haben. Männliches Erbgut war für das Wachstum des Zellhaufens nicht notwendig, da jede Eizelle bereits zwei weibliche Chromosomensätze besitzt.

Bei der Reifung der Eizelle wird normalerweise einer dieser Sätze ausgestoßen und bei der Befruchtung durch den männlichen ersetzt. Swann und seine Kollegen unterdrückten das Ausstoßen jedoch mit einer chemischen Behandlung.
Von der Maus auf den Menschen
Schon in früheren Versuchen hatte Swann nachgewiesen, dass das von Spermazellen produzierte Protein Phospholipase C-zeta (PLC-zeta) die Eizellen von Mäusen zur Teilung anregen kann. In der neuen Studie injizierten er und sein Team das Eiweiß in menschliche Eizellen, die nach der Scheinbefruchtung ebenfalls zu wachsen begannen.

Wird die Eizelle dagegen auf normale Art durch ein Spermium befruchtet, entwickelt sich ein potenziell lebensfähiges Embryo. Bei der Entnahme der Stammzellen stirbt es ab, weshalb diese Art der Gewinnung embryonaler Stammzellen in vielen Ländern verboten ist.

[science.ORF.at/APA, 3.12.04]
->   New Scientist
->   Mehr über Stammzellforschung im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010