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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Weltklimakonferenz: Weiterplanen bis 2020  
  Am Montag beginnt in Buenos Aires die 10. Weltklimakonferenz. Vorrangiges Thema wird nicht sein, wie das Kyoto-Protokoll zur Senkung der Treibhausgase durchgesetzt werden kann. Dieses "Klimaschutzgesetz für die Welt" wird im Februar völkerrechtlich verbindlich. In Argentinien wird schon weiter geplant.  
Über Kyoto hinaus
"Konkret geht es bei der Klimakonferenz darum, dass sich die internationale Staatengemeinschaft auf Klimaziele bis 2020 einigt", sagt Markus Niedermaier vom WWF, der die Umweltschutzorganisationen in Argentinien vertreten wird, im ORF-Radio.

"Die Wissenschaft beweist, dass wir tief greifende Veränderungen brauchen: eine weltweite Reduktion der Treibhausgase um 60 bis 80 Prozent. Wie wir auf diesen Zielpfad kommen, sollte bis zur 11. Klimakonferenz 2005 beschlussfähig sein", fordert der Umweltschützer.
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Österreich weit von Kyoto-Zielen entfernt
Der heimische "Kyoto-Fortschrittsbericht" 2004 des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt deutlich: 2002 (aktuellste Daten, Anm.) gab es neuerlich eine - wenn auch etwas geringere - Steigerung von 0,3 Prozent bei den Emissionen an Treibhausgasen gegenüber 2001 und 8,5 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990. Das Kyoto-Ziel von minus 13 Prozent bis 2008-12 (67,5 Mio. t) rückt bei einem Ausstoß von 84,6 Millionen Tonnen an Treibhausgasen (2002) in immer weitere Ferne: Das Treibhaus-Niveau Österreichs lag 2002 gleich um 25,2 Prozent bzw. etwa 17 Mio. Jahrestonnen über der Zielvorgabe.
->   UBA-Kontrollbericht zur Umweltsituation in Österreich (8.7.04)
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USA unterzeichnete Kyoto-Protokoll nicht
Seit der Teilnahme Russlands sind rund 61 Prozent der weltweiten Treibhausgase erfasst. 129 Länder haben das Kyoto-Protokoll bereits unterzeichnet.

Schwierig wird es jetzt vor allem werden, die Entwicklungs- und Schwellenländer wie China für die nächste Phase von Kyoto zu gewinnen. Umso mehr, da die USA nicht dabei sind, sie haben der Vereinbarung im Jahr 2001 eine Absage erteilt.
Nicht wieder auf die Bremse steigen
Dennoch werden Amerikaner an der Konferenz teilnehmen, da alle Staaten vertreten sind, die die Klimarahmenkonvention vor zehn Jahren unterschrieben haben, sagt Niedermeier.

"Ziel muss es für den Rest der Welt sein, nicht zuzulassen, dass die USA wieder stark auf die Bremse steigen." Denn die restlichen Industriestaaten haben sich verpflichtet, bis 2008/2012 im Durchschnitt 5,2 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als im Vergleichsjahr 1990.
Register für Emissionshandel wird beschlossen
Die Umweltminister werden von 15.-17.Dezember zusammentreffen. Unspektakulär liest sich jedoch die "technische" Agenda von Buenos Aires: So soll das internationale Register beschlossen werden, das für den globalen "Emissionshandel" nötig ist.

Dieser wird ab 2008 im Rahmen des Kyoto-Protokolls als "Reduktion" anrechenbar sein, die EU beginnt mit Stichtag 1.1.2005 bereits mit einem freiwilligen (nicht anrechenbaren) System quasi zum Üben.
->   Emissionshandel: Kyoto-Strategie für ein immer ferneres Ziel (4.2.04)
Abwicklung verschiedener Klima-Fonds
Konkretisiert werden soll auch, so Österreichs Verhandlungsleiter Helmut Hojesky vom Umweltministerium, die Abwicklung verschiedener Klima-Fonds unter der "GEF".

Bei der Klimakonferenz in Marrakesch wurden 2001 drei weitere "Fördertöpfe" beschlossen: "Special Climate Change Fund", "Least Developed Countries Fund" und "Kyoto Protocol Adaption Fund". Im Jahr 2005 steht übrigens die Wiederauffüllung der chronisch "ausgetrockneten" GEF an.
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Korallen sind besonders betroffen
Das Ausmaß der Veränderungen durch die Erderwärmung ist vor allem im Wasser sichtbar. "Lebensräume für Spezialisten - wie etwa Korallen - sind besonders betroffen", alarmiert die Umweltschutzorganisation WWF. 20 Prozent der weltweiten Korallenriffe sind bereits zerstört. 50 Prozent drohen weiters für immer verloren zu gehen.
->   Treibhausgas macht Meere sauer, Muscheln dünner (8.7.04)
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Verbreiterung der "Kyoto"-Basis
Gleichzeitig soll die "Kyoto"-Basis verbreitert werden: In Buenos Aires müssen sich die Delegierten überlegen, wie sie künftig mit anderen internationalen Institutionen zusammen arbeiten wollen, insbesondere mit der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO und der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO.
Diskussion um CO2-Senken
Nicht zuletzt dürfte es um die Festlegung der Anrechenbarkeit etwa von langlebigen Holzprodukten als "Klimaschutzmaßnahme" gehen - nachdem Wälder und Felder als " CO2-Senken" (die Treibhausgas-Emissionen quasi "schlucken") bereits in die von Kritikern spöttisch "Klimaschutz-Buchhaltung" genannten Mechanismen eingeführt worden sind.
Konkrete Beschlüsse ab 2007
Wie geht es aber in Sachen UNO-Klimaschutz nach Ablauf der "Kyoto-Fristen" 2008-12 weiter? Konkrete Beschlüsse dazu müssen erst ab 2007 bei der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Klima-Rahmenkonvention (COP 13) fallen.

Daher sind laut Hojesky diesbezüglich in Buenos Aires noch keine detaillierten Festlegungen zu erwarten. Eine große Hürde zeichnet sich aber bereits ab: Die Entwicklungsländer wollen eher keine eigenen Emissionsreduktionsziele in den nächsten Phasen (bisher sind ja nur Industrienationen zur Treibhausgas-Minderung verpflichtet).

[science.ORF.at/APA, 6.12.04]
->   Das Kyoto-Protokoll
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Treibhausgase
 
 
 
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01.01.2010