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Pflanzliche Hormone schützen vor Darmkrebs  
  Frauen erkranken seltener an Darmkrebs als Männer. Der Grund: Östrogene regen die Bildung von Vitamin D an, das wiederum zum Absterben von Krebszellen beitragen kann. Nachdem Männer zu wenige eigene Östrogene produzieren, sollten sie vermehrt zu "Phytoöstrogenen", also pflanzlichen Hormonen, greifen. Hohe Konzentrationen davon finden sich in Soja.  
Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Hormonen
Bei Männern ist der Darmkrebs nach dem Lungen- und dem Prostatakarzinom die dritthäufigste bösartige Erkrankung. Weitaus seltener als Männer erkranken Frauen an einem Tumor im Bereich des Darms bzw. des Rektums (kolorektales Karzinom).

Diese epidemiologischen Daten haben Wissenschaftler in der Vergangenheit immer wieder zum Anlass genommen, die mögliche Rolle von weiblichen Sexualhormonen (Östrogenen) bei der Entstehung von Darmkrebs zu untersuchen.
Östrogen regt Bildung von Vitamin D an
Nun konnten Wissenschaftler des Instituts für Experimentelle Pathophysiologie der Medizin Universität Wien zusammen mit Forschern der Rockefeller University in einer Pilotstudie zeigen, dass Östrogene bzw. Östradiol - das stärkste natürliche Östrogen, das in den Ovarien gebildet wird - die Bildung von Vitamin D in den Darmzellen anregt.

Und aus klinischen und Versuchen in Zellkultur weiß man, dass Vitamin D in seiner aktivierten Form Krebszellen zum Absterben bzw. sie zu einem gutartigeren Zellteilungsverhalten bringen kann.
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Grafik: APA
Darmkrebs in Österreich
Rund 5.000 Menschen erkranken jährlich an dem Leiden. Fachleute meinen, dass die meisten gerettet werden könnten, wenn die Diagnose frühzeitig genug gestellt wird.

Insgesamt rangiert diese bösartige Erkrankung - nach Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern - an zweiter Stelle in der österreichischen Krebsstatistik.

90 Prozent aller Kolonkarzinome (Dickdarmkrebs) entstehen aus zunächst gutartigen Polypen (Adenome).
->   Mehr über Darmkrebs bei "Medicine Worldwide" (deutsch)
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Sinkendes Erkrankungsrisiko
Wird durch Östrogen bzw. Östradiol mehr Vitamin D im Darm gebildet, so sinkt auch das Erkrankungsrisiko für Darmkrebs. Das konnte die Medizinerin Heide Cross vom Institut für Experimentelle Pathophysiologie der Medizin Universität Wien in der Pilotstudie an Frauen zeigen, bei denen sich immer wieder Polypen als Krebsvorstufen im Darm gebildet hatten.
Männer produzieren zu wenig Östrogene
Zwar bilden auch Männer in den Hoden geringe Menge von Östrogenen, doch dürfte die dabei erreichte Konzentration nicht für einen Schutz vor Darmkrebs ausreichen.

Das hat die Wissenschaftlerin auf die Idee gebracht zu untersuchen, inwieweit durch Phytohormone, also pflanzliche Hormone, ein ähnlicher Schutz aufgebaut werden kann.
Soja im Fokus
Nicht zuletzt aufgrund der epidemiologischen Daten, dass Menschen, die sich sojareich ernähren seltener an Darmkrebs erkranken, hat man sich an der Wiener Medizin Universität auf die Untersuchung von Soja konzentriert.

Das Ergebnis der Forschungsarbeit: Soja trägt dazu bei, dass das im Darm vorhandene aktivierte Vitamin D weniger rasch abgebaut wird. Gleichzeitig regt Soja die Bildung von neuem Vitamin D an.
Risiko kann bei Männern und Frauen gesenkt werden
Durch phytohormon- bzw. sojareiche Ernährung kann man - so die Medizinerin Heide Cross - vor allem bei Männern aber auch bei Frauen dazu beitragen, das Darmkrebsrisiko zu senken.

Eveline Schütz, Ö1 Wissenschaft, 7.12.04
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01.01.2010