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Zwei Drittel aller Kinder haben Phantasie-Freunde  
  Zwei Drittel aller Kinder im Alter von sieben Jahren haben "unsichtbare", der Phantasie entsprungene Begleiter. Was Psychologen bisher oft verdächtig fanden, wurde nun rehabilitiert - und auf hohem Niveau bestätigt.  
Die Macht der Vorstellungskraft ist weit verbreitet. Zumindest unter amerikanischen Schulkindern, die im Zentrum einer Studie der Psychologin Stephanie Carlson von der Universität Washington und ihrem Team standen.
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Die Studie "The Characteristics and Correlates of Fantasy in School-Age Children: Imaginary Companions, Impersonation, and Social Understanding" ist in "Developmental Psychology" (Bd. 40, S. 1173, Ausgabe vom November 2004) erschienen.
->   Abstract in "Developmental Psychology"
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Gleiche Verbreitung mit vier und sieben Jahren
Die Verbreitung von unsichtbaren Freunden ist dabei im Vorschulalter (mit vier Jahren) und im Schulalter annähernd gleich groß, schreiben die Forscher im Fachjournal "Developmental Psychology".

Die imaginären Spielkameraden sind zudem einem laufenden Prozess unterzogen: Einige Kinder berichten von "Serienfreunden", ihre Anzahl reicht von einem bis zu 13.
Das Studien-Setting
Die Forscher befragten 100 Kinder - die Hälfte Mädchen, die andere Buben - im Alter von drei bis vier Jahren sowie deren Eltern. Nach drei Jahren wiederholte sich die Untersuchung.

Um die "tatsächliche Existenz" eines imaginären Freundes zu beweisen, mussten sie die Kinder exakt - und auch mit psychologischen Details versehen - beschreiben.
Große Spannbreite der Unsichtbaren
Bei den Freunden kann es sich um andere Kinder, aber auch um Eichhörnchen, Panther, Hunde oder winzige Elefanten handeln. Etwa die Hälfte stützt sich auf reale Vorbilder, wie z.B. spezielles Spielzeug, menschliche Freunde rangieren vor tierischen.
Ein Viertel erzählt den Eltern nichts
Weitere Ergebnisse der Studie: Während Mädchen immer Vorschulalter öfter von einem imaginären Freund berichten, haben sie die Buben mit sieben Jahren bereits "eingeholt".

Ein Viertel der Kinder erzählt ihren Eltern nichts von ihren Phantasieprodukten. Und: Nicht alle von ihnen sind "freundlich gesinnt", manche stellen sich als echte Plage für die Kinder heraus.
Irgendwann geht die Lust verloren
Schließlich stellten die Forscher auch die Frage, warum die Kinder einmal aufhören mit dem imaginären Spiel. Dabei, so Carlson, verhalten sie sich wie mit anderem Spielzeug - sie verlieren schlicht die Lust daran und ersetzen die Phantasieprodukte oft mit realen Freunden.
Phantasie wichtig für die Entwicklung
Nach Ansicht der Forscher ist an alledem nichts auszusetzen. Die Phantasie spiele bei der Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle - sowohl kognitiv als auch emotional. In dieser Art Rollenspiel können sie soziale Situationen "in Sicherheit" meistern - etwa durch die Kontrolle darüber, ob die Gedankenfiguren zurück sprechen oder nicht.

Und außerdem lernen die Kinder dabei mit abstrakten Gedanken und Symbolen umzugehen - was ihnen wiederum abstrakte Schlüsse über ihre eigene Identität erlaubt, so Carlson.

[science.ORF.at, 7.12.04]
->   Stephanie Carlson, Universität Washington
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01.01.2010