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USA fordern Freigabe von Pockenviren für Forschung  
  Wenn es nach den USA geht, soll die World Health Organisation (WHO) im Mai 2005 Pockenviren für die Forschung freigeben. Nur durch Forschung an den echten Krankheitserregern könnten effektive Impfstoffe entwickelt werden, so die Argumentation laut einem Bericht des US-amerikanischen Magazins "Technology Review".  
Pockenviren lagern - zumindest offiziell - nur mehr an einem Ort der Welt: Im Forschungszentrum der amerikanischen Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control) in Atlanta.
Vernichtung gefordert, aber dennoch eingelagert
Als die hochgradig infektiöse Krankheit 1980 für ausgerottet erklärt wurde, forderten unter anderem auch viele Wissenschaftler, die letzten Reste der hochgradig infektiösen Krankheit zu vernichten.

Die WHO entschied sich dagegen und lagerte Zellen sowie Wundschorf von infizierten Personen 1984 versiegelt im Forschungslabor in Atlanta und im russischen Gegenstück namens "Vector" in der Nähe von Nowosibirsk ein.
Viren in falschen Händen?
Schon zu Zeiten des Kalten Kriegs gab es Gerüchte, dass die Sowjetunion Viren zur Herstellung von Waffen entnommen habe.

Seit dem Zerfall der UdSSR halten sich hartnäckige Gerüchte, dass die Viren in falsche - terroristische - Händen gekommen seien.
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Ansteckend und lebensgefährlich: Pocken
Die Pocken sind eine durch Viren hervorgerufene, hochgradig ansteckende, lebensgefährliche Infektionskrankheit, die zu typischen Hautveränderungen führt. Auf Grund der hohen Ansteckungskraft breiteten sich die Pocken früher sehr rasch aus. Pocken-Viren rafften Millionen von Menschen hinweg, bei Kleinkindern lag die Sterblichkeitsrate nach Ausbruch der Erkrankung sogar bei 80 Prozent.

Nach einer zehn- bis 13-tägigen Inkubationszeit und einigen Tagen fieberhaften Initialstadiums treten bei den Pocken im Gesicht und auf der ganzen Haut Pusteln hervor, die mit der Zeit eitern und abtrocknen.
->   Mehr über Pocken in Wikipedia.de
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Impfstoffe nicht gut genug
Angst vor möglichen Anschlägen mit Pockenviren ist auch der Grund, warum in den USA die Forderung nach Freigabe der versperrten Viren immer lauter wird, schreibt Kristen Philipkoski in der Publikation des "Massachusetts Institute of Technology" (MIT).

Viele Wissenschaftler meinen, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe nicht gut genug seien. Seit den 1980er Jahren werde nämlich nur mehr an Pocken-ähnlichen Viren geforscht, worunter die Effektivität der Gegenmittel leide.
Genetische Modifikation gewünscht
Die WHO berät derzeit über verschiedene Vorschläge: Geht es nach den USA, sollte es Forschern erlaubt sein, die Pockenviren genetisch so zu verändern, dass ihr Weg durch den Organismus besser verfolgt werden kann. Das könnte etwa durch die Injektion eines leuchtenden Proteins in den Virus erreicht werden.

Nach einem anderen Vorschlag wäre es Wissenschaftlern in den USA und Russland zum ersten Mal möglich, gemeinsam an Forschungsprojekten zu Pockenviren zu arbeiten.
Entscheidung im Mai 2005
Das "World Health Assembly" wird im Mai 2005 darüber entscheiden, wie mit den Pockenviren weiter verfahren werden soll.

[science.ORF.at, 10.12.04]
->   "Technology Review" des MIT
->   Bericht des WHO Advisory Committee on Variola Virus Research 2003 (pdf)
->   Centers for Disease Control and Prevention
Mehr zum Thema "Pocken" in science.ORF.at
->   Alternative Pockenimpfung mit weniger Nebenwirkungen (10.3.04)
->   US-Forscher entwickelten gefährliche Mauspocken (30.10.03)
->   Pocken-Experte: "Genug Impfstoff da" (19.2.03)
->   WHO: Vernichtung von Pocken-Viren verschieben? (15.1.02)
 
 
 
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01.01.2010