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Forscher entdeckten bei Blindem "sechsten Sinn"  
  Britische Forscher haben einen "sechsten Sinn" bei einem Blinden nachgewiesen, mit dem er Gefühle auf Gesichtern ablesen kann. Mit einem nicht für das Sehen zuständigen Teil des Gehirns kann er Emotionen erkennen.  
Der 52-jährige Brite könne Gefühle wie Wut und Freude auf Gesichtern erkennen, schreibt Alan Pagna von der Universität von Wales in "Nature Neuroscience".
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Die Studie "Discriminating emotional faces without primary visual cortices involves the right amygdale" von Alan J. Pegna, Asaid Khateb, Francois Lazeyras und Mohamed L. Seghier wurde am 12.10.2004 online in "Nature Neuroscience" veröffentlicht (doi:10.1038/nn1364).
->   Link zum Original-Abstract
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Keine Verarbeitung eingehender optischer Signale
Zwei Herzinfarkte hatten den Teil im Gehirn des Mannes beschädigt, der normalerweise die eingehenden optischen Signale verarbeitet. Dadurch ist er vollkommen blind, auch wenn seine Augen und die Sehnerven funktionieren.
Wut oder Freude dennoch erkannt
Unterschiede zwischen einem männlichen und einem weiblichen Gesicht oder zwischen Kreisen und Vierecken habe er nicht wahrnehmen können, schrieben die Psychologen in ihrer Studie.

Dagegen habe er in 59 Prozent der Fälle richtig gelegen, wenn er sagen sollte, ob die ihm vorgehaltenen Gesichter Wut oder Freude ausstrahlten.
Trefferquote höher als bei geratenen Aussagen
Nach Angaben des Leiters der Studie, Alan Pegna, liegt diese Rate deutlich über der Trefferquote bei geratenen Aussagen.

Auch Trauer oder Furcht habe er in der menschlichen Mimik erkennen können - nicht dagegen drohende oder friedfertige Ausdrücke bei Tieren.
Gehirnteile für non-verbale Kommunikation aktiviert
Messungen ergaben, dass bei Vorlage der Gesichter der Teil des Gehirns aktiviert wurde, der für die Verarbeitung von non-verbalen Gefühlen zuständig ist. Das lege die Vermutung nahe, dass der Mann von den Augen aufgenommene Signale nicht im Sehzentrum verarbeite, sondern in anderen Teilen des Gehirns, schrieben die Wissenschafter.

[science.ORF.at/APA/AFP, 13.12.04]
->   Mehr über das Gehirn im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010