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Saturn scheint langsamer zu rotieren  
  Heimische Astronomen berichten von rätselhaften Phänomenen auf dem Saturn: Nach ihren Berechnungen rotiert der Planet im Vergleich zu Messungen aus den 80er Jahren langsamer. Und auch seine Temperatur könnte sich in der Zwischenzeit deutlich verändert haben.  
Über ihre Messungen berichtet das Forscherteam um Helmut Rucker vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Online-Ausgabe von "Science".
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Die Studie "Radio and Plasma Wave Observations at Saturn from the Cassini Approach and First Orbit" wurde auf "Scienceexpress" (16. Dezember 2004) veröffentlicht.
->   Scienceexpress
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Cassini/Huygens vor entscheidender Phase
Nach mehr als siebenjähriger Reise zum Planeten Saturn und seinem Mond Titan tritt die Mission Cassini/Huygens im Jänner 2005 in eine entscheidende Phase. Die Landesonde Huygens wird von der Raumsonde Cassini abgetrennt und soll am Saturnmond Titan landen um die Atmosphäre und die Oberfläche von Titan zu erforschen.

Knapp vor dieser heißen Phase berichten Astronomen nun von der scheinbar längeren Rotationsdauer des Saturn.
->   Mehr dazu: Titan-Sonde wird am Christtag abgekoppelt (13.12.04)
Wie die Radiowellen entstehen
Cassini begann bereits kurz nach dem Vorbeiflug an Jupiter Ende 2000 die Radiowellen des Saturn zu messen. Diese entstehen durch das Eindringen von geladenen Teilchen (Sonnenwind) in die Magnetosphäre des Planeten.

Das gelingt den Teilchen vor allem in den so genannten Cleft-Regionen, wo sich das Magnetfeld trichterförmig in Richtung Planetenoberfläche biegt.

Beim Eindringen wird die Bewegungsenergie der Teilchen teilweise in elektromagnetische Energie umgewandelt, es entstehen Radiowellen mit einer deutlichen Intensitätsspitze.
Indirekte Messung der Rotationszeit
Da sich das Magnetfeld und damit die für die Radiostrahlung relevante magnetische Anomalie mit dem Saturn mitdrehen, lässt sich aus der Messung der Radiowellen-Spitzen gut die Umdrehungszeit des Planeten messen.
"Enormer Unterschied"
"Im Vergleich etwa zu Schwankungen in der Erdrotation, die nur Bruchteile von Sekunden betragen, ist eine um sechs Minuten längere Periode ein enormer Unterschied, für den wir noch keine Erklärung haben", erklärte Rucker im Gespräch mit der APA.
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Messung von Radiostrahlen und Blitzen
Eines der 12 Experimente an Bord von Cassini ("RPWS Experiment") misst die Radiostrahlung in der Magnetosphäre des Planeten und die Gewitterblitze in der Saturnatmosphäre. Am Grazer Institut wurden die dafür benötigten Empfangsantennen kalibriert und Programme zur Datenauswertung entwickelt. Unter der Federführung von Wissenschaftlern der University of Iowa (USA) sind neben den Grazern noch französische, englische, norwegische und schwedische Forscher an den Experimenten beteiligt.
->   Institut für Weltraumforschung (IWF)
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Aber Kern rotiert "nicht wirklich" langsamer
Die Wissenschaftler glauben allerdings nicht, dass tatsächlich der Planetenkern - und damit das Magnetfeld - langsamer rotiert. Möglich wäre, dass die Radioquelle selbst eine gewisse Wanderung macht und durch einen "Schlupf" der Radioquell-Region die Radio-Spitzen verzögert erscheinen.

Ähnliches wurde bereits am Jupiter beobachtet, "aber derzeit können wir das nicht verifizieren", so Rucker.
Weniger Gewitterblitze lassen ...
Die Messungen der Wissenschaftler haben aber noch ein weiteres erstaunliches Ergebnis ergeben: "Auch die Zahl an registrierten Gewitterblitzen geht im Vergleich zu den Voyager-Messungen vor mehr als 20 Jahren deutlich zurück", erklärte Rucker.

Eine mögliche Ursache für dieses Phänomen sehen die Forscher in der Veränderung der Temperaturverhältnisse in der Saturnatmosphäre, hervorgerufen durch unterschiedlichen Schattenwurf des Saturn-Ringsystems.
... auf geänderte Temperaturen schließen
Während vor 20 Jahren sehr scharfe Schatten beobachtet werden konnten, was auf sehr starke Temperaturunterschiede in der Atmosphäre hindeutet, traten 2004 wesentlich breitere Schatten der Saturnringe auf, als Folge der veränderten Lage des Ringsystems gegenüber dem einfallenden Sonnenlicht.

Ein Indiz dafür, dass die Temperaturunterschiede geringer sind, daher auch weniger Gewitterblitze detektiert werden.

[science.ORF.at/APA, 16.12.04]
->   Cassini-Huygens Homepage der ESA ...
->   ... und der NASA
->   science.ORF.at-Archiv zu Cassini
 
 
 
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01.01.2010