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Rechnungshof kritisiert Akademie-Institut IMBA  
  Der Rechnungshof (RH) kritisiert die Kostenexplosion beim Aufbau von Biotech-Forschungsinstituten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), besonders beim Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hingegen sieht das Institut ungefährdet. In einer Aussendung betont sie "stolz" auf das IMBA zu sein, die Finanzierung für die nächsten Jahre sei gesichert.  
"Gefährdet Forschungsbetrieb der ÖAW"
Die Kosten des Biotech-Instituts haben sich laut einem am Montag vorgelegten RH-Tätigkeitsbericht gegenüber den ursprünglichen Plänen auf mehr als 32 Mio. Euro verdoppelt.

Der RH bemängelt, dass damit die Aufwendungen des Gesamt-Projekts, das auch das Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) umfasst, von 1999 bis 2003 von 28,8 Mio. Euro auf 45,22 Mio. Euro angestiegen seien.

Außerdem könnte der zu erwartende "erhebliche Anstieg" der Betriebskosten "den übrigen Forschungsbetrieb der Akademie finanziell gefährden", warnen die Prüfer.
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IMBA: Tochter der ÖAW
Beim Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) handelt es sich um eine 100-prozentige Tochter der ÖAW, die in Kooperation mit dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim gegründet wurde.
->   IMBA
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Nach Penninger-Ankunft kam es zu Änderungen
Laut RH war ursprünglich geplant, insgesamt 120 Forscher zu beschäftigen, die jährlichen Betriebskosten wurden auf 7,27 Mio. Euro geschätzt. Für die Errichtung eines Laborgebäudes waren Gesamtkosten von 15,88 Mio. Euro geplant.

Nachdem im Jahr 2002 der international renommierte, aus Österreich stammende Biomediziner Josef Penninger als IMBA-Direktor bestellt wurde, sei es zu einer Verlagerung des Forschungsschwerpunkts, Änderungen des Kooperationsvertrags mit dem Pharmaunternehmen sowie baulichen Umplanungen und erheblichen Erweiterungen (im Ausmaß von 8,8 Mio. Euro) gekommen. Dabei nahm die geplante Personalkapazität auf 210 Forscher zu.
->   Mehr dazu: Spitzenforscher als IMBA-Direktor (19.12.01)
Verdoppelung des IMBA-Budgets
Der Anstieg der Gesamt-Projektkosten auf 45,22 Mio. Euro geht ausschließlich auf die Kappe des IMBA, der Projektteil für die GMI-Pflanzenforschung sei mit 12,9 Mio. Euro "annähernd unverändert geblieben", heißt es in dem Bericht.

Zieht man diese GMI-Kosten von den Gesamtaufwendungen ab, kommt man auf 32,3 Mio. Euro für das IMBA - das ist doppelt so viel wie die ursprünglich geplanten 15,88 Mio. Euro.
Fehlende Wirtschaftsprüfung
Der RH kritisiert, dass die erhebliche Ausweitung des Projektumfangs sowie dessen qualitative Veränderung von den verantwortlichen Leitungs- und Aufsichtsgremien der Akademie "weitgehend ohne nähere Prüfung der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Angemessenheit sowie der Finanzierbarkeit akzeptiert wurden".
Finanzierungslücke
Obwohl die ÖAW davon ausgegangen sei, den Mehrbedarf großteils mit zusätzlich lukrierten Mitteln abdecken zu können, habe sich letztlich eine Finanzierungslücke von 9,7 Mio. Euro aufgetan.

Weiters seien die Investitionskosten für wissenschaftliche Geräte in Höhe von 15 bis 20 Mio. Euro noch nicht berücksichtigt worden. Die Betriebskosten sollen laut Prüfern um acht bis zehn Mio. Euro über den ursprünglichen Schätzungen von 7,27 Mio. Euro liegen.
Verzögerung der Fertigstellung
Kritik übt der RH auch an der Tatsache, dass die ursprünglich für 2003 geplante Fertigstellung des Laborgebäudes frühestens 2005 erfolgen werde. Diese "erhebliche zeitliche Verzögerung" sei auf "gravierende Schwachstellen im Projektmanagement" zurückzuführen.
Weitere Kritikpunkte
Bei seiner Prüfung der ÖAW-Gebarung, die auf Bitte des Bildungsministeriums erfolgte, kritisierte der RH weiters eine Zersplitterung der Forschungsaktivitäten der Akademie und fehlende strategische Anhaltspunkte über ihre Funktion im österreichischen Forschungsumfeld.

Weiters bemängeln die Prüfer das Fehlen moderner Führungsinstrumente und eines strategischen und operativen Controllings, komplizierte Verwaltungsstrukturen mit teils übergroßer Regelungsdichte, eine "bescheidene Drittmittelquote ... verstärkt durch die mangelnde Akquisition von EU-Förderungsmittel".

Durch die Prüfung aller bisherigen Kostenansätze sollte eine Effizienzsteigerung des Forschungsbetriebs in der Größenordnung von mindestens zehn Prozent der jährlichen Kosten (das sind rund drei Mrd. Euro) möglich sein, heißt es in dem Bericht.
Gehrer: Finanzierung ist gesichert ...
"Wir sind stolz auf das Institut für molekulare Biotechnologie. Es ist ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Forschungslandschaft und ein internationales Exzellenzzentrum", erklärte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer nach Bekanntwerden des RH-Berichts in einer Aussendung.

Die Finanzierung sei "mit 7,2 Mio Euro" für das Budgetjahr 2005 "gesichert" und sie habe mit Joseph Penninger eine Vereinbarung zur Sicherstellung der Mittel unterzeichnet.
... auch in den Folgejahren
Für die notwendige Ausstattung mit Geräten würden laut Gehrer für IMBA und das Gregor-Mendel-Institut (GMI) für die Jahre 2005, 2006 und 2007 insgesamt 20 Mio. Euro benötigt.

Für das Jahr 2005 seien acht Millionen Euro mit Beschluss der Nationalstiftung sichergestellt worden, gemeinsam mit Finanzminister Grasser würden für die Jahre 2006 und 2007 in einem Schreiben die jeweils notwendigen sechs Millionen Euro zugesichert werden.

[science.ORF.at/APA, 20.12.04]
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01.01.2010